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Hey,

wovor habt ihr eigentlich bei den Krankheitsängsten konkret Angst?
Ist es die Angst vor großen Schmerzen und Leid, oder die Angst, vieles im Leben nicht mehr erleben zu können?

Mir hilft es sich darüber klar zu werden. Ich frage mich ob hinter diesen Krankheitsängste nicht etwas anderes steht.

Bei mir ist es beispielsweise eher die Angst vor einem Kontrollverlust und Grenzüberschreitungen. Ich würde nicht wollen dass meine Angehörigen nach meinem Ableben Zugang zu meinen privaten Sachen hätten. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich bisher noch nicht richtig gelebt habe und mein Leben erst noch anfängt. Würde ich jetzt sterben, würde ich es zu früh empfinden. Ich habe auch das Gefühl noch Aufgaben zu haben, beispielsweisen noch Dinge klären zu müssen oder Personen etwas zu sagen, was ich mich bisher nicht getraut habe.
Es ist bei mir oft chaotisch und wenn ich plötzlich ins Krankenhaus müsste, könnte ich niemanden in meine Wohnung lassen um mir meine Sachen zu bringen. Deswegen fange ich mittlerweile immer an aufzuräumen und zu putzen, wenn ich das Gefühl habe, dass ich etwas Schlimmes haben könnte. Danach geht es mir meistens sogar echt wieder besser und die Symptome klingen ab.

Ich habe nur phasenweise Krankheitsängste, eigentlich habe ich eine andere Angststörung, merke aber, dass sich das teilweise etwas verschoben hat. Ich vermute aber, dass das nur ein Spiegel für andere Ängste und ein ungelebtes Leben ist. Deswegen möchte ich als oberstes Ziel eher am Loslassen arbeiten und an den dahinterliegenden Ängsten, als an meinen körperlichen Symptomen. Ich möchte die Energie fürs googlen/nachdenken sinnvoller investieren, sonst geht es immer so weiter. Eigentlich müsste man ja dahin kommen, Krankheiten und den Tod zu akzeptieren und nicht, dass man Bestätigungen erhält, dass es nichts Schlimmes ist. Ich habe mal gelesen, dass hinter allen Ängsten eigentlich die Angst steckt, nicht damit umgehen zu können. Also zB nicht die Angst vor Ablehnung, sondern die Angst, mit der Ablehnung nicht umgehen zu können.

Wisst ihr, was bei euch dahinter steckt und was euch genau Angst macht?

31.12.2023 12:48 • 01.01.2024 x 1 #1


4 Antworten ↓


Ich setze mich lieber damit auseinander,um der Angst die Macht zu nehmen.
Ich spreche dann mit dem Menschen,den ich liebe.indem ich sage,dass ich gerade Angst habe.
Er sagt dann wovor,nimmt mich in Arm,sagt bin ja da und redet mit mir.
Du musst nicht den Grund der Angst wissen oder sie aushalten, sondern ihr die Macht nehmen.

A


Eigentliche Angst hinter der Angst

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Zitat von Hypofant:
wovor habt ihr eigentlich bei den Krankheitsängsten konkret Angst?

Das ist m. M. n. eine sehr gute und wichtige Frage.

Zitat von Hypofant:
Ich habe mal gelesen, dass hinter allen Ängsten eigentlich die Angst steckt, nicht damit umgehen zu können.

Und das eine sehr gute Antwort.

Zitat von Hypofant:
Ich vermute aber, dass das nur ein Spiegel für andere Ängste und ein ungelebtes Leben ist. Deswegen möchte ich als oberstes Ziel eher am Loslassen arbeiten und an den dahinterliegenden Ängsten, als an meinen körperlichen Symptomen.


Und das ist eigentlich nochmal ein anderes Thema, nämlich die Frage wofür unsere Krankheitsängste eigentlich stehen. Bei mir ist es ähnlich wie bei dir: angefangen hat alles mit normalen Panikattacken und Dauerangst. Natürlich hat mir auch das körperliche (durch die Panik und Angst ausgelöste Symptome) Sorgen gemacht, aber es stand nie im Vordergrund.

Mit der Zeit hat sich das auch bei mir verschoben: die körperlichen Ängste sind stärker geworden und sind oftmals bei genauem Hinsehen auch völlig abwegig. Ich glaube die körperlichen Ängste dienen mir dazu, mich mit anderen Sorgen und Ängsten nicht beschäftigen zu müssen. Solange ich - vermeintlich - um mein Überleben kämpfe und mir Sorgen machen muss, sind die anderen Dinge ja nicht so wichtig.

Meine Krankheitsängste nützen mir also erstmal, weil ich andere Probleme und Sorgen nicht bearbeiten muss. Aber das ist natürlich das völlig falsche Vorgehen, weil ich mich immer wieder im Kreis drehe, aber mit den eigentlich wichtigen Dingen nicht weiterkomme. Denn wie Du sagst geht ja eine Menge Energie dadurch verloren, die viel besser in die wirklichen Probleme gesteckt werden sollten.

Meine bisherige Entwicklung deutet auch darauf hin: Nachdem bei mir 2007 eine Generalisierte Angststörung diagnostiziert wurde, ging es mir die nächsten 10 Jahre wesentlich besser, weil ich viel an mir gearbeitet und mich entwickelt habe. Irgendwann habe ich das aber aus den Augen verloren und vieles verdrängt - und da fingen allmählich die Krankheitsängste an.

Welche Probleme das genau sind und wie ich die angehe, das habe ich mir für dieses Jahr vorgenommen herauszufinden.

Frohes Neues!

Zwischen 2000 und 2013 war die Angst mein stândiger Begleiter.
Ich hab CTs,MRTs und Untersuchungen machen lassen bis zum umfallen.
Thrombose im Bein, Aneurysma im Kopf, Herzerkrankung,Tumor im Hals uvm.
Schuld an der Geschichte bin ich zum Teil selber,weil ich mich überfordert habe.
Die Angst hat sich immer ein neues Ziel gesucht und am Ende hatte ich keine Minute mehr in der ich mich erholen konnte.
Die Angst hat mich in den Wahnsinn getrieben und ich würde mit Blaulicht in die geschlossene eingeliefert.

Ich hab letztes Jahr auch damit begonnen aufzuräumen bzw auszumisten.
Mir ging's da wir dir...ich hatte Angst was die Leute alles finden wenn ich mal nicht mehr lebe.
Zusätzlich wollte ich es des Entrümplern etwas einfacher machen
Völlig irre...kann mir ja wurscht sein wenn ich gestorben bin.
Mein Testament habe ich auch schon geschrieben (mit 48 auch eher ungewöhnlich)
Nachdem letztes Jahr meine Mutter plötzlich gestorben ist hat sich vieles verändert...
Vor Krankheiten habe ich jetzt überhaupt keine Angst mehr und auch nicht vor dem sterben.
Es ist alles unwichtig geworden.
Mir ist klar geworden ich kann von allem was ich habe nichts *mit rüber nehmen*
Viele Menschen ändern ja einiges in der Wohnung nachdem ein Familienmitglied gestorben ist,aber in der Wohnung meiner Mutter ist noch alles so wie vor ihrem Tod.
Früher hatte ich Ängste und Depressionen,jetzt hat die Depression die Angst aufgefressen
Letzten Februar habe ich es noch mit einer Psychotherapie probiert,aber ich hab schnell gemerkt das wird nix mehr.
Es gibt Tage da wünsche ich mir die Angst zurück,nur um wieder zu spüren das ich noch am Leben bin.
Wenn man früher jeden Herzschlag gespürt hat und jetzt gar nichts mehr ist das sehr unangenehm.
Ich glaube es gibt nichts schlimmeres als keine Angst mehr zu haben.
*Ein gesundes Maß an Angst* gehört einfach zum Leben dazu.

Danke für eure Antworten!

@Angstmaschine
Das was du beschreibst, klingt nach sekundärem Krankheitsgewinn und ist auch ein interessantes Thema.

Der primäre Krankheitsgewinn wäre erstmal grundsätzlich, dass man sich durch das exzessive Nachdenken und Googeln um seine Gesundheit kümmert und rechtzeitig handelt. So können Erkrankungen bereits früh erkannt und behandelt werden.
Der sekundäre Krankheitsgewinn wäre dann bei dir vielleicht, dass du dafür von anderen Problemen und Ängsten entlastet bist. Bei mir ist es dann das Aufmerksamwerden auf suboptimale Lebensbedingungen.

Meistens ist es hilfreich, einen Ersatz für die Funktion zu finden. In Bezug auf meine Agoraphobie fand ich die Erkenntnis sehr aufschlussreich und glaube, dass die Angst nicht mehr gebraucht wird, wenn ich eine Alternative für die Funktion finde. So fällt es auch leichter, die Angst als positiv und gut gemeint anzunehmen.
Ich finde die Frage was wäre denn so schlimm daran, wenn xy eintritt? und das Weiterdenken (und dann?) auch sehr hilfreich dabei. Auch um dem Nutzen auf die Spur zu kommen.

@Faultier
Interessant, dass das bei dir ebenfalls ein Thema ist!
Bei mir ist es genau andersherum, ich hatte früher depressive Phasen und würde gerne wieder tauschen, da die Angst mir so vieles nimmt.
Aber ich verstehe, was du meinst. Das wird auch ein Grund sein, warum man Horrorfilme oder Krimis schaut. Man setzt sich sozusagen freiwillig dem Angstgefühl aus, genauso wie beim Achterbahnfahren. Die Höhen und Tiefen der Emotionen gehören ein Stück weit einfach dazu.
Ich wünsche dir, dass es sich doch noch eines Tages wieder ändern wird!




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