Hallo!
Ich bin neu hier im Forum und habe mich angemeldet, um auch meine Geschichte zu teilen. Es ist traurig zu lesen, dass so viele unter Herzneurosen leiden, aber es hilft mir auch, mich etwas weniger verrückt oder hysterisch zu fühlen.
Ich bin jetzt 28, angefangen haben meine Beschwerden ziemlich schleichend seit 2014. Damals fing es mit starken Oberbauchschmerzen unerklärlicher Ursache an. Es wurde in einer schieren Ärzte-Odyssee alles, was im Oberbauch so an Organen ist (Magen, Galle, Leber, Pankreas, Darm und natürlich auch das Herz) untersucht. Außer einer sehr starken Überblähung und einer chronischen Gastritis und vermutlich Reizdarm kam erstmal nichts raus. Das ging dann zwei Jahre so, ich hatte immer wieder Schmerzen, es kamen Schwindel, Druckgefühl und Durchfall dazu. Dr. Google war mein bester Freund und ich hatte meiner Meinung nach alle möglichen Krankheiten. Dann kam nachdem bei einer Darmspiegelung eine unerklärliche Entzündung im Darm festgestellt wurde 2017 mal endlich der Test auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten und tada, sehr starke Intoleranz gegen Fructose und Sorbit! Die Bauchschmerzen wurden durch eine Ernährungsumstellung besser. Aber ich hatte plötzlich stechende Schmerzen im Hals an der Halsschlagader und Schluckbeschwerden, die fingen im Krankenhaus an, als ich das Abführmittel für die Darmspiegelung nehmen musste. Wenn sie länger andauerten, bekam ich Herzrasen und kaum Luft. Wieder wurde ich durchgecheckt. Verspannungen hieß die Diagnose. Und nun kamen aber verstärkt die Brustschmerzen, manchmal nach dem Sport, manchmal in Ruhe. Auch Verspannungen, dachte ich mir und ignorierte sie. Ich hatte ja genug MRTs und CTs des Oberkörpers, mehrere EKGs und jede Menge Ultraschalls und Bluttests in den vergangenen Jahren, also kann es ja nicht mein Herz sein. Doch dann wachte ich eines Nachts schweißgebadet und zitternd auf, hatte Herzrasen, Durchfall, Übelkeit, Schwindel und Brustschmerzen und rief den Notarzt. Mein Blutdruck war massiv im Keller und ich war kurz vor dem Kreislaufzusammenbruch. Im Krankenhaus kamen sie dann zu dem Schluss, es war eine Kombi aus sehr niedrigem Blutdruck (ich habe wegen starker Monatsblutungen Anämie) und Panikattacke. Mein Herz sei aber gesund. Nach diesem Erlebnis glaubte ich das aber selbst nun wirklich nicht mehr. Und Dr. Google und der Risiko-Test der Herzstiftung teilten mir mit, das mein Risiko für eine Herzkrankheit gar nicht so gering war. Ich war leicht übergewichtig, wurde durch meine Mutter häufiger Passivrauch ausgesetzt, hatte etwas Bewegungsmangel, da ich durch die ständigen Magen-Darm-Probleme keine Kraft mehr für Sport hatte, und ich hatte recht viel Stress. Und ich war natürlich auch familiär vorbelastet, denn mein Vater hatte mit 43 seinen ersten Herzinfarkt, da war ich 13 und habe das ganze sich zuspitzende Trauerspiel mit ihm jahrelang miterlebt. Also versuchte ich meine Risiken zu reduzieren, mehr Sport zu machen, abzunehmen. Eine Weile half das. Dann kam Anfang 2018 eine privat sehr belastende Phase voller Existenzängste und das wars dann. Es kamen immer mehr Symptome zu den Brustschmerzen dazu, ich fühlte mich benommen , mir war schwindelig und schlecht, ich hatte Kopfschmerzen, mein Blutdruck schwankte, die Schluckbeschwerden waren auch ständig vorhanden. Mein Studium stresste mich zusätzlich, ich viel durch sämtliche Prüfungen durch und konnte mich von der Regelstudienzeit verabschieden. Ich hab dann auch meine Pille abgesetzt, weil die ja das Herzinfarkt-Risiko erhöht. Dadurch sind meine Anämie und Kreislaufprobleme aber auch schlimmer geworden. Ich hab angefangen, mich zu schonen, mein Herz ja nicht zu belasten. Nach weiterer Diagnostik kam dann im Sommer 2018 die Diagnose Roemheld Syndrom, da ich ja immer überbläht war und Herzschmerzen hatte. Aha, also hatte ich doch recht, mein Herz tut wirklich weh! Durch die ständige Einnahme von entblähenden Medikamenten war es dann ein paar Monate wieder besser. Ob es wirklich das Roemheld Syndrom ist und deshalb hilft oder ob es ein Placebo Effekt ist, weiß ich natürlich nicht. Inzwischen tippe ich eher auf letzteres. Das Roemheld Syndrom ist ja quasi eine Ausschlussdiagnose für Patienten mit unerklärlichen Herzbeschwerden und Blähungen. Naja, dann hatte mein Vater während meines Besuches bei ihm (meine Eltern leben seit einigen Jahren getrennt) nach Weihnachten wieder einen Herzinfarkt, ich musste nachts für ihn den Krankenwagen rufen und es war einfach schrecklich. Er hat den Infarkt halbwegs gut überstanden, ich allerdings nicht. Meine Symptome sind seitdem mein Dauerbegleiter, ich bekomme Angst allein bei mir zuhause zu sein, bin ständig draußen oder übernachte bei meiner Mutter oder Freunden, weil ich Angst habe, es könnte was passieren, während ich allein bin. Die entblähenden Medikamente helfen gar nicht mehr. Wenn ich wirklich richtig abgelenkt bin und es schaffe, mich völlig auf etwas zu konzentrieren, dann sind die Beschwerden weg. Sobald ich dran denke, auch weil es mich überrascht, sind sie nach kurzer Zeit wieder da. Nach mehreren EKGs, Blutabnahmen und Ultraschalls des Herzen bekam ich nun die Diagnose Herzneurose und soll eine Therapie anfangen. Auf einen Termin kann ich nun fast 4 Monate warten und weiß dann noch nicht mal, ob ich mit dem Therapeuten gut klarkomme. Anti-Depressiva will ich auf keinen nehmen, da ich mal auf ein Beruhigungsmittel im Krankenhaus mit Kreislaufzusammenbruch reagiert habe und Angst vor den Nebenwirkungen habe. Ich muss jetzt eigentlich meine Bachelorarbeit schreiben (war zweiter Bildungsweg, deshalb so spät), kann mich aber null konzentrieren.
08.03.2019 13:13 •
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