@NIEaufgeben
Ich verstehe deine Argumentation durchaus.
Allerdings sind in meiner Situation mehrere gravierende Umstände, die einen Vergleich nicht unbedingt zulassen.
Auch ein psychisch völlig unbelasteter Mensch wird, wenn er an seinem Körper eine harte, abgekapselte Schwellung entdeckt, die Sorge entwickeln, es könnte Krebs sein. Dazu ist das Thema in den Medien zu gegenwärtig.
Nun rennt der eine eher zum Arzt, gerade Menschen mit hypochondrischer Neigung tendieren dazu,
andere, wie ich, meiden Ärzte. Ich habe die Erfahrung, dass Arztbesuche oft erst richtig krank machen.
Meine Meinung, nichts weiter, in dem Fall hat es sich leider bestätigt...
Die Aussage des Arztes, im Vorfeld schon sagen wenn es Krebs ist, werde ich nichts sagen und dich einfach alle drei Monate zur Kontrolle bestellen, wie alle unsere Krebspatienten und dann seine Aussage direkt nach der Untersuchung komm in drei Monaten wieder
das war das Fatalste und auch Ungeschickteste,was er tun konnte. Haben mir später auch andere Ärzte kopfschüttelnd bestätigt.
Mich hat der Arztbesuch, bei dem ich mir Hilfe erhoffte, in eine unvorstellbar verzweifelte und hoffnungslose Situation gestürzt. Ohne für mich sichtbaren Ausweg. Ich sage ehrlich, wenn mich in der Zeit jemand erschossen hätte, er hätte mir einen Gefallen getan. Ich war ja überzeugt, dass mir nicht zu helfen ist.
Ich bestreite nicht, dass es vielen Betroffenen ähnlich geht.
Aber natürlich erlebt der Mensch sein eigenes Leid intensiv und einzigartig in seiner Krassheit.
Den Tod vor Augen zu haben, das ist eine derart extreme Erfahrung, zumindest für mich war es so, dass es dich für immer verändert. Und das erinnert mich durchaus an Menschen, die in einen Überfall geraten. Auch sie können häufig ihren Arbeitsplatz, ihre Wohnung, was auch immer, nicht mehr ohne die schlimmen Erinnerungen betreten. Dafür muss man nicht psychisch krank sein, das trifft auch Gesunde.
Was ich mit meiner Geschichte, gerade in Bezug auf Ewald, sagen wollte ist Folgendes:
Er und auch ich, hatten ja die Überzeugung, eine der schlimmsten Erkrankungen zu haben, die trotz Therapie in heutiger Zeit binnen Monaten tödlich enden. Insofern läuft man ja auch nur zum Arzt, um bestätigt zu bekommen, dass es das doch nicht ist.
Bekäme man die Diagnose bestätigt, gibt es dennoch keine Heilung. Hilft dann dieses Urteil?
Insofern war es für mich die einzige Lösung, nachdem mehrere Ärzte mir überhaupt nicht halfen, abzuwarten. Das war extrem hart. Umgekehrt wäre es geradezu sträflich, wenn ich mir am Auge etwas hätte aufschneiden lassen, mit allen verbundenen Konsequenzen, um dann zu erfahren, dass es eine verstopfte Talgdrüsen war, die mit feuchter Wärme von selbst weggeht.
Ich sehe intensive Diagnostik sehr sehr kritisch.
Wie viele Leute lassen, oft auf eigenes Drängen, ein MRT vom Kopf machen, erfahren durch Zufall von einem Nebenbefund, der ihnen nie etwas getan hätte, der ihnen von da an aber nie mehr Ruhe lässt.
Man muss das abwägen.
Es ist keine Erfahrung, die ich jemandem Wünsche.
29.02.2020 10:02 •
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