Das mit der Trauma-Therapie klingt spannend - nein, ich hatte sowas noch nicht. Bei mir ist es auch so, dass ich eigentlich schon seit ich 20 bin, immer wieder in Therapie war - die letzten vier, fünf Jahre nahezu durchgängig, weil es einfach so schlimm war, dass ich die zwei Jahre Pause überbrücken musste, indem ich die Stunden selbst gezahlt habe. Erst 10 Jahre nach der ersten Therapie hab ich im Grunde die korrekte Diagnose bekommen. Ich hatte halt immer wieder Depressionen und nichts hat wirklich geholfen - Therapie nicht, Medikamente nicht. Irgendwann bin ich dann mal zu der psychiatrischen Ambulanz in unserer Stadt gegangen und hab denen meine Symptome geschildert, weil ich gedacht hab, dass die vielleicht noch einen neuen Ansatz haben, was ich gegen die Depression tun kann. Innerhalb der ersten Minuten des Gesprächs hat der Arzt mir direkt auf den Kopf zugesagt, dass er glaubt, dass ich Anteile einer emotional instabilen Persönlichkeitsstörung habe (also Borderline). Darauf ist halt nie einer gekommen, weil ich weder ständig ausraste, noch mich verletze oder mir schade, noch instabile Beziehungen führe. Bei den Testbögen, die ich dann ausfüllen musste, kam dann aber raus, dass ich diese Störung in leichter Ausprägung tatsächlich habe und das Kernsymptom bei mir einfach diese krasse Verlustangst ist. Dementsprechend hab ich dann das erste Mal überhaupt eine passende Therapie bekommen (erst Gruppentherapie, danach Einzel) und das hat mir total geholfen. Ich konnte diese ständige Angst, dass mein Mann mich verlässt oder ihm was passiert, loslassen und das war so unfassbar erleichternd.
Leider hielt das nicht lange an - heute denke ich, meine Verlustangst hat sich einfach einen anderen Kanal gesucht. Jetzt hab ich halt Angst, sterben zu müssen und dann bis in alle Ewigkeit meine Lieben vermissen zu müssen. Und an der Stelle geht es mir ähnlich wie dir - das ganze theoretische Wissen über meine Persönlichkeit, die ich bis in die letzten Winkel ausgeleuchtet habe, hilft mir kein Stück. Wenn die Angst da ist, ist sie da. Ich finde keinen Punkt, an dem ich wirkungsvoll ansetzen könnte.
Und diese Sorge, dass man selbst einfach zu unfähig oder zu undiszipliniert ist, um das Ganze in den Griff zu bekommen, kenne ich auch allzu gut. Meine Therapeutin erzählt mir immer, ich dürfe der Angst nicht soviel Raum geben, dürfe ihr keine Aufmerksamkeit geben und sie direkt wieder aus meinem Kopf rausschmeißen, wenn sie kommt und jedes Mal hab ich einfach nur das Gefühl, ich bekomm's einfach nicht geschissen (entschuldige, aber diese Formulierung trifft es in dem Fall). Alle anderen finden ihren Weg da raus, nur ich nicht. Ich weiß, das ist Unfug, aber oft fühlt es sich so an. Deswegen beruhigt es mich, zu lesen, dass es dir ähnlich geht Auch wenn ich dir natürlich anderes wünschen würde.
In der Tat suche ich auch immer wieder nach dem Auslöser für diese Krankheitsängste. Ich hatte das als Kind schon, dann ganz lange Ruhe und Halt jetzt seit drei, vier Jahren wieder. So krass wie in den letzten Jahren war das aber früher zu keinem Zeitpunkt auch nur annähernd. Ich glaube, zu dieser Trauma Sache belese ich mich auf jeden Fall mal - danke für den Tipp!
23.01.2018 15:36 •
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