@elia
das Problem ist, dass wir Hypochonder auch genauso wie andere psychisch erkrankten, oftmals viel zu Großschritt ich denken. Wir sind der Meinung, wir machen jetzt ein bisschen Therapie oder nehmen ein bisschen Tabletten und dann wird das schon weggehen. Wir setzen uns das Ziel: das soll weg sein.
und sind dann dauernd frustriert, dass das nicht funktioniert.
die Kunst ist es, zunächst einmal viel, viel klein strittiger zu denken: es soll ein paar Stunden erträglich sein.
das wäre so ein erster Schritt, der genauso gefeiert werden dürfte, wie wenn die übertriebene Angst weg wäre.
das ist nämlich der nächste Punkt, wir wünschen uns, die Angst wäre weg. Aber Angst ist etwas normales und vernünftiges. Was bei uns das Problem ist, ist übertriebene Angst.
übertriebene Angst kommt dadurch, dass du dein Gehirn nicht beschäftigst, sondern es so vor sich hin denken darf.
dein Gehirn macht nichts falsch, es macht das, wofür es konzipiert wurde: Denken.
wenn du deinem Gehirn aber nichts vernünftiges zu denken gibst, denkt es darüber nach, was du ihm beigebracht hast, zu priorisieren, nämlich Krankheiten.
also prinzipiell ist das am Ende nichts anderes, als ein erlernter Mechanismus, der wieder verlernt werden muss. Und das funktioniert am besten tatsächlich mit bewussten Denken.
du überlässt das Denken deinem Unterbewusstsein, was nicht wissen kann, dass das gerade Quatsch ist, worüber es nachdenkt. Weil dadurch, dass du es immer wieder in diese Richtung schubst, mit deinem Denken:
ist da nicht was...? Habe ich da nicht...? Das fühlt sich aber komisch an... Könnte das nicht sein, dass...
hast du dich und dein Gehirn selber darauf trainiert, über so etwas nachzudenken.
jetzt gilt es halt darum, dein bewusstes Denken wieder mit vernünftigen Dingen zu beschäftigen. Mit rationalen Dingen. Nicht mit hätte, könnte, wenn und aber.
und das halt leider relativ konsequent, weil du halt auch sehr konsequent dein Gehirn da drauf trainiert hast, in völlig falsche Richtungen zu denken. Und mindestens genauso lange dauert es jetzt, es wieder in die andere Richtung zu trainieren.
und dabei gibt es nun mal Fortschritte, aber auch genauso Rückschritte. Weil jedes Mal, wenn du auf diese Angst Gedanken wieder einsteigst, denkt dein Gehirn wieder du priorisiert sie und schlägt sie dir immer wieder vor. So wie du es ihm beigebracht hast.
aber es gibt Wege raus. Mir hat sehr geholfen: handeln, nicht denken!
also, wenn ich etwas habe, gehe ich zum Arzt, lasse es abklären und damit ist dann gut.
wenn der Arzt sagt, da ist nichts, dann ist da nichts. Und dann erkläre ich meinem Gehirn auch nicht Rational noch 200 mal, dass da nichts ist. weil du erklärst deinem Gehirn in dem Moment gar nichts, du gehst in eine Diskussion mit deinem Gehirn. Weil es immer fragen wird: ja, und was ist, wenn doch?
das ist eine niemals endende Spirale.
deswegen ist es wichtig, dein Gehirn wieder mit vernünftigen Dingen zu beschäftigen. Mir hat es zum Beispiel erst mal geholfen, irgendwelche Projekte zu planen. Selbst wenn diese komplett unrealistisch sind.
wichtig ist, deinem Gehirn erst mal einen anderen Weg zur Beschäftigung zu bieten, als Krankheiten.
ich habe zum Beispiel mit sowas blödem angefangen wie: wenn ich mir jetzt einen Camper Van kaufen würde, wie würde ich diesen ausbauen? Und das wirklich bis ins Klein Klein geplant. Ich habe Stunden nach passenden Waschbecken, Lichtschalter, Innen Verkleidungen und so weiter gesucht. So wie ich früher stundenlang nach Krankheiten gesucht habe.
natürlich funktioniert das nicht nach ein, zwei oder dreimal. Aber du wirst merken, wenn du da wirklich konsequent dran bleibst und auf jeden Angst Gedanken, der irrational ist, nicht weiter reagierst, sondern deinem Gehirn -ähnlich wie eine Lehrerin- immer wieder sagst:
hier spielt die Musik, Camper Van planen, nicht Zettelchen mit Krankheiten schreiben und durch den Klassenraum werfen.
dann wird das besser werden. Stell dir mal vor, eine Lehrerin würde jedes Mal mit jedem Schüler, der gerade irgendwas macht, was nicht zum Unterricht gehört, in die Diskussion gehen. Wie viel vernünftiger Unterricht würde dann noch gemacht werden?
dann wird das besser werden. Stell dir mal vor, eine Lehrerin würde jedes Mal mit jedem Schüler, der gerade irgendwas macht, was nicht zum Unterricht gehört, in die Diskussion gehen. Wie viel vernünftiger Unterricht würde dann noch gemacht werden? Und genauso ist es mit deinem Gehirn auch, wenn du auf jeden deiner Gedanken, die irrational sind, eingehst. dann bleibt kein Raum mehr für vernünftige Gedanken.
dann bleibt kein Raum mehr für vernünftige Gedanken. am Anfang musste ich mir eben auch Schwachsinn ins Projekte wie diesen Camper van aussuchen, weil ich in meinem Leben überhaupt nichts anderes mehr kannte, als Angst, Sorge und Krankheiten. Ich hatte auch an nichts mehr Freude. Auch diese Planung von diesem campervan ich eigentlich komplett bescheuert, gerade weil ich ein sehr rationaler Mensch bin, der eigentlich nicht seine Zeit darin verschwendet, irgendwas zu planen, was niemals eintreffen wird. Musste dann aber am Ende doch selber lachen, weil ich meine Gedanken ja auch ewig mit irgendwelchen Krankheiten beschäftigt gehalten habe, die wahrscheinlich genauso- wenn nicht sogar noch weniger-realistisch waren, wie dieser Camper van.
und dann eben zusätzlich dieses Handeln, nicht denken. Einmal zum Arzt gehen, abklären lassen, und dann keinen Gedanken daran mehr zulassen. Nicht mit dem Schüler diskutieren, sondern dass Steuer ähnlich wie eine Lehrerin wieder in die Hand nehmen und wieder zurück auf das Wichtige beschränken.
Gestern 07:37 •
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