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Hallo ihr Lieben,

seit einiger Zeit sind meine Ängste wieder zurück. Dieses Mal bin ich allerdings leicht im Vorteil, da ich bereits therapiert werde und mich hierdurch nicht mehr so krass wie früher reinsteigere. Dennoch schwebt diese Angst wie eine dunkle Wolke über meinem Kopf. Rückenschmerzen werden schnell zu einem Lungenkrebs, auf einmal tut mein Hals weh und ich denke, dass mein Lymphknoten angeschwollen ist, weil, naja, Lungenkrebs eben.

Ich habe vorhin mit einem sehr guten Freund gesprochen und er hat mit einer Frage mich Schachmatt gesetzt. Welche deine Ängste haben sich schon bewahrheitet? Ich musste überlegen und von den vermeintlich etlichen Krebserkrankungen, Schlagänfallen und Herzinfarkten hat sich zum Glück nichts bewahrheitet. Wenn ich nur daran denke wie oft ich schon dachte sterben zu müssen und wie sich das auf meine Gefühle, Handlungen und Lebensplanung ausgewirkt hat, schäme ich mich schon fast dafür.

An alle Hypochonder: Hat sich jemals eine krankheitsbezogene Angst bei euch bewahrheitet?

24.06.2023 20:05 • 21.08.2024 x 4 #1


26 Antworten ↓


Hallo

Ja bei mir. Hatte immer Angst dass mit meinem Herz oder meiner Lunge was passiert. War dann in Therapie und war dann weg von den Ängsten.
Hab mich richtig aufgerappelt und die Ängste naja besiegt.
Ein Jahr drauf hatte ich eine Lungenembolie.

Lg

A


Hypochonder Bewahrheitete Ängste?

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Zitat von freiergeist33:
An alle Hypochonder: Hat sich jemals eine krankheitsbezogene Angst bei euch bewahrheitet?

Nein, zum Glück nicht. Ich weiss aber, dass hier ein paar User sind, bei denen das so ist.

In beiden Fällen (krank werden oder nicht) ist die übertriebene Angst aber natürlich kontraproduktiv, auch wenn sie im ersteren Fall vielleicht berechtigt war.

Es ist eine Binsenweisheit oder auch Lebenserfahrung, dass man das, was man am meisten fürchtet zum Glück nie bekommt. Ich habe oft beobachtet, dass den Leuten eher etwas passiert, an das sie nie gedacht haben.

Ich habe mir diese Frage schon auch oft gefragt. Nicht nur, wie oft es sich bei mir bewahrheitet hat, sondern, wie es denn bei anderen so war / ist. Ich war zunächst im Glauben, dies könnte mir ja durchaus helfen.
Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich hilfreich für einen ist, das zu fragen oder ob das nicht seine Ängste so bestätigen kann ala hab ich es doch gewusst, ich habe die ganze Zeit das richtige Gefühl gehabt. Denn das ist mir jetzt irgendwie leider passiert. Ich bin voll gefangen in meinem ich hatte all die Jahre doch ein richtiges Gefühl dafür, wie sich etwas entwickeln wird. Eben diese dunkle Wolke, die über mir geschwebt war (wenn auch bis vor einiger Zeit wesentlich stiller, weil ich ja Therapien gemacht habe), war wohl doch ein gutes Bauchgefühl etc. Jedenfalls wollen mir das meine Gedanken und Gefühle das jetzt weiß machen und ich bin leider wieder felsenfest davon überzeugt, das genau alles so kommen wird. Was daran liegt, dass ich nicht so wirklich begreifen oder wahrhaben möchte / kann, wieso man denn solche Gefühle, Ängste und Gedankengänge hat und gleichzeitig schon meine, in einem gibt doch jemand die Richtung (und eine gewisse Ahnung vor), was im Leben auf einen zukommen wird.

Bei mir hat sich (bisher) von den damaligen heftigen Krankheitsängsten nichts bewahrheitet. Und vieles von meinen ganzen anderen Ängsten auch nicht. Jedenfalls bisher kein vollständiges worst case Szenario.
Leider sage ich mir gerade aber wieder vermutlich dann jetzt wann und ja, da hänge ich gerade sehr drin gefangen.

Hilft dir das jetzt wirklich? Stützt du dich dann auf die Beiträge wo mehr stehen wird meistens nicht bewahrheitet oder auf die anderen Beiträge, wo dann doch wann etwas kam? Also was machst du dann mit den Antworten? Wie möchtest du das für dich verarbeiten?

@Madame_I
Das ist eine gute Frage. Ich denke die Berichte können einen die Angst nehmen denn...
Ich lebe immer noch.
Und ...
Es macht keinen Unterschied ob sich etwas bewahrheitet oder nicht.
Während meiner Embolie mit Lungenentzündung hatte ich weiterhin eine hervorragende Sauerstoff Sättigung. Einwandfreies Blutbild. Herz hervorragend Lunge auf Krebsmarker untersucht alles negativ. Magendarm Spiegelung einwandfrei. Faktor 5 leiden negativ. Venenuntersuchung Alle Venen frei.
Wenn ich nicht beim Röntgen gewesen wäre, wäre kein Arzt auf die Embolie gekommen.
Es kann immer etwas sein. Wir können nicht alles kontrollieren. Das ist auch gut so. Wir sollen unser Leben leben. Was bringt uns das täglich Angst zu haben? Schützt uns das vor der Krankheit? Nein.
Natürlich hab ich auch immer wieder Rückfälle weil ich ja Ned scharf drauf bin das nochmal durch zu machen. Vorallem weil es bei mir nix gab dass sie gefunden hatten. Aber ich setze Stop Gedanken. Ich kann's ja Ned ändern oder kontrollieren.

Viele Grüße

Zitat von Madame_I:
Ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich hilfreich für einen ist, das zu fragen oder ob das nicht seine Ängste so bestätigen kann ala hab ich es doch gewusst, ich habe die ganze Zeit das richtige Gefühl gehabt.


Wichtigster Satz hier im Faden!
Genau das ist eben unser Problem. Wenn die Frage gestellt wird mit negativer Erwartung / Antwortsuche, dann ist das eben wieder schlecht für uns, denn denkt mal nach: Wer hier wird sich melden auf die Frage? Werden es die sein, bei denen trotz jahrelangen Ängsten nie etwas Schlimmes passiert ist oder werden es die (seltenen) Fälle sein, bei denen dann doch etwas passiert ist?

Es ist eine Logik, die man verstehen muss, besonders im ganzen Internet.
Bei Krebserkrankungen z.B. ist das ganz massiv (selbst erlebt damals bei der Krebserkrankung meines Vaters).
Im Netz tummeln sich (fast) keine Leute mit Erfolgserlebnissen oder bei denen es gut ausging. Warum auch? Das ist logisch. Die Negativfälle dagegen haben Grund, Kontakte zu suchen, neue Therapiemöglichkeiten, neue Strohhalme, an die sie sich klammern können. Die, die (schnell) geheilt wurden, haben keinen Grund, sich im Netz mit dem Thema auseinanderzusetzen. Sie wollen davon nichts mehr wissen und ihr Leben leben. Völlig verständlich. Das dürfte hier im Forum ähnlich sein. Viele, die ihre psychische Erkrankung überwunden haben, werden irgendwann hier nicht mehr schreiben und das ist wohl auch gut so, denn wieso sollten sie das Risiko eingehen, wieder einen Rückfall zu bekommen durch mögliche Triggergefahren anderer User. Das kann man den Leuten nicht übel nehmen.

Ich hatte es schon mehrmals die letzten Wochen geschrieben. Eine ganze wichtige Erkenntnis für uns Angstmenschen sollte sein: Angstgestörte sind fast immer Pessimisten. Pessimisten haben die Eigenschaft, Bestätigung für ihre negative Einstellung/Erwartung zu suchen, sie gieren leider manchmal förmlich danach. Das ist psychologisch so zu erklären, dass sie sich gut fühlen, wenn ihre negativen Erwartungen bestätigt werden a´la Seht ihr, ihr habt mich immer belächelt, aber so sieht die Realität nun einmal aus, die Welt ist schei....!.

Deshalb wäre es so wichtig, sich zumindest ein wenig zu ändern und wegzukommen vom Pessimisten und zwar nicht nur in den eigenen, individuellen Ängsten/Themen, sondern allgemein in Bezug auf alles / das ganze Weltbild (politisch, gesellschaftlich, gesundheitlich, finanziell und und und....).

Zurück zur Frage:
Es dreht sich alles immer nur um Wahrscheinlichkeiten und nicht um schwarz oder weiß. Es wird nie so sein, dass es keinen gibt, der Anststörungen hatte und dann nie eine schwere Erkrankung bekommen hat. Natürlich gibt es so etwas. 100%ige Sicherheit gibt es nie, niemals! Wäre es anders, hätten wir keine Ängste, denn dann könnten wir ja sagen: Ok, ich habe eine Angststörung und diese Diagnose ist aber gut, denn damit kann ich automatisch nie eine schwere Erkrankung tatsächlich bekommen!.
Wahrscheinlichkeit ist das Wort der Stunde! Die Wahrscheinlichkeit, eine schwere Erkrankung zu bekommen, ist für alle Menschen (je nach Alter) eher gering bis sehr gering. Die Wahrscheinlichkeit, psychisch zu erkranken (Hypochonder etc) und dann zusätzlich oder gleichzeitig noch eine schwerer Erkrankung zu bekommen, ist natürlich nicht unmöglich wie eben gesagt, aber sie ist sehr sehr sehr unwahrscheinlich. An diese extreme Unwahrscheinlichkeit müssen wir uns klammern und daran glauben. Anders geht es nicht. Wir können auch beim nächsten Gewitter vom Blitz getroffen werden oder unser ganzes Vermögen könnte nächste Woche enteignet werden oder aber wir könnten nächste Woche einen 6er im Lotto haben. Alles ist möglich. Aber viele Dinge sind einfach sehr sehr unwahrscheinlich. DAS muss man begreifen, verinnerlichen und akzeptieren. Dann schafft man es auch, seine Ängste und die mögliche Verwirklichung davon realistischer einschätzen zu können.

Und nun abschließend meine Antwort auf die Frage, um die Statistik zumindest ein bisschen dahin zu bringen, wo sie hingehört:
Ich habe seit knapp 10 Jahren Angststörungen und fast alle Krankheiten an Ängsten durch, die es gibt (zig Krebserkrankungen, Herz, MS und und und....). Noch nie hat sich eine der Erkrankungen verwirklicht.

Zitat von freiergeist33:
Wenn ich nur daran denke wie oft ich schon dachte sterben zu müssen und wie sich das auf meine Gefühle, Handlungen und Lebensplanung ausgewirkt hat, schäme ich mich schon fast dafür.

Du brauchst Dich doch nicht dafür schämen. Das geht / ging uns doch allen meist so, dass wir manchmal merken, wie sehr uns unsere Ängste daran hindern, ein normales, unbeschwertes und glückliches Leben zu führen. Das ist ja das Schlimme an den psychischen Erkrankungen. Es ist wie ein riesen Kreis, in dem wir uns die meiste Zeit befinden und uns nur mit negativen Gedanken/Ängsten/Sorgen beschäftigen. Außen rum ist das normale, glückliche Leben mit all seinen Dingen, aber die sind für uns leider sehr klein und tauchen nur immer kurz schemenhaft auf und das ist so schade an der ganzen Sache.
Bei normalen Menschen ist es anders herum. Da ist der für uns äußere, ganz kleine Teil deren großer Kreis in der Mitte, in dem sie sich meist aufhalten und das Leben leben. Die kleine Schicht außen herum sind deren Phasen mit Sorgen,/Ängsten usw. Nur ist dieser Teil eben genau das Gegenteil von unserer Situation. Sie ist selten und nimmt nicht den Großteil des Lebens ein. Es ist also eine verdrehte Welt.

Zitat von Hicks:
Wichtigster Satz hier im Faden!

Meiner Meinung nach ist der hier noch wichtiger, weil er früher ansetzt bzw. allgemeiner ist:
Zitat von Monara:
Es macht keinen Unterschied ob sich etwas bewahrheitet oder nicht.

Es spielt für die Angst die man vor einer Krankheit hat überhaupt keine Rolle, ob man sie letztlich bekommt oder nicht.

Und die Überlegung ändert absolut nichts daran, dass man sich mit seiner Angst das Leben schwer macht.

Zitat von marialola:
Es ist eine Binsenweisheit oder auch Lebenserfahrung, dass man das, was man am meisten fürchtet zum Glück nie bekommt. Ich habe oft beobachtet, dass den Leuten eher etwas passiert, an das sie nie gedacht haben.

So ist es in den häufigsten Fällen wirklich und nicht nur bezogen auf Krankheiten.
Fragt Euch einfach mal, wie oft die von Euch vermutete Zukunft im Leben genau so gekommen ist, wie Ihr es vermutet habt, egal ob im Job, im Privatleben oder sonst irgendwie.
Ihr werdet feststellen, dass es viel häufiger ganz anders verlaufen ist, wie man es vermutet oder erwartet hatte.
DIE ZUKUNFT PASSIERT FAST NIE SO, WIE MAN SIE VERMUTET HATTE.

Zitat von Angstmaschine:
Meiner Meinung nach ist der hier noch wichtiger, weil er früher ansetzt bzw. allgemeiner ist:


Ich weiß, was Du meinst. So sollte es sein, aber ich glaube, dass das leider nicht so einfach ist, eben speziell für uns Angstpatienten, denn machen wir uns doch nichts vor:
Wenn Leute hier Ängste vor Krankheiten haben und dann tatsächlich eine dieser Ängste per körperlicher Diagnose wirklich bestätigt wird, dann ist das natürlich erst einmal ein Schock und völlig nachvollziehbar, dass der Betroffene am Boden ist. Sich dann zu sagen, dass das einfach Zufall war und man nur Pech hatte, ist eben erst einmal fast unmöglich.

Man kann Deinen zitierten wichtigen Satz also nur akzeptieren oder verstehen, wenn man vorher verstanden hat, wie groß der Zufall im Leben ist und wie Wahrscheinlichkeiten funktionieren. Wenn man das nicht verstanden hat, wird man den anderen Satz auch nicht akzeptieren.

Ich versuche es, anders herum zu erklären:
Risiken (egal, wo im Leben) müssen sich nicht immer verwirklichen. Dies bedeutet aber auf der anderen Seite nicht, dass sie nicht vorhanden sind oder es nie waren.
Wenn jemand 10 Jahre lang mit 240 km/h jede Woche in die Arbeit fährt von Berlin nach München und nie einen Unfall hatte, dann wäre es Quatsch, zu sagen, dass da kaum ein Risiko war.
In dem Fall hat sich das Risiko eben nicht verwirklicht, aber es war trotzdem immer sehr hoch und wird es auch immer sein. Beim Rauchen ist es das Gleiche und das ist das Klischee schlechthin. Es gibt etliche Leute, die ihr Leben lang 2 Schachteln Zig. am Tag geraucht haben, aber nie Krebs bekommen haben und 90 Jahre alt wurden. Kann man diese als Argument anführen, dass das Rauchen eigentlich gar nicht so viel Einfluss auf Krebs hat? Nein, kann man nicht, denn das Risiko hat sich auch dort eben nicht verwirklicht.
Trotzdem war es immer da und wird es auch immer sein für jeden, der viel raucht.

Zufall, Wahrscheinlichkeiten usw zu verstehen, kann viel helfen, etwas Ruhe für sich im Kopf zu finden und Vertrauen zu schaffen.
Wenn man also verstanden hat, dass es nie 100% Sicherheit geben wird und dies wirklich akzeptiert hat und gleichzeitig verinnerlicht, dass Worst Case Szenarien sehr unwahrscheinlich sind, dann kann das sehr helfen, Ängste etwas in den Griff zu bekommen bzw. zumindest nicht total ausarten zu lassen. Es ist das Loslassen der Kontrolle über das eigene Leben, die eigene Gesundheit und die Welt allgemein. Mir hat das sehr geholfen, besonders, weil ich immer jemand war (und auch noch bin), der immer Probleme damit hatte, die Kontrolle über viele Dinge nicht haben zu können.

Zitat von Hicks:
Man kann Deinen zitierten wichtigen Satz also nur akzeptieren oder verstehen, wenn man vorher verstanden hat, wie groß der Zufall im Leben ist und wie Wahrscheinlichkeiten funktionieren. Wenn man das nicht verstanden hat, wird man den anderen Satz auch nicht akzeptieren.

Ok, es ist natürlich immer die Frage, auf was man eine Antwort möchte bzw. in welcher Situation man fragt.

Wenn ich jahrelang Angst vor einem Herzinfarkt gehabt habe und dann auch wirklich einen bekomme, bringt mir die Frage Hab' ich es vorausgesehen? genau nichts (ausser vielleicht Frust), weil die Angst davor den Herzinfarkt ja offensichtlich nicht verhindert hat. Die Frage, ob ich in den ganzen Jahren ein zu hohes Risiko gelebt habe bringt mir auch nichts, ausser vielleicht die Einsicht zur Besserung wenn ich das alles überlebe und überhaupt ein Risiko da war.

Wenn ich mich aber heute - wo ich zwar Angst habe aber noch keine meiner Ängste eingetreten ist - frage was ist wenn meine schlimmste Angst eintritt, dann macht die Frage ja auch keinen Sinn, denn was ändert Angst jetzt an einer Krankheit irgendwann. Und das irre ist: noch nichtmal das Risiko ändert was daran. Wenn ich heute mit extrem hohem Risiko lebe, nützt mir die Angst ja auch nichts.

Zitat von Hicks:
Zufall, Wahrscheinlichkeiten usw zu verstehen, kann viel helfen, etwas Ruhe für sich im Kopf zu finden und Vertrauen zu schaffen.
Wenn man also verstanden hat, dass es nie 100% Sicherheit geben wird und dies wirklich akzeptiert hat und gleichzeitig verinnerlicht, dass Worst Case Szenarien sehr unwahrscheinlich sind, dann kann das sehr helfen, Ängste etwas in den Griff zu bekommen bzw. zumindest nicht total ausarten zu lassen. Es ist das Loslassen der Kontrolle über das eigene Leben, die eigene Gesundheit und die Welt allgemein. Mir hat das sehr geholfen, besonders, weil ich immer jemand war (und auch noch bin), der immer Probleme damit hatte, die Kontrolle über viele Dinge nicht haben zu können.


Ja, das stimmt!
Wie kann man aber das Vertrauen schaffen und wenn Du schon keine 100% Sicherheit haben kannst, diese so hoch wie möglich bekommen?

Das geht mit etwas, das häufig von uns Hypochondern mit Angst verwechselt wird, weil wir die Realitäten aus den Augen verloren haben: Vorsorge

Wenn ich jede Woche intensiv auf meine Körper achte und vor allem Angst habe, dann ist das keine Vorsorge.
Wenn ich ständig zum Arzt renne weil ich meine was zu haben, dann ist das auch keine Vorsorge.
Wenn ich aus Angst vor möglichen Diagnosen überhaupt nicht zum Arzt gehe, dann ist das auch keine Vorsorge.

Vorsorge ist, wenn man sich im normalen, vom Arzt und dem gesunden Verstand vorgegebenen Regeln (die bei jedem anders sein können) lebt und sich um seinen Körper kümmert und sich klar macht, dass man zwar nicht alles mögliche, aber alles vernünftige / angemessene getan hat. Wenn ich also zwar jeden Tag 240km/h fahre, mich aber anschnalle und darauf achte dass mein Auto in Ordnung ist.

Das Risiko ist - sofern wir es freiwillig eingehen - der Preis, den wir unter Umständen für einen bestimmten Lebensstil bezahlen müssen. Dabei darf man aber auch nie vergessen, dass dieser Lebensstil das Leben für den Einzelnen lebenswert macht. Daher gehen bei solchen vermeintlich überflüssigen Risiken ja die Meinungen auch so oft auseinander.

Zitat von Angstmaschine:
Wenn ich jahrelang Angst vor einem Herzinfarkt gehabt habe und dann auch wirklich einen bekomme, bringt mir die Frage Hab' ich es vorausgesehen? genau nichts (ausser vielleicht Frust), weil die Angst davor den Herzinfarkt ja offensichtlich nicht verhindert hat.

Völlig richtig.
Da wären wir dann eben wieder beim Standard-Therapie-Ding Können Sie durch Ihre Sorgen und Ängste und ständiges Gegrübel darüber verhindern, dass etwas Schlimmes passiert?.
Dinge, die wir nicht beeinflussen können, sind Lebenszeitverschwendung. 30 Jahre Sorgen gemacht und dann Herzinfarkt ist schlechter als 20 Jahre keine Sorgen gemacht und Herzinfarkt.
Das haben wir ja fast alle gelernt in unseren Therapien, aber umsetzen ist eben dann wieder eine etwas schwerere Sache, leider.

Zitat von Angstmaschine:
Die Frage, ob ich in den ganzen Jahren ein zu hohes Risiko gelebt habe bringt mir auch nichts, ausser vielleicht die Einsicht zur Besserung wenn ich das alles überlebe und überhaupt ein Risiko da war.

Ganz genau. Was war, das war und das sollte man akzeptieren und nicht immer wieder im Kopf beleben. Wir können nur ex ante was bewirken.

Zitat von Angstmaschine:
Wenn ich mich aber heute - wo ich zwar Angst habe aber noch keine meiner Ängste eingetreten ist - frage was ist wenn meine schlimmste Angst eintritt, dann macht die Frage ja auch keinen Sinn, denn was ändert Angst jetzt an einer Krankheit irgendwann. Und das irre ist: noch nichtmal das Risiko ändert was daran. Wenn ich heute mit extrem hohem Risiko lebe, nützt mir die Angst ja auch nichts.

Absolut. Wir denken schon gleich. Da bin ich sicher

Zitat von Angstmaschine:
Vorsorge

Wenn ich jede Woche intensiv auf meine Körper achte und vor allem Angst habe, dann ist das keine Vorsorge.
Wenn ich ständig zum Arzt renne weil ich meine was zu haben, dann ist das auch keine Vorsorge.
Wenn ich aus Angst vor möglichen Diagnosen überhaupt nicht zum Arzt gehe, dann ist das auch keine Vorsorge.

Vorsorge ist, wenn man sich im normalen, vom Arzt und dem gesunden Verstand vorgegebenen Regeln (die bei jedem anders sein können) lebt und sich um seinen Körper kümmert und sich klar macht, dass man zwar nicht alles mögliche, aber alles vernünftige / angemessene getan hat.


Der vernünftige, gesunde Mittelweg eben ohne Extreme. Genau den schaffen viele Angstpatienten leider so schwer (war bei mir auch so). Entweder man rennt jede Woche zum Doc oder man meidet alles und geht gar nicht mehr hin.

Zitat von Angstmaschine:
Wenn ich also zwar jeden Tag 240km/h fahre, mich aber anschnalle und darauf achte dass mein Auto in Ordnung ist.

Bei 240 bringt Anschnallen und ein intakter Wagen zwar auch nicht mehr viel, wenn der Idiot ohne Blinker von der Mittelspur nach links zieht , aber ich weiß genau, was Du meinst

Zitat von Angstmaschine:
Das Risiko ist - sofern wir es freiwillig eingehen - der Preis, den wir unter Umständen für einen bestimmten Lebensstil bezahlen müssen. Dabei darf man aber auch nie vergessen, dass dieser Lebensstil das Leben für den Einzelnen lebenswert macht. Daher gehen bei solchen vermeintlich überflüssigen Risiken ja die Meinungen auch so oft auseinander.


Superwichtiger Satz der Markierte finde ich.
Besonders bei Krebskranken ist das ein sehr wichtiges Thema (bei meinem Vater selbst erlebt).
Nur nach Papier, Wahrscheinlichkeiten und ärztlichen Befunden und Ratschlägen zu leben, kann fatal sein.
Es hilft nichts, alles zu tun, damit man auf dem Papier 100% gesund ist und alles herausholt, um möglichst nicht zu erkranken, wenn die Seele nicht glücklich und zufrieden ist mit dieser Art Leben.
Jeder muss für sich den Sweet Spot finden, der zu ihm passt zwischen nicht idealem Lebenstil auf dem Papier / dem Lebenstil, der ihn glücklich macht und hirnlosem Lebenstil mit schwerwiegenden Folgen für alles.
Das ist superwichtig!

Zitat von Hicks:
Wir denken schon gleich. Da bin ich sicher

Ja, denke ich auch. Manchmal missversteht man sich einfach ein bisschen, alles ganz normal

In den ganzen Jahren der hypochondrischen Ängsten hat sich bis jetzt zum Glück noch nichts bewahrheitet. Wie oft dachte ich schon, dass ich nicht lange leben werde und heute bin ich noch da. Leider ist dieses diffuse Gefühl demnächst zu sterben trotzdem mehr oder weniger da und langfristige Planungen lösen Unbehagen aus, da ich immer den möglichen Tod mit einbeziehe und das nimmt mir immer die Vorfreude.

Leider schützt Angst nicht vor dem Tod oder schlimme Krankheiten und niemand kann sagen, was mit einem im Leben passieren wird.

Bei mir ist es so das ich irgendwann wenn die Angst und Panik kommt wieder zum suchen beginne was an meinem Körper nicht stimmt, renn dann zu Ärzten die mir sagen das alles ok ist.
Ich suche wohl solange bis wohl wirklich irge dwas gefunden wird.
Im Moment ist es so das ich dauernd dieses kribbeln im Hinterkopf habe und ich jetzt vorhabe es Neurologisch abklären zu lassen und wenns das nicht ist mir die Venen usw anschauen lassen werde. Wahrscheinlich liegts am Halswirbel wo mir der Orthopäde schon gesagt hat das ich ein MRT machen soll, aber das traue ich mir im Moment noch nicht zu.

Zitat von Grummel72:
Bei mir ist es so das ich irgendwann wenn die Angst und Panik kommt wieder zum suchen beginne was an meinem Körper nicht stimmt, renn dann zu Ärzten die mir sagen das alles ok ist. Ich suche wohl solange bis wohl wirklich irge dwas gefunden wird. Im Moment ist es so das ich dauernd dieses kribbeln im Hinterkopf habe ...

Ich habe zu diesem wichtigen Thema aufgrund dem Austausch mit @Angstmaschine gerade in meinem Thread noch einiges geschrieben. Vielleicht helfen Dir die Zeilen da auch ein wenig:

agoraphobie-panikattacken-f4/was-mir-geholfen-hat-hilft-t120718-30.html#p2958744
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Wow vielen Dank für die tollen Antworten ihr Lieben. Ich kann all eure Gedanken und Meinung nur teilen. Ich habe die Frage um ehrlich nur gestellt, weil sich überhaupt keine einzige meiner so vielen Sorgen jemals bewahrheitet hat. Ich denke, dass selbst wenn etwas passieren sollte sowohl meine Reaktion als auch der weitere Ablauf ganz anders laufen werden, als ich es mir in meiner pessimistischen Denkart vorstelle.

Ich führe seit 10 Jahren ein Tagebuch. Die Grundidee damals war es eigentlich die schönen Erinnerungen einzutragen und die Details dieser Ereignisse nicht zu vergessen. Ich war schockiert wie sich meine Gefühle, Denkart und Meinungen über die Jahre geändert haben. Ein Eintrag beginnt beispielsweise damit, dass ich im Urlaubsdorf zwei Eichhörnchen auf einem Ast essen gesehen und einen Baum neben denen zwei Amseln saßen und mich dieser Anblick sehr erfreut hat. Genau das war meine eigentliche Intention. Stattdessen hat sich mein Tagebuch zu einem Kummerkasten entwickelt. So viele Sorgen, vermeintliche und nie eingetretene Ängste, aber auch der fehlende Blick auf die kleinen, aber sehr wichtigen schönen Dinge im Leben. Daher habe ich gestern in meinem Tagebuch den letzten Eintrag verfasst und ein Schlussstrich für dieses Kapitel in meinem Leben gezogen.

Morgen starte ich mit einem neuen Tagebuch, was das Buch der kleinen Details, der schönen Erinnerungen und guten Vorsätze sein wird.

In dem Sinne: lasst uns doch hier ein Tagebuch der Liebe und Freude starten. Jeder kann dann die schönen Dinge des Lebens eintragen und die Freude mit allen teilen. Ich halte sehr viel von positiver Affirmation und mich würde echt interessieren, was und wie die positiven Affirmationen von euch sind.

@freiergeist33 du hast so recht! Es gibt so viele Dinge an denen man sich erfreuen kann und es sind meist die kleinen Dinge die einen aufbauen und zum nachdenken bringen.
Ich sitz z. B. schon immer sehr früh auf unserer Terrasse, lausche den dem gezwitscher, schaue mir die Eichhörnchen an die einen Meter neben mir Wasser aus einer kleinen Plastikkiste trinken und letztens flog ein Vogel bei uns in die Wohnung und hat sich aufs Bett gesetzt. Lauter kleine Dinge die einen freuen.

@Grummel72 was für ein hammer Foto! Und ganz nebenbei: Du hast ja ein Stück Paradis als Garten. Genau das meine ich. Dein Foto hat mich jetzt schon glücklich gemacht und genau diese wirklichen kleinen Ereignisse sind voller Potential. Danke für das Teilen

A


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