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Hallo zusammen,

Mir geht’s gar nicht um eine konkrete Krankheit, da zumindest mein Kopf ständig eine neue krankheitsangst entwickelt.

Meistens ist es Krebs aber in Zeiten der ice bucket challenge war auch ALS und MS populär.

Kurioserweise habe ich nie Angst vor irgendwelchen Herz Kreislauf Erkrankungen.

Hat schon mal jemand beleuchtet was hinter solchen Ängsten steckt?

Ich verzweifle daran, da ich eigtl keinen sorgenfreien Tag mehr habe. Jedes kleine Symptom ist sofort der Vorbote einer schlimmen Krankheit.

Mich würde interessieren ob es hier jemanden gibt, der den Teufelskreis durchbrochen hat…

Grüße Mark

30.07.2022 09:48 • 31.07.2022 #1


20 Antworten ↓


Es geht nicht darum, dass man einen Teufelskreis durchbricht, es geht ums Verständnis.

Aus irgendeinem Grunde hat man eine Angst vor negative Folgen entwickelt, oder anders ausgedrückt, aus irgendeinem Grunde fürchtet man um sein Leben.

Total wider aller Logik befürchtet man einen Angriff auf sein Leben. Kein Gedanke wird daran verschwendet, dass heutzutage sehr viele Erkrankungen therapiert werden können, nein, man ist der Meinung, etwas könnte einen umbringen.

Und wenn man so denkt, könnte man darüber hinausdenken und sich fragen:

Warum fürchte ich so um mein Leben, dass ich derartige Ängste entwickeln muss? Warum brauche ich dermassen viel Kontrolle und warum denke ich, dass ich überhaupt so hilflos bin?

Die Symtome der Angsterkrankungen sind zwar vielfältig, allerdings fürchtet jeder quasi um sein Leben. Und vor lauter Furcht wird das Leben grauslich. Also, was steckt in Wirklichkeit dahinter.

Ist mit Grundlage jeder Therapie, denn wenn ich meine wahren Ängste kenne, gelingt es mir eher, sie zu besänftigen.

A


Hypochondrie / wie kommt man wieder raus?

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Zitat von Icefalki:
Es geht nicht darum, dass man einen Teufelskreis durchbricht, es geht ums Verständnis. Aus irgendeinem Grunde hat man eine Angst vor negative Folgen ...

Dann waren meine Therapeuten bis jetzt alle doof
Ich sollte schlichtweg damit leben lernen

@Icefalki aber wie kommt man denn auf die wahren Hintergründe?

Einiges mag ich denke zu kennen. Aber es ändert es nicht wirklich.

Zum Beispiel ist sie familiäre Situation nicht wirklich schön (aber auch nicht Schlecht). Aber an der Hypochondrie ändert diese Selbsterkenntnis nichts

Zitat von Cornelie:
Dann waren meine Therapeuten bis jetzt alle doof
Ich sollte schlichtweg damit leben lernen


Nicht dein Ernst? Natürlich müssen wir alle damit umgehen lernen, allerdings braucht man doch eine Richtung. Ich persönlich mag mein Ursache-Wirkungsverständnis, ein anderer kommt super mit Entspannung zurecht, usw.

Angst hat doch ihren Grund. Und sei es, dass man in der Kindheit damit klar kommen musste, der Depp der Familie zu sein. Oder es liegt in der Genetik, oder Traumata, alles, das in Richtung Angst ums eigene Leben geht.

Ich hab es kapiert, als mir das klar wurde. Mein ganzes Angstgedöhns hat damit zu tun, dass ich schon als kleines Kind Angst um mein Leben hatte. Ich hatte niemand, mit dem ich das besprechen konnte, bei uns hatte man zu funktionieren und fertig.

Würde hier zu weit führen. Aber als ich das alles erkannt habe, konnte ich langsam Strategien entwickeln, und habe deutlich mehr Verständnis für mich selbst.


@Mark8181 , ich schreibe dir jetzt nur Überlegungen hin, was sein könnte oder wie man denken darf:

Familiär, was stört dich wirklich daran?

Krankheit: könnte Krankheit als Aufmerksamkeitsruf, verstanden werden

Oder bedeutet Krankheit eine Flucht vor Verantwortung. Oder Rückfall in die Kindheit.

Und bevor diese Sätze falsch verstanden werden, um weiter zu kommen, muss man sich manch unbequemen Wahrheiten stellen. Zumindest habe ich das bei mir so praktiziert.

Und Hypochonders suchen ja auch die Hilfe von aussen, jemand, der bestätigt: Alles gut, du hast nichts. Und hier liegt doch eine gewisse Bedürftigkeit. Also, was sucht man wirklich ?

Und bevor sich jemand angegriffen fühlt, ich bin jemand, der die Kontrolle braucht.

@Icefalki

Ich bin auch jemand der Kontrolle braucht und wenn die wegfällt, dann habe ich extreme Ängste und Symptome.

Zitat von Beebi:
und wenn die wegfällt, dann habe ich extreme Ängste und Symptome.


Weil was sein könnte? Mir geht es ja auch so. Kontrolle bedeutet Sicherheit und Kontrolle kann man sich natürlich auch erarbeiten, was ich auch wirklich gerne tue. Und Kontrolle ist auch, zu wissen, dass man nie wirklich Kontrolle hat.

Und mit diesem Satz rette ich mich manchmal, natürlich funktioniert das nicht immer.

Bei Ängsten ist es ganz wichtig, dass man sich mögen lernt. Und diese liebenswerte Eigenschaft erlernt, bissle über allem stehen zu wollen. Nimmer alles so wichtig nehmen zu müssen.

Weg von den Extremen, hin zur Gelassenheit. Ist ein langer Weg und gilt als: Der Weg ist das Ziel. Und das Ziel heisst, dass man sich mit sich arrangiert, jeder auf seine Art und Weise und lernt, dass Veränderungen zum Leben gehören. Und Angst, echt jetzt, ohne Quatsch, ziemlich Power hat, grins , soviel zur Gelassenheit.

Deswegen ist Denkarbeit so wichtig, da wir uns ins Elend denken können, kann man sich auch wieder herausdenken. Oder?

Du triffst den Nagel ja doch schon irgendwie genau auf den Kopf.
Bei mir ist es auch so. Sobald etwas Unerwartetes eintritt, habe ich keine Kontrolle darüber gehabt und das macht mich unsicher und ängstlich. Sobald ich zum Beispiel ein Symptom habe, welches ich nicht kenne, befasse ich mich Stunden oder Wochen damit. Erst wenn ich für mich weiß, dass es nichts Schlimmes ist, geht die Angst zurück und ich bekomme langsam die Kontrolle wieder und alles ist gut. Oder wenn ich nicht weiß, was zum Beispiel ein Medikament in mir anrichten könnte, gerate ich in Angst und zum Teil in Panik. Einfach ein schreckliches Gefühl, wie ich finde.

Ob man es wieder verlernen kann, weiß ich allerdings nicht. Auf jeden Fall müsste es funktionieren, da man es ja wirklich auch irgendwie gelernt hat.

Zitat von Icefalki:
Nicht dein Ernst? Natürlich müssen wir alle damit umgehen lernen, allerdings braucht man doch eine Richtung. Ich persönlich mag mein ...

Doch - wahrhaftig wurde mir das 2 x so mitgeteilt - Auch das die Problematik eine Drangblase ja nun mal vele hätten
Sorry wollte mich nicht ins Thema drängen sondern würde gerne mitlesen und lernen

Zitat von Beebi:
Ob man es wieder verlernen kann, weiß ich allerdings nicht. Auf jeden Fall müsste es funktionieren, da man es ja wirklich auch irgendwie gelernt hat.

Hey Beebi,

vielleicht geht es eher darum etwas neues bzw. einen neuen Umgang zu erlernen, statt etwas zu verlernen, auch wenn es sehr schwierig erscheint.

LG

@Maverick1

Ich würde gerne meine Angst wieder verlernen. Vorher war es einfach schöner. Aber klar, recht hast du bestimmt mit dem was du schreibst.

@Beebi

Das Gefühl kenne ich so gut ! Der Anfang war für mich erst einmal zu akzeptieren, zuzulassen und dann einen neuen Umgang mit den unangenehmen Gefühlen und Zuständen zu lernen
Das war alles andere als einfach

@Maverick1
Da fängt es schon an. Ich kann es nicht akzeptieren, dass es mir manchmal so schlecht geht. Ich finde es einfach nur doof und ich glaube da liegt schon das Problem.

Und wie hast du es letztendlich geschafft?

@Beebi

Ja vereinfach ausgedrückt mit annehmen, zulassen, das dauernde Beobachten aufgeben und Hinwendung zu Dingen die mir gut tun

Also bei mir ist es definitiv so, dass ich mit vielen, teils schlimmen, Krankheiten groß wurde.
Irgendjemand hatte immer was. Es wurde dauernd darüber gesprochen und es war immer alles total schlimm. Es war nie so: och das wird wieder.

Oft kamen dann eben krankenhausaufenthalte und dort war man ausgeliefert. Es wurde nicht besser, sondern schlimmer, es fand sich dauernd was neues und der Aufenthalt zog sich.

Leider machte ich dann bei der Geburt von Kind 1 die gleichen Erfahrungen. Dachte, dass ich ja nur zur Geburt rein gehe und paar Tage später raus. Alles lief schief, ich war 12 Tage. Und ausgeliefert. Kontrollverlust. Selbst entlassen war nicht, da ich fieberte und niemand die Ursache fand. Ich in dem Moment die Angst entwickelte zu sterben und nicht für mein Kind da zu sein.

So, ich habe mit meinen krankheitsängsten also nun die Angst, dass ich wieder ins kh muss, dort denen ausgeliefert bin (auch nicht heim kann, weil ich ja angst habe, dass das ein fehler ist und ich dann sterbe) und dass ich eben nicht für meine Kinder da sein kann.

Meine Therapeutin meinte damals, dass mein Körper sich in angespannten Situationen in das flüchtet, was ihm vertraut ist: Krankheiten.
Das ist mir aber noch unlogisch, da sich ja niemand um mich kümmert wenn ich krank bin.

Übrigens hatte ich 2015 auch eine positive Erfahrung mit dem Krankenhaus, aber einmal hebelt halt nicht alles aus

@Maverick1

Da habe ich dann meistens kein Interesse mehr dran. Es ist ähnlich wie wenn man Lust hat nen Glass Milch zu trinken und die auf einmal schlecht oder sowas war.

Aber schön, dass du da deinen Weg gefunden hast. Ich gönne es einfach jedem vom ganzen Herzen.

@Icefalki danke für die "Fragen".

Ja einiges davon geht schon in die Richtung. Ich frage mich jedoch, ob mir die Erkenntnis genügt, dass ich zB vieles kontrollieren will oder ich auch aktiv etwas ändern muss.

Zum Beispiel ist die Ehe schwierig. Ich denke wir sind nur noch der Kinder wegen zusammen.

Die Erkenntnis habe ich. aber ändert sich meine Hypochondrie sofern ich mich trenne. Das weiß ich halt nicht …
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@Mark8181 sagen wir so: Du löst einen spannungspunkt, da Du vermutlich nicht Glücklich bist. Allein dadurch hört aber die hypo nicht auf. Du musst dein Leben an sich ändern um den Fokus zu verschieben

Zitat von Mark8181:
Zum Beispiel ist die Ehe schwierig


Eben, und dieser ungelöste Zustand macht Stress. Soviel Stress, dass durch Verspannung und Anspannung körperliche Empfindungen gespürt werden. Und man u.U. seine ganze Angst und Lebensnegativität stellvertretend in eine andere Richtung lenkt, damit man an die wirklichen Probleme nicht ran muss.

Dann bedroht lieber eine eingebildete Erkrankung das Leben, als die Akzeptanz, dass evtl. die Ehe scheitern droht. Und als unheilbarer Kranker hat man andere Sorgen, als das Thema Ehe anzugehen.

Unsere ganzen Ängste sind Ausdruck irgendeiner, für uns unbewusst empfundenen negativen Lebenssituation. Und diese ganze Hilflosigkeit, der ganze Stress damit explodiert dann in Panikattacken, oder lässt einen eben um sein Leben fürchten.

Und da man es nicht gelernt hat, dass man sich seinen ganz tiefen Probleme auch mal bewusst wird, sucht das Unterbewusstsein eben nach einem Ventil.

Wenn ich darüber nachdenke, wie schwer es mir gefallen ist, mir wirklich einzugestehen, was mich tatsächlich belastet, puh, mir war richtig übel dabei.

Allerdings kann man dann Entscheidungen treffen, kann daran arbeiten, dass sich Veränderungen ergeben und natürlich kaut man sein Thema immer mal wieder durch. Was man jahrelang vermieden hat, bekommt man so schnell nicht in den Griff, aber! man lernt, dass man Entscheidungen treffen darf und kann.

Wenn es mir schlecht geht, überlege ich immer, ok, was war los, was ist ungeklärt. Und dann entscheide ich mich, gehe ich das Thema an oder kann ich es akzeptieren, dass ich zuviel Angst davor habe, dann muss ich mich aber nicht mehr wundern, wenn mein Bauch Adrenalin ausschüttet.

Und ganz wichtig, es gibt nicht nur eine Lösung. Und natürlich darf man sich auch nicht entscheiden, da das auch schon eine Entscheidung ist. Aber es ist wirklich wichtig, dass man weiss, wie man tickt, was einem stört und wo der Knackpunkt liegt.

Lieber über diesen Knackpunkt nachdenken, als mal wieder alle möglichen Krebsarten oder sonstige schrecklichen Krankheiten durchmachen zu müssen.

@Icefalki wow...toll geschrieben.
Zufällig ergab sich heute morgen so ein Gespräch hier im Haus, weil wir kinderlos waren und ich mal direkt nach dem aufwachen meine Ängste ansprechen konnte. So lagen wir ewig im Bett und beim Reden kam dann so nach und nach raus, was mich belastet. Leider ist da natürlich keine Lösung dabei, aber ich weiss jetzt in welcher Ecke ich anfangen kann....wenn mir auch der Berg riesig erscheint

A


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Dr. Matthias Nagel
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