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Hallo zusammen,

ich war in diesem Forum bereits seit langem stille Mitleserin, aber muss mich nun doch einmal aktiv melden. Das wird wahrscheinlich leider ein etwas längerer Text, also mal schauen, wer überhaupt bis zum Ende durchhält.

Bei mir fing alles vor 4 Jahren an. Bis dato habe ich mir um (schlimme) Krankheiten nie - wirklich absolut nie! - Gedanken gemacht. Aber dann erhielt die Diagnose Multiple Sklerose. Die Diagnostik ist damals leider nicht so toll abgelaufen. Der ambulante Radiologe, bei dem ich als erstes war, meinte nur er hätte was gefunden. Könnte nur eine Entzündung oder aber ein Tumor sein. Grund mich direkt in eine Klinik einzuweisen sah er allerdings nicht. Ich solle einfach zeitnah einen Termin vereinbaren. Mit dem Nichtwissen, ob es ein Tumor ist habe ich dann eine Woche lang nur geheult bis ich endlich in der Klinik war und durch weitere Diagnostik MS festgestellt wurde.

Kurz danach fing es auch schon an. Ich bekam mit, dass es mitunter sehr schwierig und langwierig sein kann MS zu diagnostizieren und fragte mich, warum es bei mir so schnell ging, ob sich die Ärzte nicht doch vertan haben, es ein Tumor ist usw. Ich googelte mich dumm und dämlich.
Wohl aufgrund des ganzen Stresses, den ich mir selber machte, bekam ich kurze Zeit später Verdauungsprobleme (Oberbauch- bzw. Magenschmerzen, Durchfall etc.). Was spuckt google da als erstes aus? Natürlich Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ich rannte von Pontius zu Pilatus, x Mal Sonographie, CT etc., verschiedene Ärzte. Alles ohne Ergebnis. Während ich noch voll in dieser Angst stecke, fasste ich mir einmal beim Warten auf meinen Koffer am Flughafen total komisch an den Hals um bemerkte einen Knubbel. Nächste Angst: Lymphdrüsenkrebs. Wieder x Ärzte, Sonographie, MRT etc. Alles wieder ohne Befund.

Mein aktuelles Problem sind hauptsächlich, die sich abwechselnden Ängste vor Brust- und Hautkrebs. Ich war im Januar zuletzt beim Hautkrebsscreening, wo nichts gefunden wurde. Habe seeehhr viele seeehr komisch aussehnde Muttermale muss ich dazu sagen (also wenn man nach der ABCDE Regel geht, müssten die alle Hautkrebs sein). Im Dekolletee habe ich zwei neue. Einen helleren einen dunkleren. Beide sehr klein. Beim Screening im Januar angeblich unauffällig. Und doch lassen sie mich nicht los. Weil sie beide erst innerhalb des letzten Jahres etwa entstanden sind und der dunklere relativ schnell dunkel geworden ist usw. Nun habe ich in 2 Wochen wieder Termin beim Dermatologe und bin schon wieder kurz vorm Durchdrehen, kann mich nicht auf die Arbeit konzentrieren etc.

Mein Freund und ich haben gerade ein Haus gekauft und sind dies am renovieren. Eigentlich sollten bald Hochzeit und irgendwann Kinder folgen. Aber ich kann mich nie, wirklich nie entspannen, auf bzw. über etwas freuen etc. Meine Gedanken kreisen immer darum, was ist wenn es was schlimmes ist. Krebs, Chemo, arbeitsunfähig, Krankengeld, Haus weg, Job weg, hochverschuldet etc. Sobald eine Sache ärztlich geklärt ist, habe ich wieder Angst vor etwas anderem. Aktuell eben diesen beiden relativ neuen Muttermalen. Dann sage ich mir immer: Ok sobald das geklärt wurde, ist alles okay. Dann bin ich wirklich mal glücklich. Aber es ist immer wieder was neues. Und wie gesagt ich hatte das früher nie. Das fing alles erst mit der MS an.

Ich erwarte nicht, dass ihr mir helfen könnt, aber es tut gut sich alles von der Seele zu schreiben. Mir bleibt aktuell wohl nichts weiter übrig als wieder auf den Dermatologen-Termin hinzubibbern und zu hoffen, dass mal wieder nichts ist.

Vielen Dank falls ihr bis hierhin durchgehalten habt einen schönen Tag euch allen!

05.06.2023 08:16 • 05.06.2023 x 1 #1


4 Antworten ↓


P. S. Mit der MS geht es mir soweit sehr gut, sie verhält sich ruhig und macht mir überhaupt gar keine Angst. Wahrscheinlich weil sie so an sich erstmal nicht tödlich ist.

A


Immer wiederkehrende Angst vor vor Krebs Brust, Haut etc

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@Küstensturm

Erst einmal herzlich willkommen hier. Es wird Dir bestimmt helfen, Dich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Manchmal braucht man auch nur jemanden, der einen wieder von der Palme runterholt, das können wir hier gut

Zitat von Küstensturm:
Mir bleibt aktuell wohl nichts weiter übrig als wieder auf den Dermatologen-Termin hinzubibbern und zu hoffen, dass mal wieder nichts ist.


Doch, Du kannst etwas tun - such Dir einen Therapieplatz, damit Du da nicht allein durch musst. Lass Dir dabei helfen. Du schreibst sehr strukturiert und hast Deine Situation schon gut erfasst wie mir scheint. Zusammen mit einem Therapeuten bekommst Du das bestimmt in den Griff.

Zitat von Küstensturm:
Aber dann erhielt die Diagnose Multiple Sklerose.


Du hast die Angst ums Leben wahrhaftig kennenlernen müssen und für manche Menschen stellt das ein Trauma dar.

Dein Thema ist die Erkenntnis, dass einem wirklich Unbill zustossen kann, man darüber null Kontrolle hat und dann wird das Leben reiner Stress. Denn jetzt weiss man, Sh.it happens.

Um das alles zu verstehen, auch nach den Hintergründen deiner Angst zu suchen, dafür macht man Therapie.

Und furchtbar wichtig für jetzt: Finger weg von Dr. Google, du googelt dich in den Wahnsinn. Also, lass es sein und keine Ausreden.

@Küstensturm Ich denke, deine Angst kann man sehr, sehr gut bei einem Therapeuten behandeln. Es wäre für dicEr gut, dass in Angriff zu nehmen. Dir hat niemand vernünftig geholfen, mit der Diagnose MS umzugehen. Mit der Krankheit kann man ja auch sehr gut leben, es ist nur ein Einschnitt. Ich glaube, da hat sich was verlagert. Such dir zeitnah Hilfe, sonst kriegst du eine Krankheitsangst nach der Nächsten. Ich habe auch genau für solche Ängste einen sehr guten Verhaltenstherapeuten gehabt. Er konnte mir gut helfen. Es flackert nur sehr selten noch auf bei mir. Und es war auch eine reale Krankheit da, mit der ich leben musste und bei der mir auch lange nicht richtig geholfen wurde. Dieses Ohnmachtsgefühl hat sich dann auf andere Krankheitsängste gelagert. Aber wie gesagt, man kann das sehr gut behandeln.




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Dr. Matthias Nagel
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