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Hallo an alle.

Es ist ja nunmal so, jeder Mensch kann zu jederzeit schwer erkranken / sterben.

Dass man sich dem so bewusst ist , ist halt die Kehrseite menschlicher Intelligenz und dem " Ichbewusstsein". Viele Leute , ich hab mich schon öfter darüber mit meinem Umfeld ausgetauscht , schieben das einfach weg und verdrängen es.

Das ist sicherlich gesund und wie ich glaube, ein normaler Mechanismus um nicht ständig dem Grübeln und der blanken Angst zu verfallen .
Mir ist diese Unbeschwertheit verloren gegangen irgendwie.
Ich bin oft ratlos. Auch habe ich Angst dass ich dieses Damoklesschwert über mir nie wieder ausblenden kann .
Es gelingt mir sogar dann noch schlechter wenn eigentlich alles gut ist . Alles wirkt so schön stimmig und beständig . Die schöne Natur , ein Vögelchen tanzt im Baum, ich lache weil mein Mann was lustiges erzählt , ein Windstoß auf der Haut . Zack und wenn du gerade Lungenkrebs hast oder bereits Metastasen . Mein Herz setzt kurz aus oder oder . alles wäre sofort so bedeutungslos im Angesicht des Todes . Ich schaffe es einfach nicht die Dinge anders zu bewerten .
Mich tröstet leider auch nicht wenn jemand der meine Macken kennt , sagt , du hattest schon soviel schwere Krankheiten und nie war was. Das schützt ja leider nicht . Wie macht ihr das ? Habt ihr in den Therapien neue Erkenntnisse bekommen , die euch das Umdenken vereinfacht haben ?
Ich kann mir vorstellen einfach nicht annehmen zu können, dass ich vielleicht das Glück haben könnte, da so gesund davon zu kommen während andere Menschen so grausame Schicksalsschläge kassieren .
Durch meinen Beruf sehe ich das Verhältnis Krankheit zu Gesundheit glaub eh sehr verschoben.
Auch über ein guten Buchtipp in der Richtung wäre ich dankbar

18.02.2021 08:48 • 22.02.2021 x 7 #1


96 Antworten ↓


Auf die Frage Was würdest Du tun, wenn Du nur noch eine Woche zu leben hättest, hat jeder irgendwie recht schnell eine Antwort.

Wenn man jemandem, der so eine Frage stellt erwidert Was würdest Du tun, wenn Du dein ganzes Leben vor dir hättest, bekommt man im ersten Moment einen unwissenden Gesichtsausdruck und eine Runde imaginäre Fragezeichen entgegen.

Keiner hat eine Glaskugel, auch die Dame aus dem schummrigen esoterik-Shop an der Straßenecke nicht.
Das das Leben / die Gesundheit mit einem Schnipp vorbei sein kann habe ich schon mit 18 Jahren erfahren.

Seit her lebe ich einfach. Jeder Tag an dem man dem Damoklesschwert oder irgendwelchen Ängsten/Aufmerksamkeit schenkt, ist ein Tag weniger an dem man lebt.
Wenn ich heute draufgehen sollte, dann mit dem sicheren Wissen das ich mein Leben gelebt habe.

A


Hypochondrie hinterfragen

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Danke für deine Antwort, ja im Prinzip ist es auch das, was mir mein Psychologe stetig versucht vor zu beten.
Dass Problem ist , ich kriege da gedanklich die Kurve nicht . Ich begreife sehr wohl dass ich mir meine Lebenszeit mit diesen Ängsten nicht sonderlich schön gestalte und damit auch nichts abwenden kann , was auch immer mich treffen sollte . Trotzdem schwindet weder Angst noch die negative Erwartung.Vielleicht doch andere Hintergründe ?
Eine Leere ohne diese stimulierenden Ängste oder ein mangelndes Vertrauen ins Gute / keine feste Lebensphilosophie, ich weiß es nicht . Du beschreibst ja dass es sich bei dir nach einem einschneidenden Erlebniss gewandelt hat oder ?
Das berichten viele ... vielleicht muss erst was passieren damit man das Leben so annehmen kann wie es ist ? Tja , ich warte halt schon lange darauf dass der Groschen fällt -.-

Das geht auch ohne ein solches Ereignis. Auch nach meinem hat es eine Weile gedauert.

Gut möglich das bei dir innere Gründe vorliegen, wissen kannst nur du das selbst.
Wenn man das Leben negativ sieht, bzw. immer wieder in so einen Trichter fällt, hat man keine andere, sinnvolle Wahl als bewusst, kognitiv dagegen zu halten. Themen kognitve re-programmierung, postives Denken, Gedankenhygiene.

Was ich sehr oft in Kombination mit negativen, destruktiven oder Kriege im vorraus führen sehe ist ein schwacher bis kaum vorhandener Kontakt zu sich selbst und den inneren Anteilen. Themen innere Achtsamkeit, Achtsamkeit, inneres Kind, Erdung- und Zentrierung, Grenzen, emotionale Aktivierung.

Es sind gute Anstöße , sicher hat dies mit der allgemeinen Haltung zu sich und zum
Leben zu tun . Ich komme einfach mit diesem Gefühl der Auslieferung nicht klar . Klar hatte ich schon einige Bagatellerkrankungen , die ängstigen mich auch nicht . Auch der Gedanke vom
Auto überfahren zu werden ist mir irgendwie kein Graus. Jedoch die Vorstellung Handlungsunfähig und ohne Aussicht auf Heilung so auf das Ende zu zusteuern , zu " siechen" Ich hab das übrigens erst in meiner Lehre angefangen zu kultivieren , da waren ein paar harte Geschichten dabei .

Umgang mit ungünstigen Gedanken sind diese vier Komponenten immer mit dabei:

Die logische, die emotionale, die der Wahrnemung und der Realtiät/Realitätsbildung.

Man kann etwas logisch wissen, es aber emotional nicht begreifen.
So wie man etwas unterschiedlich wahrnehmen kann und ebenso vielfältig seine Realität daraus für sich erstellt.

Man kann also logisch betrachtet etwas wissen und eine Realität haben, aber Teile in uns können Dinge emotional anders wahrnehmen und eine alternative, emotional beglaubigte Realität in unserer Gedanken- und Gefühlswelt abbilden.

Wenn man die Zusammenhänge und Interaktionen des Netzwerks aus Mechanismen / Reaktionsketten bei sich erkannt hat, wird es um einiges einfacher.

Mein erster Ansatz im Umgang mit Gedankenkreiseln ist einen Stop-Mechnanismus in sich aufzubauen und danach mit Achtsamtkeit die Realität wieder herstellen.

Sicher, das bedeutet nicht zwangsläufig das man den Kern oder den Trigger dieser Gedanken erkennt. Mit der Zeit ist dies jedoch möglich.
Auch sind ungebremste und nicht gestoppte Gedankenkreisel langfristig und weitläufig unzuträglich.

Klingt so wärst du auch etwas " Therapieerfahren"
Wie gehst du mit körperlichen Sensationen um? Suchst du zeitnah nach Hilfe / Abklärung oder gelingt es dir ruhig zu zuwarten? Hast du Krankheitsängste ?
Mit dem Gedankenstopp bin ich am werkeln , mäßig erfolgreich.
Und mit den verschieden Ebenen des Begreifens, gut erklärt . Leider der Realitätsabgleich in Kombination mit dem logischen Begreifen lässt halt auch immer den Schluss zu ; Ja , ich kann schwer krank sein. Ich habe da das Maß verloren . Ich kriege fast immer nur Panik durch meine Gedanken . Die Symptome sind selten dramatisch gewesen , im Rückblick. So gehts sicher vielen . Ganz genau , dieses Grübelkarussel ... hast du ein Buch gelesen dass du empfehlen kannst ?

Zitat von KiraStuttgart26:
Mich tröstet leider auch nicht wenn jemand der meine Macken kennt , sagt , du hattest schon soviel schwere Krankheiten und nie war was. Das schützt ja leider nicht . Wie macht ihr das ? Habt ihr in den Therapien neue Erkenntnisse bekommen , die euch das Umdenken vereinfacht haben ?

Gutes Thema und gute Fragen. Ich denke mir zB atm auch, ich habe seit 8 Jahren eine Angsterkrankung mit 3 Wellen (momentan bin ich in der 3. Welle) und bin in die 8 Jahren nicht gestorben. Ich habe jetzt die momentane Angst seit ca. März und lebe noch immer. Ich hatte schon fast alle Symptome und mir fällt es noch immer sehr schwer, dass wenn ich Symptome habe, ich einfach nicht den Gedanken los werde, dass diesmal vl doch was ist. Überhaupt unspezifische Symptome machen wir Angst. Mit Herzrasen oder Zuckungen komme ich klar, aber mit Symptomen die ich mir einfach nicht erklären kann, nicht.

Und für mich ist es auch kein Trost zu wissen, dass man den Tod ohnehin nicht verhindern kann, ich will ja nicht sterben und mir machts trotzdem Angst.

Und ich habe zudem eine psychosomatische Störung, heißt ständig Symptome und wenn ich nicht weiß, ob die von der Psyche kommen, beschäftigt mich das die ganze Zeit.

Hallo Romulus ,
Ja es ist ätzend mit diesen dauernden Symptomen. Weil man ja immer denkt jetzt ist wirklich was . Das Problem ist ja eben dass man das Risiko nicht ausschalten kann . Ich weiß nicht wo man da ansetzen sollte und warum ich von der Gefahr irgendwie besessen bin statt fröhlich alles weg zu schieben, weiß ich auch nicht. Warst du schon Behandlung ?

Spannendes Thema!

Ich bin ja tatsächlich aus der Hypochondrie ausgestiegen, ohne dass es eines besonderen Ereignisses oder einer tiefenpsychologischen Ergründung der Ursachen bedurft hätte.

Zitat von KiraStuttgart26:
Ich komme einfach mit diesem Gefühl der Auslieferung nicht klar
Das Thema ist mit sehr vertraut und sorgte auch in meiner Verhaltenstherapie für viel Gesprächsstoff. Ich bin eine Macherin, erzogen nach der Maxime, dass es Geht nicht nicht gibt und dass ich Dinge dann erreiche, wenn ich bereit bin, alles Nötige dafür zu tun.

Das hat in meinem sonstigen Leben prima funktioniert und mir enorm viele gute Erfahrungen und Erlebnisse von Selbstwirksamkeit verschafft - aber die Angst vor schwerer Krankheit und Tod hat das ganz geschmeidig ausgehebelt. Wenn ich dahinsieche, bin ich ausgeliefert und auf Mitleid und Unterstützung angewiesen - und das war eine kaum zu ertragende Vorstellung. Und genau deswegen ist die Hypochondrie wohl auch galoppiert.

Letztendlich hat mich gerettet, alles dafür zu tun, Risiken zu minimieren - ich war stark übergewichtig und hatte entsprechende Begleiterkrankungen - und für den Fall der Fälle so wenig Arbeit wie möglich zu machen.

Das bedeutete erst mal ganz pragmatische Gewichtsreduktion. Das Bild, fett und unbeweglich in einem Bett zu liegen und die Pflegenden an körperliche Leistungsgrenzen zu bringen, hat mir ebenso wenig gefallen, wie der Anblick selbst oder der Gedanke an die Sargträger, die einen XXL-Sarg durch die Gegend schleppen müssen.

Über diese Bilder kam ich an den Punkt Scham, der ebenfalls ein Mosaikstein in diesem Gefüge war. Wenn ich schon krank und bedürftig sein sollte, dann wollte ich bis dahin so fit und gutaussehend wie möglich sein.

Und so machte ich mich handlungsfähig und arbeitete quasi an einem Siechtum light . Klingt vermutlich ziemlich gaga, hat mir aber gut getaugt und mich enorm weitergebracht. Gleichzeitig habe ich meine ganze Energie darauf verwendet, keine Angstgedanken mehr zuzulassen.

Sobald ein Symptom sich gemeldet hat, habe ich mich abgelenkt: Körperlich und geistig. Ich habe mir keine Sekunde mehr gestattet, in mich hinein zu spüren, mich zu beobachten und zu kontrollieren. Das hat in den ersten Wochen und Monaten bedeutet, dass ich kaum noch zur Ruhe kam, weil ich mich permanent beschäftigen und ablenken musste. Parallel dazu habe ich mich ebenso permanent gelobt:

Für meine Erfolge beim Abnehmen, beim Bewegen, im Job, bei Hobbys, beim Putzen und Bügeln. Mit dem Sport kam das Vertrauen in meinen Körper zurück, vor allem aber hat die rigorose - und sie war wirklich rigoros! - Gedankenhygiene gegriffen und neue Automatismen geschaffen.

Der Mechanismus Symptom- bewusste Wahrnehmung - Angst - bewusste Wahrnehmung - mehr Symptome - mehr Angst...wurde zu Symptom - sofort etwas anderes denken und tun - nicht mehr hinschauen - weniger Symptom- weniger Angst. Das funktionierte irgendwann ebenso selbstverständlich, wie vorher die Angstspirale.

Ab da schritt die Genesung in Riesenschritten voran, weil ich ja erfreulicherweise auch ohne die Beachtung meiner Symptome in der ganzen Zeit nicht gestorben war .

Persönlich denke das ich austherapiert bin. Dennoch lernt man immer wieder Dinge.

Wie ich mit den Symptomen umgehe in kurzen Worten zu erklären ist eine Herausforderung.

Im laufe der Zeit habe ich viele verschiedene Werkzeuge erlernt um mit dem allem umzugehen.
Es ist eine Mischung aus PITT (psychoimaginative Traumatherapie, Modulen der DBT (dialiktisch boheviale Therapie), Bio-Feedback Übungen.

Negative Gedanken, körperliche Symptome, Emotionen, Depersonilisation, Derealisation sind für mich maximnal unangenehm. Sie stellen absolut keinerlei Gefahr für mich dar.
Ich habe gelernt diese Zustände auszuhalten und angepasst zu reagieren.

Den Unterbrechungsmechanismus ist bei mir eine Imaginationsübung. Gibt aber auch Leute die sich auf mein Anraten hin Stoppschildaufkleber gekauft haben und diese auf der Rückseite der Hülle ihres Smartphones angebracht hatten. Google-Stop = Handy einfach umdrehen = Stoppschild ständig present.
Dies braucht einfach etwas worauf man sich selbst emotional einlassen kann. Nicht jeder hat einen emotionalen Zugang zu dem o.g..
Hat man es gefunden, ist es die Aufgabe von einem selbst dies so konsequent wie möglich umzusetzten. Erst dann kann dieser Stoppmechanismus in sich selbst automatisiert werden. Was letzten Endes auch dazu führt das wir mehr Energie haben, da bewusstes, kognitives Regulieren halt Kraft kostet.

Das konsequente Üben der bewussten Regulierung ist der Schlüssel dazu, dass sich wieder ein automatisierter Selbstregulierungsmechanismus aufbauen kann.

Wenn dein Abgleich der Logik / der Emotionen zu dem Ergebnis kommt das Du schwer krank sein kannst, dann hast Du vermutlich die Zusammenhänge noch nicht komplett erkannt.
Da mir deine Biografie unbekannt ist, ist es mir nur möglich grundlegende Dinge aufzuzeigen/zu vermitteln.

Auch ist die Art und Weise wie man das Betroffenen vermittelt unterschiedlich. Der eine Bedarf sehr viel Erklärungen um sich sicher zu fühlen um den Zugang zu sich offen zu halten. Andere wiederum benötigen weniger.

Etwas, was ich immer anderen versuche zu vermitteln ist die Imagination einer inneren Schatztruhe, btw. zumindest das Verständnis darüber, dass man sich immer wieder den Moment vom Austritt aus den irrealen Gedanken im Gedächtnis behält. Es soll ein logischer Gegenpol gebildet werden, den man in den Momenten abruft wo man in einem Gedankenkreisel ist.
Es soll der emotionale Effekt bewirkt werden, dass der Zustand nur temporär ist (auch wenn man das Gegenteil fühlt), man seine Notlaufstruktur aktiviert und man es schon einmal erfolgreich geschafft hat sich daraus zubefreien .

Es ist auch so das eine Therapiesitzung zeitlich begrenzt ist. Die Kontingente ebenfalls. Eine weitere Einschränkung ist das man selbst nur einen gewisse Menge X an Informationen in eine Sitzung aufnehmen kann.
Aus meiner Erfahrung benötigen manche Menschen deutlich mehr Sitzungen pro Woche am Anfang der Therapie. Das gibt das gesetzliche Versicherungssystem aber nicht her.
Also hat man leider nur die eine sinnvolle Wahl das was man gelernt hat so gut wie möglich anzuwenden.

Das was ich an Büchern gelesen habe sind ist fast ausschließlich Therapeutenmanuals.
Im Gesamten kommt die Literatur aus dem Bereich der Traumafolge- und Persönlichkeitsstörungen.
Von daher bin ich da ambivalent in wie weit dir das helfen kann.

Es gibt eine Doppel-Audio-CD inkl. Lernmaterial von Dr. Bohus vom ZfP Mannheim / Doktor Wolf.
https://www.klett-cotta.de/buch/Schatta...keit/92258

Imagination als heilsame Kraft
Ressourcen und Mitgefühl in der Behandlung von Traumafolgen
https://www.klett-cotta.de/buch/Trauma/...Kraft/5137

Dem inneren Kind begegnen
https://www.klett-cotta.de/buch/Trauma/...egnen/5375

Eine Freundin liest gerade ein neues Buch. Wenn ich es richtig verastanden habe ist es von einem Peers verfasst worden. Es geht dabei auch um Module aus dem DBT. Was ich gehört habe klang wirklich gut.
Werde sie heute Nachmittag mal fragen wie das Buch heißt

Zitat von KiraStuttgart26:
Hallo Romulus , Ja es ist ätzend mit diesen dauernden Symptomen. Weil man ja immer denkt jetzt ist wirklich was . Das Problem ist ja eben dass man das Risiko nicht ausschalten kann . Ich weiß nicht wo man da ansetzen sollte und warum ich von der Gefahr irgendwie besessen bin ...


Ja habe so ähnliche Symptome, wie du damals in einem eigenen Thema beschrieben hast. Egal wie logisch man denkt, dass man wenn man totkrank wäre das oder das nicht mehr machen könnte, es dringt nicht ins Unterbewusstsein vor.

Ich war gestern bei einem Psychotherapeut, der war aber nichts für mich. Vor vielen Jahren war ich insgesamt auch 4mal bei einem Psychologen, aber auch der war nichts für mich.
Ewige Diagnose, Überbehütung der Mutter. Aber im Endeffekt triggert mich von der Vergangenheit recht wenig. Mag schon sein dass die Ängste wirklich irgendwo in der Kindheit zu finden sind, aber ich möchte eher eine Therapie für die jetzige Situation, für die jetzigen Symptome und Beschwerden. Danach können sie von mir aus in meiner Kindheit bohren, aber jetzt bin ich halt 100% auf die Symptome fokusiert.
Am Montag nehme ich einen neuen Anlauf bei einem Psychotherapeuten, der aber auch gleichzeitig Medizin studiert hat, Oberarzt und Universitätsdozent ist. Mir ist es bei einem Therapeuten einfach wichtig, dass er sich auch medizinisch auskennt, dass er mir erklären kann, wieso ich diese absurden Symptome habe, wieso die auch von der Psyche sein können und wieso diese wohl keinen Krankheitswert haben. Und wo ich wüsste, dass er mich zu einer Untersuchung schicken würde, täte er glauben dass es nicht psychisch ist.
Also mal schauen wie es wird, ich hoffe dass ich mit einem Mediziner (und Therapeuten) mehr Erfolg habe.

Hallo calima ,
Klingt sehr gut , ich lese es später in Ruhe .

@ Romulus und Cube Melon . Ich lese es abends wenn ich Ruhe hab.

@Calima
Ich hab schon öfter bei dir rein gelesen, es ist hilfreich und auch beeindruckend was du so schreibst. Auch Respekt für die Gewichtsreduktion, das war bestimmt nicht einfach aber sicherlich sehr lohnend.Übergewicht ist ein Risikofaktor genau !Habe vor der Geburt meines Sohnes auch sehr viel Sport gemacht, werde sobald es geht auch wieder damit anfangen. Ein interessanter Ansatz ist auf jeden Fall diese ständige Selbstbelauerung und das Fixieren der Symptome. Das ist auch bei mir zu einem Automatismus geworden, den ich kaum lenken kann. Vielleicht ist es zwar einfach aber effektiv wenn man wirklich konsequent etwas zur Ablenkung tut. Manchmal schaff ich das auch. Seelisch geht es bestimmt ( laut meinem Psychologen ) darum , etwas in der Realität zu finden dass" anziehender" ist als die Gedankenwelt mit den düsteren Themen. Ich finde es schwierig , punktuell ja aber nie von Dauer was zu tun , was mich dazu bringt mich selbst zu "übersehen" Gelingt dir das beim sporteln ?
Lg

Zitat von KiraStuttgart26:
etwas in der Realität zu finden dass anziehender ist als die Gedankenwelt mit den düsteren Themen.

Tatsächlich habe ich mich recht früh von der Hoffnung verabschiedet, Dinge müssten anziehend oder angenehm sein, um dauerhaft beibehalten zu werden. Natürlich ist das eine Idealvorstellung, aber ich habe gelernt, dass sie nicht greift. Zumindest nicht bei mir.

Um ungute Gewohnheiten zu unterlassen und neue zu festigen, braucht es Disziplin und Stehvermögen. Wenn man das irgendwelchen Lustgefühlen unterwirft, verpufft das nach meiner Erfahrung sehr schnell. Das war beim Abnehmen und Sport machen nicht anders, als beim Trainieren von Gedankenhygiene.

Wenn du selbst sportlich unterwegs warst, weißt du, dass Sport, wenn man ihn regelmäßig betreibt, keineswegs immer Spaß macht. Man muss den Hintern bewegen, auch wenn man keinen Bock hat, sonst ist er schnell ad acta gelegt, weil man ohne Regelmäßigkeit ja auch keine Fortschritte sieht.

In Sachen Gedankenhygiene ist Bequemlichkeit ein ebenso bedeutendes Thema, denn unser Gehirn IST eine bequeme Wutz. Es sucht immer den schnellsten und effizientesten Weg - und wenn die Angstdenke sich erst mal etabliert hat, braucht es nur einen winzigen Impuls, um sofort darauf anzuspringen und das Programm wie gewohnt laufen zu lassen.

Das ist um Längen einfacher, als konsequent dagegen zu halten, weil es ja auch damit verbunden ist, manche Dinge nicht mehr machen zu dürfen, die man eigentlich mag. Irgendwo rumliegen zum Beispiel oder gemütlich ein Buch lesen. Wenn das Momente sind, in denen man Symptome leicht registriert, muss man bereit sein, sie aufzugeben, um der Angst zu begegnen.

Irgendwann kommt dann schon der Tag, an dem man das nach und nach wieder tun kann - aber zumindest bei mir hat das gedauert. Ich bin nächtelang durch meinen Garten getigert und habe Gedichte rezitiert, weil mein Bett mich der Angst ausgeliefert hat.

Problematisch ist, dass viele Angsthasen ja nun auch ständig hören, sie müssten sich Ruhe gönnen und sich entspannen. Genau das ist aber in Bezug auf Gedankenhygiene meist total kontraproduktiv. Ich musste mühsam lernen, dass es mich auch entspannt, mich draußen zu bewegen. Nicht unbedingt während des Bewegens - da war es in der Regel echte Arbeit - aber danach.

Ich habe mir die Frage gestellt, warum ich ausgerechnet auf Krankheit und Ärzte derart krass reagiere.
Es gibt sonst kaum etwas, wovor ich Angst empfinde.
Ich vergleiche es mit dem Fliegen oder einer Zugfahrt.
Ich bin mit Menschen gereist, die im Flugzeug oder ICE ständig zusammenzuckten, sich permanent Gedanken machten, was gleich passieren könnte, während ich einfach den Flug oder die Fahrt entspannt genoß.
Der Vergleich ist sehr treffend und hoch interessant.
Ich genieße die Fahrt und verschwende keinen Gedanken an ein Unglück.
Die Menschen mit Flugangst, beispielsweise, sind durch keine rationale Erklärung zu beruhigen. Verständlich, denn wirklich niemand kann die Garantie geben, dass der Flieger zu 100% nicht abstürzt.
Und bei mir ist es eben so, dass kein noch so qualifizierter Mensch mir die Sicherheit geben kann, nicht an diesen grauenvollen Krankheiten qualvoll zu sterben. Da hilft kein gutes Zureden und keine noch so ausgefeilte Argumentation.
Ich bewerte allerdings Symptome nicht mehr, hole mir keine Rückversicherung vom Arzt, wie ich das vor Jahren gerne tat, wenn ich einmal mehr einen Pickel für ein Melanom hielt. Allerdings kann das den Leidensdruck extrem erhöhen, denn ich lebe dann durchaus über Monate, Jahre mit einem Symptom, das ich für tödlich halte.
Was mich unerträglich triggert sind die Beobachtungen im Umfeld, überall Sterbenskranke - wie kommt dies? Vermutlich, weil ich diese Horrorgeschichten stärker wahrnehme, während die Mehrheit der Mitmenschen jedoch bei bester Gesundheit lebt.
Auch in den Medien wird natürlich nie über das berichtet, was gesund und unauffällig läuft, aber der Horror, der kommt auf die Titelseiten.
Ich bemühe mich also, das zu verstehen und entsprechend zu werten.
Kein Tv Abend kommt ohne Doktorfilme oder Gesundheitsmagazine aus. Ich schalte das sofort weg. Aber grauenvolle Schicksale im realen Umfeld, die kann ich nicht durch weiterschalten loswerden.
Warum können wir das Leben nicht so entspannt genießen, wie ich zum Beispiel einen Flug? Vielleicht finden wir in der Frage den Schlüssel?
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Zitat von Romulus100:
Am Montag nehme ich einen neuen Anlauf bei einem Psychotherapeuten, der aber auch gleichzeitig Medizin studiert hat, Oberarzt und Universitätsdozent ist. Mir ist es bei einem Therapeuten einfach wichtig, dass er sich auch medizinisch auskennt, dass er mir erklären kann, wieso ich diese absurden Symptome habe, wieso die auch von der Psyche sein können und wieso diese wohl keinen Krankheitswert haben.


Also dahingehend kann ich dich beruhigen, dass in Deutschland alle seriösen Psychologen / Psychiater auch Medizin studiert haben müssen. Psychologe wird man weder durch Weiterbildung, noch durch sonstige Maßnahmen. Ein standardmäßiges 7-jähriges Medizinstudium muss erfolgt sein, dann kommen zusätzlich nochmal die X-Jahre Facharzt mit dazu.

Bei psychologischen Heilpraktikern und Co ist das natürlich was anderes, aber bei den standardisierten Psychologen und Psychiatern geht's ohne Studium nicht.

Zitat von EinsamerStern:
Also dahingehend kann ich dich beruhigen, dass in Deutschland alle seriösen Psychologen / Psychiater auch Medizin studiert haben müssen.


Psychologen haben Psychologie studiert, nicht Medizin. Psychologische Psychotherapeuten haben eine 3-jährige Zusatzausbildung nach ihrem Master-/Diplomabschluss als Psychologe absolviert.

Psychiater haben haben Medizin studiert und eine Facharztausbildung in Psychiatrie/Psychotherapie gemacht.

Zitat von EinsamerStern:
Also dahingehend kann ich dich beruhigen, dass in Deutschland alle seriösen Psychologen / Psychiater auch Medizin studiert haben müssen. Psychologe wird man weder durch Weiterbildung, noch durch sonstige Maßnahmen. Ein standardmäßiges 7-jähriges Medizinstudium muss erfolgt sein, dann kommen zusätzlich nochmal die X-Jahre Facharzt ...

In Österreich haben die klassischen Psychotherapeuten kein Medizin Studium absolviert, deswegen gehe ich jetzt zu einen der das hat.

A


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Dr. Matthias Nagel
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