Ich würde keinem dazu raten wollen, aber ich habe diese tiefste und schwärzeste Nacht der Seele ausgesessen. 2018 war in der Hinsicht das Schlimmste meines Lebens. Wobei es ein wunderschönes Jahr war. Ich hatte die schönsten Erlebnisse. Wenn nicht das Jahr von der krassesten Krankheitsangst meines gesamten Lebens überschattet gewesen wäre. Das könnte ich nie wieder durchstehen. Tiefer kann ein Mensch nicht fallen. Ich war irgendwann absolut vom sicheren Tod überzeugt und einem qualvollen dazu. Das wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht. Habe zum Glück auch keine Feinde. Aber mir wird heute noch schlecht und ich zittere am ganzen Körper, wenn mich die Erinnerung einholt. Viele Freunde auf dem Weg verloren, viele Aufträge. Nein, ich habe keinem Menschen von meiner Situation erzählt. Nur mein Partner wusste es natürlich und für den war es sicher belastend.
Ich habe mich irgendwann in dem schlimmen Jahr darein gefunden und gesagt, ok, dann stirbst du eben. Das ist der Hammer. Aber niemand konnte mir helfen. Lange Geschichte...ich sagte dann zu mir, ok, wenn Dir keiner hilft, akzeptiere es. Und warte ab. Wenn du in einem Jahr noch lebst, war es das nicht. Das wovor ich so Angst hatte, wäre ja schlimmer geworden.
Es war alles nur furchtbar. Ich bin kein Held. Ja ich hatte vor Angst jeden Morgen Bauchkrämpfe. Aber da war ich immerhin schlau genug, den Zusammenhang mit der Angst zu erkennen. Auch das gewaltige Zittern, die Lichtbltze - ich verstand, dass das nicht noch neue Krankheiten sind, sondern Reaktionen des armen Körpers auf die extreme Todesangst. Ich habe normal weitergearbeitet und oft gedacht ihr habt das alle gut, ihr dürft leben. Ich sage euch, das war Hölle. Aber ich glaube, tiefer geht es nicht und ich habe gewissermaßen den Tod und alles, was ich zeitlebens gefürchtet habe, vorweggenommen und durchlebt. Ich habe mich auch noch nicht ganz davon erholt. Ich bin nun gut ein halbes Jahr von den schrecklichen Symptomen befreit.
Die waren tatsächlich da und sichtbar. Sie sind dann zum Glück von selbst verschwunden.
Aber diese Angst, ein ganzes Jahr, hat natürlich etwas mit mir gemacht. Sicher zu sein. In zu sterben. Und irgendwann das hinzunehmen. Ganz ganz furchtbar. Aber es war eben auch ein Sieg des Lebebs.
Diese Angststörung ist nämlich der schlimmste Wahnsinn.
Von Kindheit an quälte mich dieser Dämon, wie ich es nenne. Immer mit dem Schlimmsten gerechnet, bei jedem Pickel. Aber eben nur phasenweise. Dann gab es Jahre, wo es völlig verschwunden war.
Bis 2018 eben.
Ich könnte nicht anders, ich wollte den Dämon nicht mehr füttern.
Natürlich bin ich deswegen nicht völlig geheilt.
Ich wollte nur sagen, mitunter ist der einzige Ausweg, den Kampf mit diesem Mist brutal aufzunehmen.
Sicher nicht wirklich für jeden empfehlenswert.
Aber ich war so krass wütend auf diese verdammte Angststörung, die ich Dämon genannt habe.
Ich wünsche uns allen, die davon gequält werden, Seelenheil und Erleichterung.
12.05.2019 19:01 •
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