bisher war ich nur eine stille Mitleserin, aber jetzt möchte ich die Initiative ergreifen und meine Geschichte teilen, um vielleicht einen Denkanstoß zu erhalten.
Ich leide schon seit Jahren unter verschiedenen Symptomen, die täglich auftreten, mal schwächer und mal stärker, jedoch geht es mir selten „gut“ und ich fühle mich eigentlich nie „normal“.
Laut Hausarzt bin ich vor 5 Jahren das erste Mal vorstellig geworden mit folgenden Symptomen:
-Tägliche, plötzlich auftretende Erschöpfung ( sowohl mental als auch körperlich)
-Benommenheit und Schwankschwindel ( wie nach Alk., jedoch trinke ich überhaupt keinen Alk.) sowie außer Hauses das Gefühl, meine Beine tragen mich nicht und geben nach
-Nicht richtig „anwesend“, DP/DR, wobei ich mich seit Jahren in keinem Moment mehr „normal“ gefühlt habe
-Das Gefühl ohnmächtig zu werden, wobei das noch nie passiert ist
-Konzentrationsschwierigkeiten ( in unangenehmen Situationen sogar Wortfindungsstörungen)
-Herzstolpern, Extrasystolen
Schon während meines Studiums vor ca. 8 Jahren habe ich mich bei meiner damaligen Hausärztin mit ähnlichen Symptomen vorgestellt. Ich kann mich nicht mehr genau daran erinnern, aber auch zu der Zeit waren alle Untersuchungsergebnisse in Ordnung. Im Anschluss habe ich einfach weitergemacht.
Ich habe in den letzten drei Jahren mehrfach Blut abgenommen bekommen, die Ergebnisse waren immer einwandfrei.
Ich war mehrfach beim Hausarzt, außerdem beim HNO, Neurologen, Gynäkologen, Kardiologen und Orthopäden.
Es wurde ein MRT vom Schädel, ein Ultraschall der Schilddrüse, ein Ruhe-EKG, ein Belastungs-EKG sowie ein Herzultraschall durchgeführt. Alle Ergebnisse waren ohne Befund.
Mein Hausarzt sagte mir zuletzt, wenn ich eine Krankheit hätte, wäre es eine, die noch nicht bekannt ist.
Mein letzter Weg führte mich zu einer Therapeutin. Dieser Schritt ist mir schwer gefallen, da ich mir nicht vorstellen konnte, dass diese Symptome psychischer Natur sind. Nachdem die Therapeutin mich fragte, welche Therapieform nach meinem Ermessen für mich geeignet wäre und mir sagte, dass Schwankschwindel nicht typisch für ein psychisches Problem sei, habe ich den Mut verloren und die Therapie nach der ersten Sitzung abgebrochen. An dieser Stelle hätte ich anders handeln sollen.
Ich möchte noch anmerken, dass ich trotz meines Zustandes immer funktioniert habe; wahrscheinlich weil ich Angst hatte, dass, wenn ich es nicht tun würde, ich als nicht belastbar abgestempelt werden würde. Ich war im Umkehrschluss maximal 2-3 Tage im Jahr krankgeschrieben. Vor diesem Hintergrund scheint meine Sorgen niemand wirklich ernstzunehmen. Ich arbeite als Projektleiterin und habe eine Führungsrolle übernommen, sodass ich funktionieren musste. Zumindest habe ich mir das abverlangt. Dass ich mich teilweise vor Schwankschwindel nicht getraut habe auf Toilette zu gehen, wusste aber niemand. Oder, dass ich in größeren Runden das Gefühl hatte, meine Beine können mich nicht mehr tragen.
Ich gehe drei Mal wöchentlich ins Fitnessstudio, wobei ich gemäß Trainingsplan kontinuierlich die Gewichte erhöhe. Außerdem mache ich Yoga. Dann frage ich mich, wie kann mein Körper diese schweren Gewichte stemmen, aber scheint dann wiederum unter seinem eigenen Gewicht nachzugeben. Und wie kann ich Yogaposen auf einem Bein meistern und dann wiederum das Gefühl haben, auf einem schwankenden Boot zu laufen. Wie passt das alles noch zusammen? Mittlerweile weiß ich einfach nicht mehr weiter. Dieser Zustand ist unerträglich und ich will mich einfach nur wieder „normal“ fühlen. Eine kurze Sekunde meine Umgebung voll wahrnehmen und nicht wie in einem Film oder durch eine Scheibe. Alles um mich herum ist gedämpft. Meine Gedanken kreisen 24/7 nur um tödliche Krankheiten. Sobald ich für eine mögliche Krankheit Entwarnung bekomme, google ich nach der nächsten Alternative, weil mein Gehirn nicht akzeptieren will, dass es eventuell ein psychisches Problem sein könnte.
Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als wieder zu fühlen und wahrzunehmen, wie ich es mal getan habe. Aber selbst die Erinnerung daran schwindet langsam. Ich möchte nur für einen kurzen Augenblick den Sonnenuntergang genießen, wie ich es früher getan habe. Es würde mir schon reichen, meine Erinnerung an dieses Gefühl aufzufrischen.
Entschuldigt den langen Text, aber es fällt mir schwer mich kurz zu fassen.
Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen, Tips oder kann mir zumindest das Gefühl geben, nicht alleine damit zu sein.
Ich danke euch für eure Zeit
29.03.2024 23:46 • • 31.03.2024 x 8 #1