seit längerer Zeit bin ich hier im Forum schon als stiller Mitleser unterwegs. Auch ich werde von Hypochondrie gequält. Bei jeder Kleinigkeit, bei jeder kleinsten Veränderung habe ich sofort Angst. Besonders die Krankheit mit K macht mir grosse Angst. Auch wenn ich bei meinen Eltern Veränderungen feststelle mache ich mir sofort grosse Sorgen. Vergisst meine Mutter oder mein Vater etwas, habe ich sofort Angst, dass sie Demenz haben, obwohl mir bewusst ist, dass jeder mal etwas vergisst.
Nun hat sich in den letzten Wochen noch eine weitere Angst in mein Bewusstsein gedrängt: Die Angst vor dem Zahnarzt
Die Angst ist eigentlich schon immer da, aber war bisher immer weit weg. Jedoch ist mir vor einigen Monaten der letzte Backenzahn oben links abgebrochen. Also, der grösste Teil ist noch da, aber es ist eine dicke Ecke weggebrochen. Schmerzen habe ich (noch) keine. Aber ich weiss, dass ich eigentlich zum Zahnarzt müsste, bzw. irgendwann auf jedenfalls muss. Das Problem ist jedoch, dass ich mich immer noch nicht durchringen konnte zum Zahnarzt zu gehen.
Ich habe eine riesen Panik. Meine Gedanken drehen sich nur noch um dieses Thema, ich werde noch wahnsinnig. Ich habe wahnsinnige Angst, dass der Arzt eine Wurzelbehandlung machen muss oder sogar den Zahn ziehen muss. Solange ich nur denke, ok du muss zum Zahnarzt ist es gar nicht so schlimm. Erst wenn ich mir vorstelle mich auf den Stuhl zu setzen, den Mund zu öffnen und dann auch noch den Bohrer oder sontswas im Mund zu haben kommt die Panik hoch. Oder dieses Vibrieren im Kopf, wenn gebohrt wird. Ahhhhh! Schon bei dem Gedanken wird mir flau im Magen und ich habe das Gefühl gleich loszuheulen. HALLO, ich bin ein Mann und 32 Jahre alt. Einfach nur peinlich sowas
Ich weiss, ich müsste eigentlich dringend zum Zahnarzt, aber die Panik ist grösser
Woher die Angst kommt, weiss ich nicht. Als Kind und Jugendlicher hatte ich eine Zahnärztin, mit der ich relativ gut klar kam. Naja, zumindest nachher. Bei den ersten Terminen habe ich die Praxis regelrecht zusammengeschrien. Die Angst war also schon immer da, es gab keinen Auslöser. Die Zahnärztin hat dann aber aufgehört (nicht wegen mir, sondern sie ist in Rente gegangen) und da ich schon immer Angst bzw. Unwohlsein hatte, habe ich mir auch keinen neuen Zahnarzt gesucht. War ja auch soweit alles klar. Bis jetzt...
Das Problem sind natürlich auch diese netten Horrorstorys, die man so überall hört und erzählt bekommt. Die schmerzhafte Wurzelbehandlung, bei er man schweissgebadet da liegt. Nett sind auch so Geschichten, dass man seit Monaten in Behandlung ist und es immer schlimmer wird. Toll. Ich bin für sowas sowieso sehr empfänglich. Nicht nur bei Zahnarztgeschichten, sondern generell bei Krankheitsgeschichten. Und manchmal habe ich das Gefühl, dass die Leute gerade mir immer diese Geschichten erzählen. So als wenn ich ein Schild auf der Stirn hätte: Ich bin Hypochonder! Bitte sprechen Sie mit mir über Krankheiten!
Mit meinen Eltern kann ich darüber nicht mehr reden, denn ich gehe meinen Eltern mit meiner Krankheitsangst und der Angst vorm Zahnarzt auf die Nerven. Verstehen kann ich es ja, ich nerve mich ja selbst...
Ich weiss auch nicht von wem ich das habe. Meine Eltern sind total anders. Meinem Vater ist gerade gestern auch ein Stück Zahn abgebrochen. Seine Reaktion? Och, naja, brauch ich das Stück schonmal nicht mehr zu putzen! Und ich? Ich stehe total geschockt daneben und mache mir nun auch noch Sorgen um die Zähne meines Vaters. Total Krank...
Manchmal denke ich, ob die Hypochondrie und dieses ganze Sorgen machen bei mir vielleicht eine Strafe Gottes ist. Ich habe mich als Jugendlicher nämlich immer über eine Bekannte Lustig gemacht, die sehr hypochondrisch veranlagt war. Heute weiss ich, wie sie gelitten hat und wie sch... mein Verhalten ihr gegenüber war.
Ich musste mir das jetzt einfach mal von der Seele schreiben. Es tut einfach gut, zu wissen, dass hier im Forum Menschen sind, denen es ähnlich geht.
Gruss
Markus
16.06.2018 15:55 • • 04.09.2018 #1