Seit frühester Kindheit hat die extreme Angst vor Krankheiten und noch extremere vor Ärzten jeder Art mein Leben überschattet. In der frühen Jugend mit extremsten Phasen. Trotzdem hatte ich dabei auch überwiegend glückliche Zeiten. Ich glaube, das ist kein Widerspruch. Gerade wenn man ein glückliches Leben hat, möchte man es nicht verlieren. In Zeiten, wo ich private Probleme hatte, war die Krankheitsangst weg, weil es mir da egal war.
Ich habe nie eine Therapie gemacht, nie Medikamente genommen, obwohl mein Hausarzt, zu dem ich mich zumindest hintraute, mir dazu immer wieder geraten hat.
Ich wollte das alles nicht. Ich fand mich auch nicht wichtig genug.
Ich habe dann geschafft, diese häufigen Arztbesuche, nur um zu hören, dass nichts ist, aufzugeben. Ich schaute aus dem Fenster und sagte, zu schade um dein Leben, geh jetzt raus in die Natur, als hier mit wirklich kranken Menschen zu sitzen und dich mit medizinische Probleme zu beschäftigen. Ich wollte ja ehrlich gesagt nur hören, dass ich nichts habe. Hätte ich erfahren, dass ich das Tödliche habe, das ich mir einbildete, hätte mir das ja noch mehr geschadet, denn dann hätte ich ja die Bestätigung dessen, was ich um jeden Preis nicht wollte.
Ich muss aber dazu sagen, dass ich zweimal durch fast zwei Jahre gegangen bin, wo ich überzeugt war, sicher sterben zu müssen.
Einmal durch eine sehr, sehr dumme und unüberlegte Äußerung eines Arztes. Ich war natürlich dort, um wieder die Bestätigung zu erhalten, dass ich nichts habe. Das ging dann völlig nach hinten los.
Ich verließ die Praxis, löschte jeden Kontakt zu dem Arzt (er gehörte zum Bekanntenkreis), lebte dann in der Überzeugung bald zu sterben und das ist die Hölle.
Aber, wenn es tiefer nicht mehr geht, kann es nur noch einen Weg geben, nach oben.
Als ich dann merkte, dass ich nicht gestorben bin, als sicher war, dass dieser Arzt Unfug geredet hatte, da war ich mit der Hypochondrie durch.
Erstens, weil ich mit dem Leben abgeschlossen hatte und Todesangst nur noch hinderlich fand und, weil ich erfahren hatte, dass diese sinnlose Arztrennerei fast zwei Jahre meines Lebens gekostet hatte.
Ich hatte dann später noch einmal eine Phase mit neuen Beschwerden und habe alle weiterführenden Untersuchungen abgelehnt, weil ich dachte, wenn ich sterbe ist das so und wenn nicht, dann war es nichts. Es stellte sich rückblickend heraus, dass die Bauchkrämpfe von meiner durchlebten Todesangst kamen und nur psychisch bedingt waren.
Ob ich diesen guten Weg, den ich jetzt erlebe durchhalte, weiß ich natürlich nicht.
Rückfälle sind nie ausgeschlossen.
Gerade, wenn im Umfeld und in den Medien nur noch Horrorgeschichten zu verzeichnen sind.
Ich sage mir dann immer, wenn ich spüre, dass die Angst zurückkommen will, du warst doch ohnehin schon tot, jetzt hast du ein paar schöne Jahre geschenkt bekommen, hör auf zu grübeln.
20.01.2025 12:50 •
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