Ja, hier bin ich nun. Ich bin 37 Jahre alt, männlich und beruflich momentan in der Kinder- und Jugendhilfe tätig. Momentan will heißen, dass ich seit nunmehr 4 Wochen krank geschrieben bin...
Vor ca. 6 Jahren, ich war gerade in einer sehr unbefriedigenden Beziehung und die ersten Diplom-Prüfungen waren gerade abgelegt, hatte es mich schon einmal richtig erwischt. Während einer Autofahrt bekam ich eine heftige Panikattacke, die mich damals vollkommen kalt erwischte. Ich war gerade auf dem Weg zur Arbeit, die ich dann für diesen Tag noch so leidlich überstand. Die nächsten Tage kamen mir dann wie eine einzige Abfolge von Panikattacken vor. Nur im liegenden Zustand im Bett war es einigermaßen auszuhalten, natürlich kam ich kaum mehr aus dem selbigen wieder heraus. Immerhin, ich schaffte es noch zu einem bekannten Therapeuten zu gehen (ein Mediziner), den ich darum bat, mir „irgendwas“ zu geben, irgendwas, das diesen „Zustand“ lindern könnte. Nun, mit einem Rezept für Tavor und Cipralex kam ich wieder aus der Praxis. Das Tavor habe ich nur für extreme Notfälle genommen und schließlich ganz weggelassen, als das Cipralex begonnen hatte, zu wirken.
Dennoch entwickelte sich im weiteren Verlauf eine ganz schlimme Angst vor Krankheiten, vorzugsweise Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs. Ich hatte das Glück, einen Hausarzt zu haben, mit dem ich über die Ängste sprechen konnte. Um mich zu beruhigen, stimmte er auch einer ganzen Reihe von Untersuchungen zu. Bluttests, EKG, EEG und einmal war ich auch bei einer Kernspin, da ich mir einen Gehirntumor einredete. Nie kam irgendein Befund raus. Und dann Lungenkrebs, wieder Herzinfarkt,.....
Nun, nach jeder Untersuchung war ich kurze Zeit beruhigt, bis das nächste „Symptom“ auftauchte. Wobei ich sagen muss, dass die beschwerdefreie Zeit von mal zu mal kürzer wurde. Und so ging das nun seit Jahren. Von Arzt zu Arzt.
Dennoch habe ich es gewagt, das Cipralex vor etwa 3 Monaten eigenständig abzusetzen. Ich dachte irgendwie, mir würde es ja einigermaßen gut gehen. Ich weiß auch nicht, warum ich niemals so wirklich den Zusammenhang zu den Ängsten herstellen konnte. Gut, die erste Zeit klappte das auch ganz gut. Es waren einige Absetzerscheinungen zu überwinden (die berühmten „Blitze“ im Kopf) und ich wurde wieder „emotionaler“, in der einen oder anderen Richtung, aber das war es mir wert.
Nun habe ich vor einigen Wochen ziemlich plötzlich extreme, aber gutartige Herzrhythmusstörungen bekommen, die auch diagnostiziert wurden. Nachdem ich meine Cholesterinmedikamte abgesetzt hatte und vom Arzt einen hoch dosierten Mineralienmix erhalten habe, wurde es wieder besser und nun stolpert da auch nichts mehr. Allerdings ist seit dem dennoch nichts mehr wie es war, oder besser gesagt, es ist, wie es immer war, nur wieder ganz massiv. Ich habe ganz seltsame „Ziehgefühle“ im Nacken und am Kopf, vorzugsweise an der Schläfe und über dem Ohr. Keine Schmerzen im eigentlichen Sinne, sondern ein Ziehen und recht undefiniertes Drücken. Dann pocht es wieder mal am Schädeldach, zwischendurch pfeift es auch mal im Ohr. So, und dann meine ich, nicht mehr richtig laufen zu können. Außerdem fühlt sich mein rechter kleiner Finger „seltsam“ an, das gleiche meine ich bei meinem rechten Unterschenkel festzustellen. Und so denke ich seit drei Wochen nur noch über einen Hirntumor nach. Hirntumor morgens, mittags und abends. Als ob ich nur noch aus denkendem Kopf bestehen würde, zu meinem Körper habe ich kaum noch einen Bezug. Es ist gerade kaum mehr was anderes möglich, an Arbeiten ist gar nicht zu denken.
Und: Ich weiß ja um meine Ängste. Aber da ist immer der Zweifel, was ist, wenn ich doch ernsthaft krank bin? Wenn es diesmal anders ist als sonst? Ich habe mit meinem Arzt schon mehrmals drüber gesprochen. Er meint, nachdem, was ich ihm an „Symptomen“ berichte, kann er es einfach nicht verantworten, mich der Strahlenbelastung auszusetzen und nochmals in die Röhre zu schicken. Nichts würde auf einen Tumor hindeuten, das alles seien viel zu unspezifische Kriterien. Und so warte ich momentan jeden Tag darauf, dass es wieder besser wird und das Cipralex, das ich seit fast 3 Wochen wieder nehme, wirkt. Es ist wirklich nicht toll, gerade.
20.05.2010 14:09 • • 11.06.2010 #1