Liebe Vergissmeinnicht,
die Angst ist dieselbe Angst, weil ich zum einen im Bauch und in der Brust dasselbe spüre und zum anderen glaube ich, dass ich die ganze Zeit denke: wenn ich HIV habe, ist es auswegslos. Ich habe das dann und heilbar ist es nicht. Ich kann nichts dagegen tun. Vielleicht wäre ich auch damit alleine, weil sich niemand mit HIV Kranken umgeben mag. Ich wäre deshalb alleine mit meiner Traurigkeit, mit meiner Hilflosigkeit. So wie meine Eltern sich jetzt auch nicht für meine Traurigkeit wegen der Psyche interessieren, würden sie sich vielleicht auch nicht für mich als HIV Kranke und meine Ängste interessieren... Und früher hat sich auch keiner für meine Gefühle interessiert... Da wurde eher noch geschimpft... Wenn mein Zimmer chaotisch war, gab es Ärger, dabei war es vielleicht einfach nur schön, dass sich auch mal jemand für mich interessiert... Als mein Vater sich umbringen wollte hatte ich das Gefühl, ihm egal zu sein, obwohl ich mich doch in der schweren Zeit so sehr um ihn gekümmert habe. Ich habe ihn getröstet, ihm morgens Brote zur Arbeit gemacht, ihm Abends gut zu gesprochen. Wenn er wollte, dass ich irgendwo anrufe, um zu fragen, ob meine Mutter auch wirklich da ist, oder wieder lügt, habe ich es für ihn gemacht! Und dennoch wollte er sich umbringen und meine Gefühle haben niemanden interessiert.
Liebe Vonnchen,
ich soll mir immer nur sagen, dass es meine Angst ist, wenn Panik aufkommt. Das hilft mir nicht, weil ich ja denke, meine Angst ist begründet...
Bzgl des HIV Tests: ich zweifel in einigen Momenten wirklich daran, in anderen denke ich: ok, es ist nur die Angst, die mir das einreden will. Mein Mann sagt, aktuell bestimmt die Angst bzw Krankheit mein Leben und ich würde mich mit dem Baby unter Druck setzen... Da hat er schon ein bisschen Recht! Ich gehe einmal pro Woche zur Therapie. Urlaubsbedingt jetzt 3 Wochen nicht...
20.09.2015 22:25 •
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