Hallo zusammen,
heute habe ich mir endlich ein Herz gefasst und mich hier im Forum angemeldet! Ich werde nächsten Monat 44 Jahre alt und ich habe Angst.
Seit nun knapp 4 Monaten bin ich in psychologischer Behandlung bei einer sehr netten Frau die mir gut tut. Es war die erste, die ich aufgesucht habe und zum Glück hat von Anfang an die Chemie gestimmt.
Hier nun meine Geschichte:
Als ich 5 Jahre alt war starb meine Ur-Oma in meinen Armen. Sie hatte auf mich und meine damals 3jährige Schwester aufgepasst. Nach dem sie starb, nahm ich meine Schwester an die Hand und setzte mich mit ihr vors Haus auf die Treppe und wartete bis jemand kam.
Als ich knapp 7 Jahre als war, nahm sich mein geliebter Vater das Leben. Meine Schwester und ich kamen als erste ins Schlafzimmer rein.
Oft weckte mich danach meine Mutter nachts und fragte mich, ob sie mir was vorlesen dürfte. Natürlich durfte sie - ich wusste ja, dass sie, wie auch ich, unheimliche Angst hatte.
Meine Mutter heiratete wieder. Auch mein Stiefvater verstarb dann nach 7 Schlaganfällen und 9 Jahre dahinsiechen, gepflegt von meiner Mutter. Mama hat danach nie wieder geheiratet.
Danach lebte ich einige Jahre mehr oder weniger glücklich. Eine gescheiterte Ehe habe ich hinter mir. Mit meinem Ex-Mann und seiner Frau habe ich einen sehr engen Kontakt. Ich habe 2002 auch wieder geheiratet und mit meinem Mann führe ich eine sehr schöne, harmonische und glückliche Ehe.
Die Probleme fingen an, als 2003 meine Oma starb. Ich muss hier erwähnen, dass ich ein absoluter Familienmensch bin, harmoniebedürftig, hilfsbereit - immer für jeden da. So habe ich das auch in meiner Familie vorgelebt bekommen. Als Oma starb ging eine Welt für mich unter. Es war der erste Verlust (bewusste) eines mir lieben Menschen nach langer Zeit. Und hier fingen auch meine Ängste an. Ich bekam Schluckbeschwerden und unheimliche Angst zu sterben, da ich das Gefühl hatte ich hätte eine schlimme Krankheit. Dieser Zustand hielt auch über Monate bis mich dann endlich meine Schwester zu einer Internistin schickte. Nach gründlicher Untersuchung - natürlich ohne Befund - meinte sie, dass dieses nicht schlucken können in Mediziner-Kreisen Globus-Gefühl genannt wird und auf Depressionen hindeutet. Ich war beruhigt, dass mir nichts fehlt und damit konnte ich leben.
Am 18. März 2009 telefonierte ich abends mit meiner Mutter. Da sie in Kroatien lebte, telefonierten wir sehr oft. Am 19. März um 3.30 Uhr bekam ich einen Anruf, dass meine Mutter gestorben ist. Ohne Vorwarnung. Ohne Krankheit. Einfach gestorben. Am Herzinfarkt. Sie war die allerliebste Mutter, die sich ein Mensch nur vorstellen kann. Immer liebevoll, verständnisvoll, gütig - sie fehlt mir sehr, jeden Tag. Meinen Kummer, Trauer, habe ich wie immer in eine Schublade-darum kümmere ich mich später gesteckt. Drei mal bin ich nach Kroatien gefahren um die Formalitäten zu erledigen. Woher ich die Kraft damals nahm, ist mir bis heute unbegreiflich. Und wieder hatte ich diverse Symptome verschiedener Krankheiten - welche ich nach einigen Untersuchungen bei diversen Ärzten aber schnell abgelegt habe, da ich das nun ja schon kannte und ich auf dem Papier gesund war.
Im Februar diesen Jahres musste mein Opa wegen einer Kleinigkeit ins Krankenhaus. Er war zwar schon 86 Jahre alt - aber total rüstig, ist noch Auto gefahren und hat alleine in seiner Wohnung gelebt. Im Krankenhaus erlitt er dann einen schweren Herzinfarkt und viel ins Koma. Vier Wochen lang haben wir ihn jeden Tag besucht und ich brauche wohl nicht zu beschreiben, wie schlimm es ist einen geliebten Menschen angeschlossen an (gefühlt) hunderten von Schläuchen zu sehen. Nach 4 Wochen wachte er wie durch ein Wunder auf, er hat uns sogar erkannt, konnte aber nur sehr schwer sprechen da er so geschwächt war. Er verstarb ein paar Tage später.
Zwei Wochen später erlitt mein Schwager einen schweren Herzinfarkt. Er hatte Glück gehabt - es geht ihm heute wieder richtig gut. So gut, dass er meine Schwester während der Kur betrogen hat....
Und hier fangen meine Qualen so richtig an. Panische Angst am Herzinfarkt zu sterben. Panikattacken, Hyperventilieren - ich habe mir sogar einen Notarzt gerufen, da ich dachte ich sterbe jeden Augenblick. Jeden Abend im Bett das gleiche Gefühl - Herzrasen, unregelmäßiges Herzschlagen, einfach nur ANGST. Ich konnte nicht begreifen, dass die Psyche dem Menschen so einen Streich spielen kann. Ja, sie kann - war die Antwort der Ärzte die ich aufsuchte. Mein Hausarzt hat mir Doxepin verschrieben - ich habe sie nicht genommen aus Angst abhängig zu werden.
Dann, ungefähr vor 2 Monaten, fingen die Bauchschmerzen und Durchfall an, verbunden mit Übelkeit, Aufstoßen, Blähungen. Starke Bauchschmerzen. Wieder bin ich zum Arzt. Auch der Ultraschall und Stuhlproben waren ohne Befund. Nach langem betteln bekam ich dann auch die Überweisung zur Darmspiegelung. Als der Termin feststand bin ich fast vor Angst durchgedreht. Ich dachte - der Arzt gibt mir doch keine Überweisung wenn er nicht denkt ich habe was Schlimmes.... Ich habe viel auf verschiedenen Internetseiten gelesen und bin auch auf das Angst Portal gestoßen. Beim lesen habe ich mich in vielem wiedererkannt - und zum Schluss den Termin zur Darmspiegelung abgesagt, da ich zu der Erkenntnis kam, ich würde mir das alles nur einbilden und dies sei nur das Resultat meiner Depressionen. Die Bauchschmerzen wurden weniger, gingen aber nie ganz weg.
Vor einigen Wochen sind die Bauchschmerzen wieder stark geworden. Ich bin verzweifelt. Seit ca. 2 Wochen kann ich den Schmerz auch genau orten: einmal in der Leistengegend links und dann noch links in Höhe des Bauchnabels. Auch habe ich das Gefühl, mit dem Dickdarm würde etwas nicht stimmen. Fast täglich verspüre ich so ein unangenehmes ziehen und manchmal nässt es aus dem Darm (nur ein Tropfen - entweder klar oder leicht hellbraun verfärbt). Auch beim hinsetzen habe ich hin- und wieder ein komisches Druckgefühl im Darm. Meine Psychologin versuchte mir das so zu erklären, dass der Darm die Bedeutung der Mutter hat, und das Herz den Vater. (Ob da noch ein Mensch, der dies liest, durchblickt....) Mein Hausarzt hatte mich weggeschickt mit dem Rat, ich sollte doch endlich die Tabletten einnehmen (Opipramol 50), die er mir verschrieben hat - dann würden auch die Schmerzen weggehen. Die Tabletten nehme ich jetzt schon eine Woche ein - seit dem Wochenende sind meine Schmerzen richtig schlimm geworden. Ich habe Angst, Angst, dass es diesmal was wirklich Schlimmes ist - ich habe Angst an Krebs zu sterben. Dann habe ich auch noch dummerweise nach Darmkrebs-Symptomen im Internet gesucht - könnt ihr euch vorstellen in was für eine Panik ich geraten bin weil sich fast alles mit meinen Symptomen gedeckt hat. Das man die gleichen Symptome auch findet wenn man Depressionen googelt, das stimmt mich auch nicht glücklicher. Ich habe vergessen zu erwähnen, dass in der Zwischenzeit eine gute Bekannte an Darmkrebs erkrankt ist. Es geht ihr nicht gut und ich habe keine Kraft sie anzurufen, geschweige denn zu besuchen.
Einen neuern Termin zur Darmspiegelung habe ich am 01.09. - nur ich weiß nicht ob ich das und wie bis dahin nervlich aushalte....
Ich weiß, das ist alles etwas durcheinander geschrieben. Ich bin durcheinander. Es ist schwer seine Gedanken und Ängste niederzuschreiben. Ich habe Angst.
Ich weiß nicht, was ich mir von meinem Eintrag hier im Forum verspreche. Hilfe! Vielleicht hat ja irgendjemand etwas Ähnliches durchgemacht.
Viele Grüße
Dani
22.08.2011 14:56 • • 31.08.2011 #1