Zitat von MaedchenNr1:Ich denke aber immer, dass man der Angst gar nicht so viel Zeit geben sollte, sich einzunisten und es sich bequem zu machen. Und manchmal kann man sich selbst nicht mehr aus den Gedanken rausholen - da macht es dann Sinn, sich einfach kurz abzusichern.
In dem Punkt bin ich zum ersten mal nicht ganz deiner Meinung.
Meine Therapeutin hat versucht, mir zu vermitteln (und ich glaube auch, dass dieser Ansatz der einzig wahre ist), dass man eben
nicht der Angst nachgeben sollte, um sie quasi durch eine Notfallmaßnahme beiseite zu räumen.
Sondern man sollte die Angst mit all´ihren Nebenwirkungen wirklich
durchstehen, um dann die Erfahrung zu machen, dass sie auch wieder nachlässt - quasi ganz von selbst.
Selbstverständlich muss man hier auch lernen, zu bemerken, wann die Angst eine Berechtigung haben könnte und wann nicht.
Aber da bei uns Angsterkrankten die Angst nunmal in aller Regel keine Berechtigung hat, sondern unserem zügellosen, kranken Kopfkino entspringt, ist ein schneller Arztbesuch bei jedem Symptom im Prinzip ein Rückversicherungsverhalten, das die Angst langfristig unterhält.
Besser wäre es, die Angst zu durchleben, zu erfahren, dass sie wieder nachlässt und mit diesen, sich immer wiederholenden, Erfahrungen die Angsterfahrungen im Gehirn zu überschreiben.
Dieser Weg ist deutlich härter, als sich durch einen raschen Arztbesuch Linderung zu verschaffen, aber der Weg aus der Angst
ist hart, sehr hart.
Ich stelle mir das vor, als hätte man eine juckende Hautstelle ( die die Angst darstellt).
Gibt man dem Juckreiz immer schnell nach, indem man kratzt ( sinnbildlich durch einen Arztbesuch), dann verspürt man zunächst (sehr kurzfristig) Linderung.
Die juckende Stelle kommt aber nie zur Ruhe und das verstärkt die Hautreizung immer und immer mehr.
Besser wäre es, die Zähne zusammen zu beißen und dem Impuls, zu kratzen, zu widerstehen.
Das ist zwar am Anfang sehr hart, aber nur so kann langfristig Linderung eintreten.
Natürlich, und das möchte ich nochmal betonen, muss man immer ein Augenmerk darauf haben, ob es sich um berechtigte Ängste handelt und gesundheitlich wirklich was im Argen ist.
Aber sind wir mal ehrlich: wie oft von 100 mal ist das bei uns der Fall (gewesen) ?
Und diesen Weg, das zu erkennen, zu unterscheiden und auszuhalten, den müssen wir gehen.
Sonst wird es uns nie besser gehen.