Zitat von AnxiousCat: Ich habe diese komischen Wahrnehmungen auch auf dem Weg in den Schlaf oder bei ganz extremer Übermüdung. Ich dachte immer, das sei normal.
Dieser Satz mit der Psychose macht mich gerade extrem panisch. Warum sollte daraus eine Psychose entstehen?
Diese Schlafhalluzinationen haben doch angeblich mit echten Halluzinationen nichts zu tun.
Beachte alles Fettgedruckte und Unterstrichene von mir! Symptome Schizophrenie / Psychose vs. ZwangsgedankenWoran kannst du erkennen, ob es sich bei dir um Zwangsgedanken oder um eine Psychose handelt?
Der erste Indikator, der für eine Zwangserkrankung spricht, ist die Tatsache, dass du diesen Artikel liest. Als Betroffener einer Zwangsstörung hast du Zweifel und bist auf der Suche nach einer klaren Antwort, während jemand mit einer Psychose, der sich gerade im akuten Stadium seiner Erkrankung befindet, zweifellos von der (falschen) Wahrnehmung seiner Halluzinationen überzeugt ist.
Von einer Zwangserkrankung lässt sich dieses Krankheitsbild mit den im folgenden Text aufgeführten Punkten diagnostisch gut voneinander abgrenzen.1. Eine paranoide Schizophrenie / paranoid-halluzinatorische Psychose ist eine psychische Erkrankung, die beispielsweise mit Wahnvorstellungen (z.B. jemand fühlt sich verfolgt, obwohl das nicht stimmt) einhergeht. Betroffene hören häufig bedrohliche Stimmen, die ihnen wie reale Stimmen vorkommen – wirklich real sind diese aber nicht. Ein Betroffener kann außerdem davon überzeugt sein, dass seine Gedanken laut werden und von anderen zu hören sind oder dass andere ihm Gedanken eingeben oder auch wegnehmen.
Dieser Realitätsverlust ist einem Menschen mit dieser Psychose allerdings nicht bewusst.2.
Im Gegensatz zu Menschen mit einer schizophrenen Psychose ist die Realitätsprüfung bei Zwangserkrankten weiterhin vorhanden. Falls du davon betroffen bist, bist du dir deiner Ängste und Zwänge bestens bewusst. Du leidest unter ihnen, hast in der Regel eine Krankheitseinsicht und siehst das “Problem” eher bei dir als bei anderen. Und dieses Problem versuchst du, um jeden Preis in den Griff zu bekommen - indem du beispielsweise diesen Artikel liest.
3. Generell zeichnet sich eine Zwangsstörung durch aufdringliche, wiederkehrende Gedanken (Zwangsgedanken) aus, die bei Zwangserkrankten große Anspannung verursachen. Auf die Gedanken reagiert der Betroffene mit Ritualen (Zwangshandlungen), um diese Anspannung aufzulösen (mehr dazu erfährst du in unseren Artikeln über die 5 Gemeinsamkeiten aller Zwänge und den Teufelskreis Zwang; findest du dich in diesen Artikeln wieder, spräche dies eher für eine bei dir bestehende Zwangsstörung und gegen eine Schizophrenie). Bei Betroffenen, die befürchten, verrückt zu werden, ist eine häufige Zwangshandlung das Recherchieren von psychotischen Symptomen, in der Hoffnung, endlich eine Antwort zu finden. So bist du wahrscheinlich auch auf diesen Artikel gestoßen.
4.
Während du als Betroffener einer Zwangsstörung also ständig kontrollierst, ob deine Sinneseindrücke echt sind oder nicht, würde jemand mit einer Schizophrenie seine (falschen) Sinneseindrücke gar nicht erst infrage stellen. Fragen wie
“Was wäre, wenn diese Person da drüben eine Halluzination ist?” stellt sich ein Zwangserkrankter, der Angst vor einer Psychose hat, während eine tatsächlich psychotische Person beispielsweise denken würde “Wer ist diese Person da drüben und wieso verfolgt sie mich?”.
5. Ein weiteres Argument für eine Zwangsstörung wären die Wirksamkeit von Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) und die Unwirksamkeit von Neuroleptika. Die SSRI wirken bei Zwängen erfolgreich, weil hier vorrangig die Serotoninrezeptoren angesprochen werden. Die Dopamin-Rezeptoren werden durch Neuroleptika angesprochen und die werden Menschen gegeben, die an einer Psychose leiden. (Hinweis: In seltenen Fällen erhalten auch Betroffene von Zwängen ergänzend zu SSRI ausgewählte Neuroleptika, allerdings in einer deutlich niedrigeren Dosierung als jemand mit einer Schizophrenie.).
Und während du diese Zeilen liest, schleicht sich bei dir vielleicht schon ein neuer Zweifel ein: “Was ist, wenn ich die Ausnahme bin?”, “Kann ich diesem Artikel wirklich trauen?”, “Wie kann ich wirklich sicher sein?”. Auch diese Zwangsgedanken über den Zwang selbst sind wiederum ein typisches Merkmal einer Zwangsstörung. Nicht grundlos wird die Zwangserkrankung auch die
“Krankheit des Zweifelns” genannt.
Typische Befürchtungen hinter Zwangsgedanken über Psychose / Schizophrenie:Als Betroffener, der zwanghafte Angst vor einer Schizophrenie hat, leidest du typischerweise unter folgenden Befürchtungen:
-
Die Angst, dass du den Verstand und die Kontrolle über dich verlierst.- Die Befürchtung, dass du dein Leben nicht mehr führen kannst, wie du es willst, und deine Selbstständigkeit verlierst.
- Die Angst, dass du echte Erfahrungen nicht mehr als solche erkennen kannst und du deinen Erinnerungen nicht mehr - vertrauen kannst.
-
Die Befürchtung, dass du unangemessene Verhaltensweisen an den Tag legen könntest, die dich sozial funktionsunfähig machen.-
Die Angst, in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen werden zu müssen.- Die existenzielle Angst, dass du durch den Verlust deines Bewusstseins einen Quasi-Tod stirbst.
Im Endeffekt ist der einzige Unterschied zwischen dir und einem Menschen, der nicht ständig an seinem Geisteszustand zweifelt, nicht etwa eine Psychose oder eine anstehende Schizophrenie, sondern der Fakt, dass du Unsicherheit nicht tolerieren kannst. Das Futter deiner Zwangsstörung ist also dein ununterbrochenes Grübeln und Kontrollieren, mit dem du deine Ungewissheit und Anspannung loswerden willst. Es mag paradox klingen, aber erst wenn du Unsicherheit akzeptierst, gibst du deinen Zwangsgedanken die Möglichkeit vorbeizuziehen, ohne dass sie riesige Ängste in dir auslösen. Wirst du also wieder von Fragen rund um Psychosen und Schizophrenie geplagt, kannst du in Zukunft auf das Grübeln verzichten und dich in der Akzeptanz folgender Dinge üben:
- Dass du Zwangsgedanken hast, auch wenn es keine eindeutige Erklärung gibt, wieso du gerade unter diesem Subtyp leidest.
- Dass du vor deinen Gedanken niemals wegrennen können wirst und dir somit nur bleibt, damit zu leben.
- Dass es möglich ist, mit diesen Gedanken zu leben, ohne dass sie dich in deiner Lebensqualität einschränken.
- Dass du deine Ängste und Unsicherheiten überwinden kannst, indem du dich mit ihnen konfrontierst, anstatt ihnen mit Vermeidung / Neutralisierungen zu begegnen.
-
Dass dieser Prozess vermutlich viel Arbeit, Zeit und Übung kosten wird, aber schon viele andere Betroffene damit ihre Zwangsgedanken über Psychosen überwinden konnten.Quelle:
https://www.ocdland.com/blog/zwangsgeda...izophrenie