Ich hatte dann natürlich schon mal Sehnenprobleme, oder mal irgendwo Schmezen, aber tatsächlich sind die nach Wochen und Monaten von selbst verschwunden. Aber vor einem Jahr rutschte ich dann richtig in die Hölle ab. Ich glaube die Story ist so krass, dass es keiner glaubt. Ich entdeckte bei der Intimrasur eine Stelle, heute denke ich ein eingewachsenenes Haar. Ich nachm die Schere und schnitt das auf, die teuflische Angst streckte da bereits die Finger nach mir aus. Ich entdeckte dann so kleine Punkte. Mir schossen Feigwarzen durch den Kopf. Wobei ich mich nirgends hätte anstecken können. Ich kam dann im Gedankenkarussel auf Papillomaviren, Abstrich, Krebsgefahr. Dr.Google tat ein Übriges. Ich drehte durch. Ich holte mir dann Vereisungsspray aus der Apotheke und hielt wacker drauf, viel länger als empfohlen. Dann würde alles weiß, schwarz, verkrustete. Nun war ich Dank Google bereits beim Vulva Karzinom. Ich dachte, ok, ade schöne Welt. Ich kuckte jeden Tag mit vorgehaltenem Spiegel, ja, das musste ganz klar das sein. Das Ende war mir gewiss. Dann hielt ich es nicht mehr aus, erinnerte mich an einen Arzt im Freundeskreis, den ich privat sehr mag. Durch den Sport. Ok, ich rannte da hin, völlig panisch. Der Doktor, Allgemeinmediziner und auch Psychotherapeut, schaute drauf (an Peinlichkeit für mich nicht zu toppen) und sagte tja, so kann ich gar nichts sehen, alles vollkommen verätzt. Ich bin sicher, dass das auch nichts ist, aber ich kann so nichts genau sehen, also nimm diese Salbe, drei oder vier Wochen und wenn es abgeheilt ist, kommst du wieder. Ich bin sicher, dann wird es sich in Luft aufgelöst haben, aber um sicher zu gehen, muss ich diese Zeit abwarten. Diese Wochen waren die Hölle. Es tat tierisch weh, aber schlimmer war meine Überzeugung, sterben zu müssen, Google Google Google. Der sagt, es gibt keine Hoffnung mehr. Ich konnte mich bei der Arbeit kaum konzentrieren, verlor Aufträge, Freunde, weil ich nicht mehr menschlich handeln konnte. Für die Partnerschaft eine kaum tragbare Belastung. Ich war eine wandelnde Leiche. Ich versuchte noch ein paar schöne Dinge zu unternehmen, dachte aber immer, wie schade, das erlebst du zum letzten Mal. Ich bin dann nach einigen Wochen wieder zum Doc und sagte, ich habe Angst Dir die Stelle zu zeigen. Ich werde lieber ein Jahr abwarten. Wenn ich dann noch lebe, war es kein K.
Er sagte ok, das kannst du machen, das ist völlig in Ordnung
Darauf überlegte ich und entschloss, mich jetzt dem Urteil preiszugeben. So oder so.
Das war unbeschreiblich.
Er schaute ganz gelassen und sagte dann Was du für eine Krankheit heilst, ist die ganz normale Anatomie. Das gehört nicht total glatt. Das ist dein völlig gesundes und normales Genital.
Ich war natürlich sofort wie neu geboren, aber an Peinlichkeit ist das nicht zu überbieten.
Durch den Kontakt habe ich natürlich ein Notanker.
Das war in Folge auch nötig, denn die teuflische Angst brach wieder voll durch, die 20 Jahre besiegt war. Danach kam noch ein viel Schlimmeres Ding, wo ich tatsächlich ein ganzes Jahr überzeugt war, sehr bald grausam zu sterben. Eins Jahr. Das hat mich gezeichnet. Zum Glück konnte der Doc mir auch da helfen, das ist aber eine lange Story. Aber ich brauchte lange, bis heute eigentlich, um mich halbwegs zu erholen und ganz langsam zaghaftes Vertrauen ins Leben zu fassen.
Aber ohne diesen engelsgleichen Doktor wäre ich zugrunde gegangen.
Denn solche Ärzte gibt es kaum. Wo man von Mensch zu Mensch über alle Schwächen sprechen kann. Der einen wichtig nimmt und nie verurteilt.
16.04.2019 18:56 •
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