Zitat von kiba:Ach ihr Lieben! So ein warmherziger Empfang tut so gut!
Die Zeit mit meiner Oma war schon sehr intensiv. Durch eine Psychotherapie und wirklichen Murks bei den Damen in meiner Familie konnte ich lange keinen richtigen Kontakt zu ihr haben. Ein halbes Jahr vor ihrem Tod war ich (im Gegensatz zu meiner Mutter - ihrer Tochter) vollkommen im Reinen mit ihr. Dementsprechend intensiv war ihr Sterben für mich. Als es dann wirklich soweit war, war ich alleine mit ihr (meine Mutter war im Urlaub) und war echt überfordert. Ich habe mir Sterben einfacher vorgestellt. Auch der Umgang mit ihrem toten Körper war eine Grenzerfahrung für mich. Glücklicherweise war das Pflegepersonal im Hospiz eine super Stütze. Wahnsinn, wie die Menscgrn das Tag für Tag machen...
Danach schlitterte ich von einem hypochondrischen Tief ins nächste. Mir blieb immer nur Schadensbehebung. Also Symptom abklären und hoffen, dass die Abstände größer werden. Zur Zeit habe ich den Eindruck es wird eher schlimmer. Die kalte lichtarme Jahreszeit und der Stress auf Arbeit und mit den Kids zu Hause tut sein übriges.
Das einzige, was den Kopf frei macht ist laufen. Und so jogge ich mindestens 3 Mal die Woche und hab mich für den Halbmarathon in meiner Stadt angemeldet.
Habt ihr schon entsprechende Entspannungsverfahren ausprobiert, die einem in der akuten Krise helfen könnten?
Soviel in Kurzdurchlauf von mir.
Und ihr? Mitten im Weihnachtsstress?
Dass du deine Oma bis zuletzt begleitet hast, finde ich sehr beeindruckend.
Eine Bekannte von mir arbeitet ehrenamtlich in einem Hospiz.
Um zu den Schicksalen der dort sterbenden Menschen eine angemessene Distanz wahren zu können, erhalten die Mitarbeiter regelmäßig psychologische Unterstützung.
Trotzdem erfordert diese Tätigkeit sehr viel seelische Kraft, die immer wieder ins Wanken gerät, wenn ein Mensch sterben muss, der altersmäßig gesehen noch gar nicht dran ist oder wenn die Begleitumstände besonders dramatisch sind.
Andererseits bekommt man durch den Umgang mit Sterbenden (jedenfalls laut meiner Bekannten) eine ganz andere Sichtweise auf den Tod.
Sie sagt, seitdem sie im Hospiz arbeitet, hat der Tod seinen Schrecken für sie verloren.
Wenn es die eigene Oma ist, die man beim Sterben begleitet, stellt es noch mal eine ganz andere Herausforderung dar.
Deshalb ist es wohl auch kein Wunder, dass du danach in einige hypochondrische Tiefen gestürzt bist.
Es ist wunderbar, dass eure Beziehung zueinander völlig geklärt und im Reinen war, als sie starb.
Ich selber bereue es sehr, dass ich das Verhältnis zu meiner Oma nicht mehr geklärt habe.
Sie ist 1997 im Alter von 87 Jahren gestorben und ich hatte vor ihrem Tod aufgrund einiger Intrigen in der Familie gar keinen Kontakt mehr zu ihr.
Toll, dass du durch das Joggen die Angst einigermaßen in den Griff bekommen kannst.
Bei mir ist es das Lesen, das mir manchmal hilft, gedanklich so weit abzutauchen, dass ich meine Ängste für eine Weile vergesse.
Allerdings klappt das bei besonders großer Panik überhaupt nicht, weil mir dann die Konzentration fehlt.
Wenns mir richtig mies geht, kann ich zum Putzteufel mutieren.
Dann räume ich Schränke aus und mach sie von innen und außen sauber oder ich schrubbe das Bad.
Das hat einen sehr reinigenden Effekt - nicht nur für unser Haus.
Mein Mann hat sich gerade eine Rudergerät gekauft, das jetzt auf unserem Dachboden steht.
Vielleicht werde ich demnächst mal versuchen, mir den den Kopf frei zu rudern - obwohl Bewegung in Kombination mit frischer Luft und Sonnenlicht wohl efektiver wäre.