nun schreibe ich endlich mal meinen ersten Beitrag und möchte meine Geschichte mit euch teilen.
Zu mir:
Ich heiße Patrick, bin 26 Jahre alt und habe extreme Angst vor tödlichen Krankheiten. Ich überspringe jetzt einfach mal die letzten 15 Jahre. Ich hatte immer wieder mal Angst irgendeine Krebsart zu haben, allerdings hat sich das eigentlich immer mit der Zeit wieder gelegt bzw. spätestens wenn ich dann doch mal zum Arzt gegangen bin (was die letzten 10 Jahre vielleicht 3 mal vorkam.) und dort Entwarnung bekommen habe.
Bis zu diesem Jahr. Mitte April hat sich mir, als ich entspannt am PC gesessen bin, meine Brust so richtig ekelhaft zusammengezogen. Ich hatte das eigentlich schon 2 mal, allerdings hat es mich in dem Moment wieder extrem erschreckt und verängstigt, weil es das erste Mal war, seit ich von zuhause ausgezogen bin und ich dementsprechend alleine war. Ich habe mich dann ins Bett gelegt, weil kein Arzt mehr offen hatte und ich mich nicht getraut habe den Notarzt anzurufen. Gut - dann eben schlafen und schauen was passiert.
Am nächsten Tag ging es eigentlich wieder ganz gut. Zurück also zum Alltag. Ich saß am Nachmittag wieder am PC, als genau das Gleiche wieder passierte. Wieder bekam ich panische Angst und bin sofort los und wollte zu einem Arzt (hatte dort noch keinen). Allerdings hatte wieder kein Einziger Arzt offen und auch alle Apotheken waren geschlossen. Ich wusste nicht wo ich hin soll. Habe mich dann wieder ins Bett gelegt und dachte das wars. Den Notarzt habe ich wieder nicht angerufen.
Bin dann am nächsten Tag zu meinen Eltern gefahren und am Tag darauf zu meinem Hausarzt (Internist) gegangen. Blutdruck war ok, abhören unauffällig und EKG ebenfalls unauffällig. Er meinte dann es ist wahrscheinlich ein Skelett- und Muskelproblem in Verbindung mit Angst und ich soll es mit Bewegung und bei Bedarf Ibu probieren. Dann war ich etwas beruhigt. Ibu habe ich sein lassen, aber ich habe mich öfter bewegt und auch das Gefühl, dass es wirklich besser wird und dieser Druck auf dem Brustbein nachlässt. Bin dann nach etwa einer Woche bei meinen Eltern wieder nach Hause gefahren. Am Tag darauf wollte ich dort noch mal zu einem Arzt und mir eine Überweisung zu einem Physio oder so holen. Habe die gleichen Probleme noch mal geschildert und wurde nochmal untersucht. Dabei wurde ich allerdings so verunsichert, dass mein Blutdruck in die Höhe schoss (180/100), Blutabnahme fast nicht funktioniert hatte und ich eine Überweisung zum CT bekommen und Blutdrucksenker verschrieben bekommen habe. Das hat mich alles extrem verängstigt, dachte ich doch, dass alles ok sei. Habe dann direkt wieder meine Eltern angerufen um mich abholen zu lassen, die allerdings erst um 20 Uhr da sein konnten. Es folgte eine stundenlange Panikattacke und in den darauffolgenden 2 Wochen tägliche Panikattacken, oft auch mehrmals täglich.
Bin dann wieder zum Internisten gegangen, dort war der Blutdruck wieder völlig normal und er hat mir von CT und Blutdrucksenkern abgeraten und mich wieder versucht zu beruhigen. Irgendwann hat sich die Herzangst etwas gelegt, weil ja doch schon einige Tage ins Land gezogen sind und nie was passiert ist und alle Tests ja auch unauffällig waren. Habe dann irgendwann angefangen zu googlen woher meine ganzen körperlichen Symptome sonst kommen könnten - rießen Fehler. Ich kürze es mal ab:
Thrombose - Lungenembolie - Schlaganfall - Hirn. tumor. Krebs?! Damit wurde es erst richtig schlimm. Nun hatte ich nicht mehr die Angst plötzlich eine lebensbedrohliche Komplikation zu bekommen, die man allerdings überleben kann, sondern eventuell eine tödliche Krankheit die unbemerkt in mir heranwächst und für die es vielleicht keine Heilung mehr gibt? Ich habe wieder wie ein bekloppter gegooglet und bin praktisch alle Krebserkrankungen durchgegangen um Übereinstimmungen zu finden. Plötzlich war mir auch mein starker Gewichtsverlust unheimlich (10 Kilo in 2 Monaten - war aber eigentlich eine bewusste Entscheidung mit einer ziemlich radikalen Diät. Habe das schon 1-2 mal gemacht und immer recht schnell abgenommen). War das vielleicht ein dummer Zufall und die Gewichtsabnahme kommt gar nicht von der Ernährung, sondern von Krebs?
Ich kürze mal wieder ab: Ich hatte Angst vor Darmkrebs bzw. Darmverschluss (veränderter Stuhl, extreme Verdauungsgeräusche, frisches Blut im Stuhl), Augenkrebs (Ja sowas gibts tatsächlich), Leberkrebs (ach schreck - Heilungschancen viel schlechter als bei Darmkrebs. Druck im Oberbauch), malignes Melanom und letztendlich bin ich bei Bauchspeicheldrüsenkrebs (Wegen meiner Verdauungsprobleme, den Oberbauchbeschwerden und Rückenschmerzen auf der selben Höhe und leichter Übelkeit nach dem Essen oder Trinken) gelandet. Super. Der schlimmste Krebs also den man nur haben kann. Meine Tage bestanden nur aus googlen, weinen und Angst. Alle haben immer versucht mich zu beruhigen, aber für mich stand fest, dass ich sterben muss. Ich war wie in einer art Parallelwelt.
Gestern war ich nochmal bei einem Internisten (Urlaubsvertretung meines Hausarztes). Er tastete meinen Bauch ab und meinte es wird wohl eine leichte Magenschleimhautentzündung sein. Er wollte mir schon etwas aufschreiben, ich habe ihm aber klar gemacht wie sehr ich aktuell leide, weil ich eigentlich in meinem ganzen Leben nie krank war (1 mal eine leichte Lungenentzündung, ansonsten immer völlig Gesund und bisher auch keine Krebserkrankungen in meiner Familie - bis zu den Großeltern. Und Alle außer einer meiner Opas sind erst ü90 gestorben - und er war auch über 70 und lebenslang extrem starker Raucher. Eigentlich gute Gene sollte man meinen.)
Daraufhin hat er noch einen Abdomen Ultraschall bei mir durchgeführt. Er hat sich extrem viel Zeit genommen, jedes Organ abgeklappert und mir alles erklärt was man sieht. Er meinte alle Organe seien in Größe, Form und Beschaffenheit absolut vorbildlich. Auch die Hauptarterie (oder so) im Bauch sei völlig frei von Verkalkungen oder Anderem was da nicht hin soll. Der Darm kann natürlich nicht wirklich durch einen Ultraschall untersucht werden, aber er meinte, dass zumindest Dinge wie Entzündungen, Verengungen, Wasseransammlungen oder ähnliches nicht vorhanden seien. Die Bauchspeicheldrüse hat er auch gesehen. Er meinte zwar, dass man sie nicht wie aus dem Lehrbuch sieht, aber gut genug um sich einen Eindruck davon zu verschaffen. Er hat mir zwar auch da die einzelnen Teile der Bauchspeicheldrüse gezeigt, allerdings habe ich da ehrlich gesagt überhaupt nichts erkannt. Er hat mir dann Pantoprazol verschrieben und das sollte ich eine Woche je 2 und dann noch eine Woche je 1 nehmen.
Ich habe also hinter mir:
- Blutdruckuntersuchungen - Blutdruck normal
- Pulsuntersuchung - Puls normal
- Blutuntersuchung - keine Auffälligkeiten
- EKG - unauffällig
- Rektoskopie beim Proktologen (wegen der Blutungen) - Thrombose, muss allerdings nicht chirurgisch behandelt werden.
- Augenuntersuchung - alles Gesund.
- Orthopäde - Eine typische Sitzwirbelsäule. Ich soll mit Sport anfangen.
- Abdomen Ultraschall - keine Auffälligkeiten.
Ich bin jetzt auf der einen Seite auf jeden Fall etwas beruhigter, weil ich zumindest weiß, dass meine ganzen Beschwerden nicht von Metastasen die meinen Körper schon überall zerfressen kommen und man Nierenkrebs, Blasenkrebs, Prostatakrebs, Milzkrebs und Leberkrebs ausschließen kann. Eine Restangst bleibt natürlich trotzdem, weil zwar inzwischen viel abgeklärt wurde, aber die Symptome ja trotzdem noch da sind und gerade ein Krebs in der Bauchspeicheldrüse oder im Magen nicht wirklich durch einen Ultraschall erkennen lassen. Dagegen spricht jedoch, dass Symptome ja erst in einem fortgeschrittenem Stadium auftreten und dann ja oft schon Metastasen vorhanden sind.
So. Das wars jetzt erstmal. Sorry für den langen Text. Ich habe zwar auch viele Menschen mit denen ich reden kann und die sich meinem Problem annehmen, aber ich wollte auch mal mit Personen die das gleiche Problem haben ins Gespräch kommen.
Habe jetzt nächste Woche ein Erstgespräch bei einem Psychotherapeuten. Ich hoffe, dass sich meine Angst und die Beschwerden in den nächsten Tagen legen werden und sie sich nicht wieder steigern.
Danke fürs Lesen und ich freue mich, wenn vielleicht der Ein oder Andere seine Erfahrungen teilen würde, tipps und tricks hat, ein paar beruhigende Worte für mich hat oder was auch immer.
Grüße Patrick
05.06.2019 11:28 • • 21.01.2020 x 3 #1