Erfahrungsbericht Hypochondrie
Hallo Liebes Community
Ich habe mir jetzt länger Gedanken gemacht, ob ich diesen Thread überhaupt erstellen soll und wenn ja, wie soll dieser aussehen? Ich habe mich für diesen Thread entschieden. Gerne möchte ich vorab einige wichtige Informationen mitteilen.
Mit meinem Thread möchte ich keinesfalls jemand Triggern. Wenn du dich schnell Triggern lässt würde ich dir empfehlen diesen Text nicht zu lesen. Dieser Thread soll insbesondere an Mitglieder und Leser gehen, die ebenfalls an einer Angststörung oder ausgeprägten Hypochondrie leiden. Ich möchte mit meiner Geschichte kein Mitleid gewinnen. Ich hoffe ich kann einigen mit meiner Geschichte und Meinung gegenüber der Hypochondrie weiterhelfen. Ich würde mich auch über eure Geschichten freuen.
Ich bin 21 Jahre Alt, Männlich und wohne in der schönen Schweiz. Ich bin bei liebevollen Pflegeeltern aufgewachsen seit ich einen Monat Alt bin. Mit meiner leiblichen Familie habe ich jedoch sehr guten Kontakt. Meine Familiengeschichte sollte in diesem Thread jedoch keine grosse Rolle spielen. Es hat alles nach einem schönen Urlaub in den Bergen angefangen. Ich war gerade 12 Jahre Alt.Wir waren gerade auf der Heimfahrt mit dem Auto. Ich spürte plötzlich so einen Kloss im Hals und wurde ziemlich Unruhig. Irgendwann hat sich die Lage so zugespitzt, dass wir anhalten mussten. Ich habe richtig Hyperventiliert, in diesem Moment hatte ich Todesangst. Ich dachte ich muss jetzt Sterben.
Es war meine erste Panikattacke. Ich kann mich noch erinnern wie ich nur immer geschrien habe Ich sterbe. Ich brauche einen Arzt Nach 10 Minuten war der ganze Spuck vorbei. Ich war danach richtig Müde und erschöpft. Die ganze Heimfahrt habe ich geschlafen. Ich fühlte mich wie ein anderen Mensch und mein Lebensgefühl war völlig anders. Ich kam gerade in die 4. Klasse und wurde mit dem Taxi abgeholt. Ich hatte immer Mühe im Auto zu fahren. Ich spürte immer einen Kloss im Hals und hatte ständig Angst vor der nächsten Panikattacke. In der Schule wurde ich sehr schlecht und habe im Unterricht eigentlich nicht wirklich mitgemacht. In dieser Zeit hatte ich mehrere Episonden von Depersonalisationen und Derelisation. Ich schilderte häufig meinen Eltern das ich mich so Unwirklich fühle und wie auf Watte gehe.
In dieser Zeit war die Angst vor einer weiteren Panikattacke sehr Gross. Die Angst vor einer schwerwiegenden Erkrankung war noch nicht so ausgeprägt. Da ich aber in dieser Zeit noch gar nicht wusste, dass ich eine Panikattacke hatte, war meine grösste Angst das ich irgendwie einen Herzinfarkt bekomme oder an einer schlimmen Herzerkrankung leide. Ich konnte mit meiner Familie nicht mehr ins Kino gehen, da dort hatte ich meine zweite Panikattacke und wir mussten den Kinosaal verlassen. Grosse Menschenmengen gingen gar nicht für mich. Eine grosse Stadt war auch zuviel, wiederum auf dem Land war es mir zu wenig Zivilisation. Ich hatte beispielweise Angst, dass mir niemand helfen könnte, wenn ich einen Herzinfarkt habe. Aufgrund meiner schulischen Leistungen musste ich die Schule wechseln und ging in ein externes Internat. Ich war da 13 Jahre Alt und in dieser Zeit hat es angefangen mit der Krankheitsangst. Es war in den Sommerferien, als ich am ganzen Körper einen Hautauschlag bekommen. Der Arzt wusste auch nicht was es ist und ich bekam ein Antibiotikum, worauf ich zusätzlich auch noch Alergisch war. Ich habe gegoogelt und bin auf die HIV - Infektion gestossen. Hautauschlag, Benommenheit, Halsschmerzen Das muss es sein. Ich habe mich infiziert
Ich war Stundenlang in der Bibliothek und war richtig überzeugt das ich HIV habe und mich bei der Geburt angesteckt habe, weil meine leibliche Mutter vor meiner Geburt einen Freund hatte der an AIDS gestorben ist. Ich weiss im Nachhinein auch nicht warum ich auf diesen Gedanken gekommen bin. Mir ging es so schlecht. Ich fühlte mich richtig Krank. Ich wollte nichts mehr Essen und mir war einfach nur Schlecht. Ich habe meinen Pflegeltern gesagt, dass ich unbedingt einen HIV - Test machen möchte. Ich habe diesen Test gemacht und bis zum Ergebnis war ich richtig Panisch und habe nur noch über diese Krankheit gesprochen. Ich war Überglücklich, dass ich doch kein HIV habe.
Doch was habe ich dann? Als ich 14 Jahre Alt war habe ich generalisierte Faszikulationen bekommen. (Bis Heute) Sie waren überall und natürlich hatte ich Angst vor ALS. Ich stand vor dem Spiegel mit ausgestreckter Zunge und schaute, ob da was zuckt. Ich konnte die Faszikulationen durch beklopfen und Anspannen von Muskeln auslösen, was mir zusätzlich noch mehr Angst bereitete. Ich ging zum Neurologen und es wurden mehrere Untersuchungen durchgeführt unter anderem EEG und Nervenleitgeschwindigkeit. Es war alles Normal und danach war die Angst vor ALS auch wieder weg.
Es kammen trotzdem immer wieder neue Beschwerden dazu. Ich habe dazu eine Liste erstellt:
- Panikattacken insbesondere als ich 11 Jahre Alt war bis zum 13 Lebensjahr
- Depersonalisation und Derealisation insbesondere ganz am Anfang bis zum 13 Lebensjahr
- Faszikulationen am ganzen Körper ab dem 14 Lebensjahr
- Wiederkehrende Höhrstürtze ab dem 14 Lebensjahr
- Wiederkehrende Kopfschmerzen ab dem 14 LebensjahrBitte habt Verständnis, das ich hier nicht alle Beschwerden und Krankheiten die ich mir eingebildet habe auflisten werden. Als ich mit 15 Jahren in die Lehre gekommen bin, ging es mir trotz den Beschwerden viel Besser. Die Angst vor Krankheiten stellte sich eindeutig in den Hintergrund. (Dazu noch später) Als ich meine Lehre erfolgreich beendet habe, konnte ich direkt bei einer anderen Firma als Festangestellter beginnen. Ich war so Froh und es war mein Traumjob. Ich habe ich nur noch auf den Job fokussiert und war Glücklich. Mit 21 Jahren konnte ich meine Weiterbildung erfolgreich beenden und habe diese auch bestanden, obwohl ich mich richtig hineingesteigert habe und Angst hatte das ich die Prüfung nicht bestehe.
Im März 2019 bemerkte ich ein wenig Blut beim Stuhlgang und dachte direkt Was ist das Ich habe Googel konsultiert und was kam? Darmkrebs! Ich habe das so hochgeschaukelt, dass ich am Ende beim Arzt war und eine Darmspiegelung durchgeführt habe und danach noch Angst hatte das ich einen Darmdurchbruch habe (Komplikation bei Darmspiegelung) Ich war jedoch danach beruihgt und das Thema Darmkrebs war beendet. Alle haben mir gesagt. Das kommt wieder Ich war mich sicher Nein. Mir passiert das ganz siche rnicht nochmals, jetzt habe ich ja fast alle Krankheiten durch. ) Naja im Mai 2019 hat es mich richtig erwischt. Ich hatte eine Grippe und hatte auch leicht Herzrasen und Hitzewallungen. Ich dachte direkt an eine Herzmuskelentzündung. Hatte auch Schmerzen im Brustbereich. Ich bin direkt zum Arzt. Es wurde ein EKG durchgeführt jedoch alles Normal. Bei der Arbeit dachte ich, dass ich bald Sterbe.
In diesem Moment habe ich auch angefangen mit dem Kopf ganz leicht zu zucken und auch teilweise mit dem Bein. Ich dachte direkt an eine schlimme Neurologische Erkrankung. Habe gegoogelt Creutzfelt Jakob Krankheit Das habe ich. Es war so Klar. Es war so als wäre ein Licht aufgegangen aber im negativen Sinne. Das ist es. Ich werde Sterben. Ich musste Nachhause und ich hatte so Angst und googelte die ganze Woche über die Krankheit. Ich bin mehrmals in die Notaufnahme weil ich auch Taubheitsgefühle im Gesicht und an anderen Stellen bekommen habe. Ich hatte auch Schmerzen in den Beinen und Gesicht. Ich war mir sicher. Ich habe diese Krankheit. Ich muss mich als Kind durch den Verzehr von Rindfleisch infiziert haben. Welches Stück Fleisch war es!? Leider ging es bei mir richtig ins Wahnhafte. Ich habe nichts mehr gegessen und selbst das deutete ich als Symptom der Krankheit. Man konnte mit mir nicht mehr vernünftig reden. Es war klar. Ich habe diese Krankheit. Ich war sogar Wütend auf meine Eltern weil diese mir das vermeintliche infizierte Fleisch gegeben haben. Ich habe Stundelang meine Fotoalben angeschaut. Ich habe alle Patienten die daran gestorben sind gegoogelt und steigerte mich so Krass in die Krankheit rein, dass kann man hier gar nicht richtig ausführen.
Ich hatte insgesamt 8 MRT zwischen Mai und Dezember 2019. Ich hatte mehrere klinische Neurologische Unersuchungen. EEGs und Lumbalpunktion. Das alles habe ich mir durch Ärzte - Hopping eingesammelt. Ich war so im Wahn. Niemand konnte mich vom Gegenteil überzeugen, wenn man es versuchte, dann dachte ich direkt ich werde nicht mehr Ernst genommen. Ich hatte wirkliche Bewegugsstörungen, Taubheitsgefühle und sogar auch Sehstörungen. Alles passte. Der Umstand das man die Krankheit nicht sehr gut Diagnostizieren kann und es teilweise Schwierig ist, weil das MRT Normal sein kann machte es noch schlimmer. .
Seit dem Februar geht es mir wieder besser. Es ist noch nicht 100% aber es geht mir wieder besser. Die Angst vor der bestimmten Krankheit ist fast nicht mehr vorhanden. Ich kann leider nicht genau sagen, warum dies so bei mir ist. Erfahrungsgemäß könnte einen weiteren Rückfall erfolgen. Was ich gelernt habe: Eine Therapie zu starten auch wenn ich jetzt denke es geht mir wieder gut.
Ich möchte allen Hypochondern mitteilen. Es ist eine sehr schlimme Krankheit. Es hat mir meine Kindheit genommen. Ich habe trotzdem einen Abschluss in der Schule und einen guten Job. Trotzdem ist es etwas ganz schreckliches. Ich wünsche es wirklich niemanden. Wie Ihr auch lesen konntet ist es sehr aufällig, dass gewisse Symptome sehr viele Hypochonder ebenfalls kennen, in meiner Geschichte häufig vorkommen. Zum einen die Faszikulationen und auch die Derealisation. Auch Höhrstürtze und Taubheitsgefühle lese ich hier oft.
Die Hypochondrie kommt meistens dann, wenn man gerade keine neue Herausforderung hat, dies gilt es zu unterbinden. Ich suche mir ständig neue Herausforderungen, damit ich nicht in das alte Muster verfalle.
Was denkt Ihr darüber?