Depression: Überschätzter Einfluss von Serotonin?
München (netdoktor.de) – Menschen mit Depressionen mangelt es am Glückshormon Serotonin – diese These galt lange als wahrscheinlichste Erklärung für die psychische Krankheit. Nun aber kommen Zweifel an der Hypothese auf.
Der Zusammenhang schien zumindest einleuchtend – hebt doch der Botenstoff Serotonin die Stimmung und fördert den Antrieb. Beide positiven Impulse stürzen bei Menschen mit Depressionen in den Keller. Der Grund – Serotoninmangel im Gehirn – so glaubte man zumindest.
Ein großer Teil der modernen medikamentösen Behandlungen zielt dementsprechend darauf ab, einen solchen Mangel zu beheben. Sogenannte Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) verzögern den Abbau des Glückshormons – der Spiegel steigt.
Serotonin-Hypothese mit Schönheitsfehlern
Die Hypothese hat allerdings ein paar Schönheitsfehler: Unerklärlich bleibt, warum die Medikamente erst nach Wochen ihre Wirkung entfalten, obwohl der biochemische Mechanismus schnell greift. Vor allem aber schlagen die Psychopillen bei 60 bis 70 Prozent der Patienten nicht ausreichend an.
US-Forscher haben sich darum darangemacht, die Serotonin-Hypothese zu überprüfen. Dazu programmierten ein Team um Donald Kuhn von der Wayne State University Mäuse genetisch so, dass sie nicht mehr in der Lage waren, Serotonin zu produzieren.
Depressionstest für Mäuse
Eigentlich hätten die Nager daraufhin Verhaltensweisen entwickeln müssen, die denen von Menschen mit Depressionen entsprechen, Hoffnungslosigkeit und mangelnden Antrieb beispielsweise. Getestet wurde das auf Mäuseniveau: So haben depressive Mäuse weniger Interesse an Süßem als gewöhnlich. Setzt man depressive Tiere beispielsweise in einen engen Wasserzylinder, hören sie schneller auf zu paddeln als gesunde Mäuse.
Doch das war bei den genveränderten Mäusen der Studie nicht der Fall – sie reagierten in solchen Tests und unter Stress genau wie ihre nicht genetisch manipulierten Artgenossen. Und sie sprachen auch ähnlich auf Antidepressiva an. Einziger Unterschied:
Die serotoninfreien Mäuse verhielten sich zwanghaft und extrem aggressiv. Umdenken in der Arzneiforschung
Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass Serotonin bei der Entwicklung von Depressionen nicht die Schlüsselrolle hat, wie angenommen. Das könnte die Ausrichtung der Antidepressivaforschung in eine völlig neue Richtung lenken, mutmaßen die Forscher.
Depressionen sind neben Angsterkrankung die häufigste psychische Störung. Schätzungsweise vier Millionen Menschen leiden aktuell in Deutschland daran. (cf)
Quelle: Mariana Angoa-Pérez et al.: Mice Genetically D epleted of Brain Serotonin Do Not Display a Depression-like Behavioral Phenotype. ACS Chem. Neurosci., Article ASAP, DOI: 10.1021/cn500096g, Publication Date (Web): August 4, 2014
Naja, war mir klar
Serotonin Mangel gleich Angst, zwangsstörung, Unruhe etc.
Dopamin und Noradrenalin Mangel gleich Antriebslosigkeit und Lethargie, schlechte Laune, Demotivation etc.