Lianna
Bei vielen, die an einer unangemessenen Angst vor Krankheiten leiden, gab es irgendwann einen Auslöser dafür.
Vielleicht hift es ja ein wenig, wenn man Ursachenforschung betreibt und sich gedanklich mit sich und seinen Gefühlen auseinandersetzt.
Ich würde deshalb gern wissen, wer oder was euch in diese Angstspirale hineingezogen hat.
Hier ist meine Vorgeschichte:
Ich hatte als Kind aufgrund eines Refluxes immer wieder Nierenbeckenentzündungen, war deswegen unzählige Male im Krankenhaus und musste zwischen den Krankenhausaufenthalten einmal monatlich zum Urologen.
Der Urologe hat mir immer mit einem Katheter Urin aus der Blase entnommen.
Er ist also mit einem dünnen Rohr in meine Harnröhre eingedrungen, um den Urin aus der Blase zu zapfen.
Meine Beine wurde für diese Prozedur an einer Art gynäkologischem Stuhl festgeschnallt. Dann schob mir der Arzt ein Rohr in die Harnhöre.
Ich hatte jedes Mal eine panische Angst vor diesen furchtbaren Schmerzen.
Als ich noch sehr jung war, habe ich geschrien und um mich geschlagen. Für mich war es nur eine sinnlose Qual.
Später ließ ich dann einfach alles über mich ergehen. Ich hatte ja auch keine andere Wahl.
Meine Kindheit drehte sich eigentlich nur um Untersuchungsergebnisse - waren sie in Ordnung, hatte ich zumindest für eine Weile Ruhe. Stimmte etwas nicht, folgten weitere schmerzhafte Untersuchungen, auf deren Ergebnisse es wieder voller Angst zu warten galt.
Besonders schlimm in Erinnerung habe ich die vielen Wochen im Krankenhaus.
Ich lag immer auf einer Station für schwerkranke Kinder und habe einmal sogar ein kleines Mädchen im Bett neben mir sterben sehen - eine Erinnerung, die mich bis heute nicht loslässt.
Von meiner Mutter bekam ich oft zu hören: Sieh dich vor! Die nächste Harnwegsinfektion könnte dein Tod bedeuten
In meinen Gedanken war der Tod immer präsent.
Meine Kindheit ging vorüber und damit auch die ständigen Blasen- und Niereninfektionen.
Ich bin seit meinem 14. Lebensjahr quasi beschwerdefrei und habe höchstens hin und wieder einen harmlosen Harnwegsinfekt.
Geblieben sind eine vernarbte, verkleinerte linke Niere, eine vernarbte Seele und permanente Krankheitsängste, die mir mein Leben immer wieder vermiesen.
29.03.2016 10:25 • • 07.04.2016 #1