Du brauchst kein Lösung für dein Herz sondern für die Art und Weise wie du deine Erlebnisse verarbeitest.
Das vegetative Nervensystem (VNS) ist ein autonomes Netzwerk welches ohne unser Zutun, die Kontrolle verschiedener körperlicher Prozesse steuert. Das heißt, wir können willentlich nicht in diese Prozesse aktiv eingreifen. Das VNS besteht aus zwei Dingen, einmal dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Der Sympathikus ist dafür da unseren Körper auf Touren zu bringen, der Parasympathikus ist das genaue Gegenteil. Der soll uns herunterfahren. Das VNS ist am Zentralen Nervensystem (ZNS) angeschlossen und über den Weg hat unser Gehirn, unser Denken und unsere Emotionen einen Einfluss auf dieses ansich autonome Nervensystem. Das muss es auch, damit es mit den richtigen Maßnahmen reagieren kann.
Ich könnte jetzt einen riesen Text runterbeten was da im Einzelnen geschieht, aber das führt zu nichts. Das worum es geht, lässt sich einfach zusammenfassen:
Körperlicher oder psychischer Stress und Angst stimulieren den Sympathikus. Der sorgt für alles was der Körper braucht um eine Stresssituation zu meistern, z.B. bei Gefahr oder körperlicher Anstrengung (Blutdruck, Puls, Energiebereitstellung etc.).
Der Parasympathikus macht genau das Gegenteil. Der soll uns runter bringen, in den Erholungsphasen für Regeneration sorgen usw.
Beide Teile des VNS sollten wenn möglich im Gleichgewicht sein. Bei Angststörungen ist der Sympathikus allerdings deutlich häufiger aktiv und hält den Körper auf Trab. Man kommt nicht mehr richtig in die Ruhephase. Das heißt das psychische Befinden hat durch das ZNS permanent einen Kanal zum VNS und durch den verursachten Stress wird im Körper dauernd der Alarmzustand aufrecht erhalten. Das äußert sich dann in unerklärlichem Herzklopfen, Fahrigkeit, Herzstolpern, Appetitlosigkeit usw. Man steht einfach unter Stress als würde man andauernd körperlich arbeiten. Das ist auf lange Sicht natürlich nicht optimal. Allerdings kann man etwas dagegen tun. Die Ursache hier liegt hier aber nicht an körperlichen Problemen. Das was man empfindet sind nur die Reaktionen des Nervensystems durch den ausgelösten psychischen Stress. Und genau an der Stelle muss man ansetzen. Man muss aufarbeiten warum man diese Ängste hat, wie sie sich entwickelt haben und wie man diese entkräften kann.
Sport z.B. wirkt wunderbar unterstütztend weil man genau den Stress den man sich mental macht auf die körperliche Ebene weg von der mentalen Ebene ziehen kann in dem man diesen Stress in die körperliche Belastung fließen lässt. Man muss sich das so vorstellen, dass der Körper auf einem Stresslevel ist, bei dem du normalerweise beim Sport machen wärst, nur dass du gar nicht körperlich aktiv bist. Oder als würdest du in einem Auto sitzen, das Gaspedal durchtreten obwohl du keinen Gang eingelegt hast. Das Auto bewegt sich keinen Meter aber du verbrauchst Sprit ohne Ende. Den Sport nutzt man daher als Hilfsmittel um dem Sympathikus einen Grund für sein Tun zu geben. Das führt dann später zum Parasympathikus:
Wenn der Körper danach erschöpft ist, aktiviert sich der Parasympathikus deutlich schneller und sorgt für Erholung. Deswegen sind die meisten Angstpatienten auch wesentlich entspannter wenn sie Sport treiben. Aus einer rein mentalen Stresssituation ist es sehr schwer zur Ruhe zu kommen, deswegen nutzt man den Sport um die Erholung praktisch über Bande zu bekommen. Es hat natürlich auch den Seiteneffekt, dass man durch den Sport die eigene Belastbarkeit sieht und gerade Herzneurotiker die Angst um ihr Herz haben erfahren, dass sie doch deutlich leistungsfähiger sind als sie geglaubt haben. Das führt wiederum dazu, die unangenehmen Symptome abnehmen weil die Angst, die sie erst verursacht haben Stück für Stück abgebaut wird.
31.03.2021 00:16 •
x 6 #26