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Hallo zusammen,

ich bin 40 Jahre alt (männlich) und habe im Januar meinen Geburtstag gefeiert. Leider war es der Beginn eines beschi... Jahres. Vor meinem Geburtstag plagte mich wochenlang Atemnot und ich hatte kurze Beklemmungsschübe in der Brust. Vorangegangen war viel beruflicher Stress (bin selbstständig) und Ärger mit einer Angestellten. Dann, 2 Tage nach meinem Geburtstag, beim Mittagessen mit meiner Frau, Atemnot, Hyperventilation, Notarzt, Krankenhaus. Diverse Tests, Herz Komplettcheck, Lunge, Blut, alles i.O.. Das kann doch nicht sein, dachte ich, schön das man nichts findet, aber was soll das? Termin beim Psychater und Neurologen. Ach Herr ..., Sie waren ja schon mal vor 5 Jahren bei mir, wegen Enge in Ihrer Brust und zittern im Arm, wir haben alle Test´s gemacht, EEG, MRT, ohne Befund. Ups, dachte ich, ja, da war schon mal was. Sie haben eine Angststörung.

Die Tage danach waren die reinste Hölle. Innere Unruhe, dass ich das Gefühl hatte, ich würde gleich von innen platzen. Sehstörungen, Hautausschlag (stressbedingt), blaue Flecken (nach 1 Woche wieder alles weg). AD bekommen und nach 2 Wochen wegen der NW wieder abgesetzt.

Dann habe ich mich in der Popo getreten und gekämpft, bin überall hingefahren, auf Geburtstage etc, habe Sport gemacht und mir ging es immer besser. Dann der Anruf meiner Mutter, dein Papa liegt im Krankenhaus, vielleicht müssen Sie Ihm das Bein abnehmen. Sofort der Rückfall. Langsam wieder aufgerappelt (Papa geht es besser und das Bein in noch da). Dann eines morgens meine Frau, Du ich will Dir keine Angst machen, aber meine rechte Gesichthälfte ist gelähmt. Schaganfall oder was?, dachte ich. Mir wurde so schlecht, dass ich nur noch grau sehen konnte. MRT, Bluttest...alles i.O. Mittlerweile ist wieder alles O.K. Vergessen habe ich noch, dass 2 Tage nach meinem Krankenhausbesuch unsere 8 Jahre alte Katze vom Kratzbaum gesprungen ist und anschliessend an einer Lungenembolie gestorben ist, Ihr älterer Bruder (Kater) 15 Jahre ist 6 Wochen später an Nierenversagen gestorben (eingeschläfert).

Wie gesagt, meiner Frau geht es wieder ganz prima, wir haben zwei neue Kätzchen, aber ich werde nach den Rückfällen meinen Kram nicht mehr los. Mal sind 3 Tage gut bis sehr gut, dann wieder hoher Blutdruck, Spannungskopfschmerz, inner Unruhe, zittern und Angst, das gleich wieder was passiert. Die körperlichen Auswirkungen machen mich fertig.

Natürlich bin ich jetzt durch die ganzen Ereignisse wieder voll scharfgeschaltet. Gegen Abend geht es mit fast immer besser und ich schlafe (Gott sei Dank) auch recht gut. Aber nach dem Aufstehen geht es eben wieder los-innere Unruhe, kribbeln in den Beinen, Kopfkribbeln und Kopfdruck. Mein Psychologe geht davon aus (im Moment), dass ich es auch alleine schafen kann. Was ich, zumindest als Tip, beitragen kann ist: Ablenkung, Ablenkung, Ablenkung. Damit meine ich nicht Fernsehen, Playstation, Lesen o. ä.. Es muss etwas sein, was den Verstand voll beschäftigt. Ich lerne z.Zt. Gitarre oder restauriere einen alten Schrank. Immer wenn ich voll in diesem Element bin, vergesse ich regelrecht meine Angst und mir geht es recht gut, auch körperlich. Ich denke hier liegt ein grosses Heilungspotential. Man sollte sich nicht einigeln oder nur noch mit sich selbst beschäftigen, das ist Futter für die Angst. Wie gesagt, ich bin auch noch mittendrin, aber ich versuche weiter an mir zu arbeiten. Schlecht das es Angesterkrankungen gibt, schön das es Euch gibt und man nicht alleine ist.

27.08.2012 15:03 • 28.08.2012 #1


14 Antworten ↓




Gitarre lernen? Ablenken? Ja, das geht mir auch so. Wenn ich wild beschäftigt bin, Tapeziere, Musik mache, auf der Arbeit bin ... dann geht es mir auch besser!

Bei mir waren es auch soviele stressige Geschichten nacheinander plus Hormonstörung und Schwermetallbelastung ... Ich fühle mich langsam besser ... bei mir fängt das Gedankenkarussel auch am Morgen an. Sobald der Wecker das erste mal geklingelt hat (er muss drei mal klingeln, sonst steh ich nicht auf), geht das Gedankenkarussel los. Was ich alles auf der Liste habe, was noch zu erledigen ist, was ich schon gestern hätte tun sollen .... Und der Ärger, den man mit der strohdoofen Kollegin hat, den Ärger mit dem Ex, oder Termine! Termine! Termine! Da wird einem schon morgens schwindelig von!

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Beklemmende Gefühle in der Brust mit Atemnot

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Zitat von Schlumpfi:
Die Tage danach waren die reinste Hölle. Innere Unruhe, dass ich das Gefühl hatte, ich würde gleich von innen platzen. Sehstörungen, Hautausschlag (stressbedingt), blaue Flecken (nach 1 Woche wieder alles weg). AD bekommen und nach 2 Wochen wegen der NW wieder abgesetzt.

Nunja, die Angst möchte wahrgenommen werden.

Welche andere Chance hätte sie sonst, als über Symptome, wie Du sie schilderst, zu gehen?

Zitat von Schlumpfi:
Dann habe ich mich in der Popo getreten und gekämpft, bin überall hingefahren, auf Geburtstage etc, habe Sport gemacht und mir ging es immer besser. Dann der Anruf meiner Mutter, dein Papa liegt im Krankenhaus, vielleicht müssen Sie Ihm das Bein abnehmen. Sofort der Rückfall. Langsam wieder aufgerappelt (Papa geht es besser und das Bein in noch da). Dann eines morgens meine Frau, Du ich will Dir keine Angst machen, aber meine rechte Gesichthälfte ist gelähmt. Schaganfall oder was?, dachte ich. Mir wurde so schlecht, dass ich nur noch grau sehen konnte. MRT, Bluttest...alles i.O. Mittlerweile ist wieder alles O.K. Vergessen habe ich noch, dass 2 Tage nach meinem Krankenhausbesuch unsere 8 Jahre alte Katze vom Kratzbaum gesprungen ist und anschliessend an einer Lungenembolie gestorben ist, Ihr älterer Bruder (Kater) 15 Jahre ist 6 Wochen später an Nierenversagen gestorben (eingeschläfert).

Wie gesagt, meiner Frau geht es wieder ganz prima, wir haben zwei neue Kätzchen, aber ich werde nach den Rückfällen meinen Kram nicht mehr los. Mal sind 3 Tage gut bis sehr gut, dann wieder hoher Blutdruck, Spannungskopfschmerz, inner Unruhe, zittern und Angst, das gleich wieder was passiert. Die körperlichen Auswirkungen machen mich fertig.

Die genauen Umstände, an denen Betroffene so gerne festmachen möchten, warum nun Ängste auftreten, sind manchmal gar nicht so entscheidend.

Wie Du schon selber schreibst, scheinst Du, bedingt durch Deine Lebensumstände, ja ein stressiges Leben zu führen und fährst damit relativ dicht unter der Angstgrenze.

Dein Körper reagiert mit Angst, sobald Du diese überschreitest.

Und scheinbar war der Zustand vor fünf Jahren schonmal da?

Und was war dann? Konsequent, erfolgreich die Angstzustände ignoriert?

Zitat von Schlumpfi:
Ablenkung, Ablenkung, Ablenkung. Damit meine ich nicht Fernsehen, Playstation, Lesen o. ä.. Es muss etwas sein, was den Verstand voll beschäftigt. Ich lerne z.Zt. Gitarre oder restauriere einen alten Schrank. Immer wenn ich voll in diesem Element bin, vergesse ich regelrecht meine Angst und mir geht es recht gut, auch körperlich. Ich denke hier liegt ein grosses Heilungspotential.

Ohne Dir den Mut aus den Segeln zu nehmen.

NOCH scheint das mit der Ablenkung ganz gut zu klappen.

Wenn Du aber NICHT reagierst, wird auch das selbst nicht mehr hinhauen.

Ablenkung, Verdrängung, Vermeidung etc. sind alles Dinge, die mit zu den Symptomen einer Angsterkrankung gehören.

Ignoriert man diese, wird es relativ schnell, insb. beim äußeren hohen Stresslevel, mehr Angst geben im Alltag und noch mehr schillernde Symptome. Das Forum hier ist voll davon...

Der Punkt kommt dann auch recht schnell, an dem man ggf. wieder auf die Antidepressiva zurückgreifen muss, um überhaupt noch am Alltag teilnehmen zu können bzw. auch einer ambulanten Therapie zu folgen.

Was heisst denn ...ich bin auch noch mittendrin, aber ich versuche weiter an mir zu arbeiten.

An was genau, psychisch gesehen, arbeitest Du denn?

Gibt es da ein ungelöstes Problem? Vielleicht auch schon aus der Kindheit?

@HeikoEN

danke für Deine Antwort. Wieso bist Du der Meinung das ich meine Angst unterdrücke und was ist Stress? Ich habe seit Anfang des Jahres viel von meinem Ehrgeiz gelassen und rege mich nicht mehr so über Kleinigkeiten auf. Vielmehr versuche ich die Dinge, wenn möglich, positiv zu sehen. Ist ein netter Kunde Stress, ist normale Arbeit (zeit) Stress?

Ich geben Dir Recht, dass es keinen Königsweg gibt, dann wären wir hier alle nicht mehr betroffen.

Es waren wirklich viele Bücher und Analysen, die ich über Angststörungen gelesen habe, um herauszufinden, welche Möglichkeiten es gibt. In der Therapie gibt es die Vergangenheitsbewältigung oder eben auch die Behandlung im jetzt und hier. An mir arbeiten heißt, dass ich versuche mir klar zu machen, dass es Dinge gibt, über die ich mir unötig Gedanken mache und die ich nicht beinflussen kann. Trotzdem überrascht mich die Angst in Situationen, die ich nicht nachvollziehen kann. Wenn eben mal ärgerliche Kunde da war, habe ich keine Störungen und wenn ein netter kommt, sind die Störungen wieder extrem. Ich führe auch ein Angsttagebuch, um herauszufinden, welche Dinge mir vielleicht gut tun und welche nicht. Es kann auch sein, dass es etwas mit meiner Kindheit zu tun haben könnte, aber darüber ausgesprochen habe ich mich schon mit meinem Psychater. Was ich halt krass finde, ist, dass es so gute Tage gibt und dann knallt es wieder.

Ein Frage noch, unter welch einer Angststörung leidest Du?

Ich habe gerade hier im Forum gelesen Erfolgserlebnisse.

Viele tolle Postings und fast alle haben mit unbewusster oder bewusster Ablenkung zu tun (bummeln, Freunde, Musik, Gespräche....), irren die alle?

Zitat von Schlumpfi:
Wieso bist Du der Meinung das ich meine Angst unterdrücke und was ist Stress?

Unterdrücke? Hatte ich das geschrieben?

Nein, Du lenkst Dich ab, wie Du schreibst.

Und wie schon gesagt, ist meine Erfahrung, dass das in der Anfangszeit noch recht gut hinhaut, wie auch so manches andere zum Thema wegdrücken von Gefühlen, wie z.B. Angst.

Zitat von Schlumpfi:
Ich habe seit Anfang des Jahres viel von meinem Ehrgeiz gelassen und rege mich nicht mehr so über Kleinigkeiten auf.

Wie kommt es?

Und wie schafft man es, von seinem Ehrgeiz zu lassen?

Verstehe mich richtig, ich möchte Dich auf gar keinen Fall provozieren durch meine Fragestellung, aber ich bezweifel, dass man Ehrgeiz sein lassen kann.

Der Name Ehr-geiz sagt schon alles.

Es geht dabei um Gefühle, die NICHT kognitiv steuerbar sind. Gefühle entstehen VOR der kognitiven Bewertung. Was Du ggf. dann tust ist, Dein Gefühl zu unterdrücken bzw. wegzudrücken.

Im Prinzip das, was Du wahrscheinlich auch schon vor fünf Jahren getan hast.

Mit Ehr-geiz geht oft einher sowas wie Perfektionismus, Selbstkritik und sowas entsteht u.a. in der Kindheit. Dort liegen die Wurzeln für diese Gefühle bzw. gesellschaftlich Charaktereigenschaften genannt

Sind ja auch als Selbständiger ganz gut angesehen in der Gesellschaft, so strebsam, selbstlos zu sein, immer nach vorne, Attacke zum nächsten Kunden usw.

Aber nunja.

Zitat von Schlumpfi:
Vielmehr versuche ich die Dinge, wenn möglich, positiv zu sehen. Ist ein netter Kunde Stress, ist normale Arbeit (zeit) Stress?

Was Stress ist, kannst nur Du selber für Dich beantworten.

Zitat von Schlumpfi:
Ich geben Dir Recht, dass es keinen Königsweg gibt, dann wären wir hier alle nicht mehr betroffen.

Genau, auch wenn einem das die Schulmedizin gerne vorgauckelt

Zitat von Schlumpfi:
Wenn eben mal ärgerliche Kunde da war, habe ich keine Störungen und wenn ein netter kommt, sind die Störungen wieder extrem.

Nunja, die Situation, die Worte, die Aussagen, der Kunde, was auch immer, triggert Dich in dem Moment. Und das läuft nichtmal bewusst ab und schwups, sind die Ängste halt da.

Zitat von Schlumpfi:
Ich führe auch ein Angsttagebuch, um herauszufinden, welche Dinge mir vielleicht gut tun und welche nicht.

Das ist gut, weil ein Weg zur Selbsterkenntnis, von der man nie genügend haben kann. Aber auch eine Art Selbstbeobachtung, an der man so gerne konkrete Punkte für das Unwohlsein festmachen möchte, die aber gar nicht greifbar sind.

Zitat von Schlumpfi:
Es kann auch sein, dass es etwas mit meiner Kindheit zu tun haben könnte, aber darüber ausgesprochen habe ich mich schon mit meinem Psychater.

Ausgesprochen?

D.h., es gibt etwas in der Kindheit?

Meine Erfahrung ist, dass ein Psycho-Therapeut das Faß Kindheit nicht alleine aufmachen wird, sondern versucht, durch die Standard-Methode der kognitiven Verhaltenstherapie eine weitgehende Symptomlosigkeit zu erreichen.

Warum? Weil es ggf. wirklich ein Faß werden kann, sprich, relativ lange dauert. Ok, als Selbständiger und Privatpatient kann das für ihn auch lukrativ sein, aber ich behaupte einmal, da wird sich so leicht niemand herantrauen.

Ich kann Dich aber ggf. nur bestärken, wenn es da etwas gibt, sozusagen dran zu bleiben. Da die Ängste dann nur ein Symptom dessen wären, welches die Ursache in der Kindheit hätte.

Zitat von Schlumpfi:
Ein Frage noch, unter welch einer Angststörung leidest Du?

Ähm, ich sehe mein Heil nicht darin, eine ICD-10 Diagnose benennen zu können, an der ich meinen weiteren Krankheitsverlauf festmachen würde

Zumal der ICD-10 ja leider leider den hiesigen Schulmediziner gar nicht ausreicht und sie daher lieber auf den DSM-IV zurückgreifen...

Spaß beiseite, als Arbeitsdiagnose hatte ich eine Agoraphobie mit Panikstörung.

Aber im Endstadium hatte ich u.a. auch eine posttraumatische Belastungsstörung aus der Kindheit, generalisierte Angst, Somatisierungsstörung, Anzeichen einer Hypochondrischen Störung (nach gefühlten 30 Arztbesuchen in nur einem Jahr) usw.

Zitat von Schlumpfi:
Ich habe gerade hier im Forum gelesen Erfolgserlebnisse.

Viele tolle Postings und fast alle haben mit unbewusster oder bewusster Ablenkung zu tun (bummeln, Freunde, Musik, Gespräche....), irren die alle?

Ich finde, die Grenze verläuft da scharf. Nicht alles ist in einen Topf zu werfen und ich wollte mit meiner Ursprungsantwort Ablenkung nicht verteufeln. Um aus den Symptomen herauszukommen, hat das ja auch etwas Gutes. Nur es macht wenig Sinn, stetig davon zu laufen, weil die Symptome stärker werden im Laufe der Zeit.

Oh man, dann haben wir doch viel gemeinsam. Ich kann die Arztbesuche vor dem Ausbruch auch kaum noch zählen. . Nieren, Darm, Herz....Somatisierungsstörung stand auf meinem Entlassungsbricht im KH. Eltern geschieden,immer versucht in neuen Schulklassen (Umzüge) anzukommen. Aber hilft die Erkenntnis bei der Angsterkrankung, um eine Besserung abzuleiten, bzw. sind 35 Jahre angelerntes Verhalten zu stoppen. Ich hatte mal ein Gespräch mit einem Psycholgen der ähnlich provokant gefragt hat, wie Du es auch tust. Ich versuche schon hinter Deine Fragestellung zu schauen. Ich arbeite seit dem Zusammenbruch wieder (3 Wochen Pause) . Falls der Job Schuld ist, ist das eben ein Hauptproblem. Trotz meiner Einschränkung läuft es noch gut und ich habe eben auch Angst das aufzugeben und ja, Du hast recht, ich bin immer noch ehrgeizig, auch unterbewusst. Aber soll ich hinschmeißen ? Es ist alles so verzwickt! Was soll ich denn Deiner Meinung nach tun?

Zitat von Schlumpfi:
Oh man, dann haben wir doch viel gemeinsam. Ich kann die Arztbesuche vor dem Ausbruch auch kaum noch zählen. . Nieren, Darm, Herz....Somatisierungsstörung stand auf meinem Entlassungsbricht im KH.

DAS ist ja NUR Ausdruck der Erkrankung, sozusagen ein Symptom.

Und hängt auch damit zusammen, so zumindest meine Erfahrung, dass niemand der besuchten Ärzte klar und deutlich formuliert, dass es sich um eine Angsterkrankung handelt und man nicht mehr andere Fachärzte besuchen braucht, da es die Erkrankung mit sich bringt, dass der Betroffene glaubt, er leide unter einer körperlichen Erkrankung.

Mir hat das bis zuletzt, niemand gesagt.

Ich bin selber drauf gekommen, was ich ehrlich gesagt, ein Armutszeugnis für die beteiligten Ärzte finde.

Sicher, als Verteidigung könnte man behaupten, dass es wahrscheinlich keinem Arzt leicht fallen würde, von psychischen Probleme gegenüber eines Patienten zu sprechen. Sowas könnte ja auch krumm genommen werden. Andererseits habe ich genau diese Frage klar formuliert und zwar gegenüber jedem Arzt die Frage gestellt: Was könnte es denn noch sein, wo soll ich noch hingehen?. Es kam leider nur Achselzucken, nunja.

Zitat von Schlumpfi:
Eltern geschieden,

In welchem Alter warst Du da, wenn ich fragen darf?

Da wäre ein möglicher Ansatzpunkt.

Zitat von Schlumpfi:
Aber hilft die Erkenntnis bei der Angsterkrankung, um eine Besserung abzuleiten, bzw. sind 35 Jahre angelerntes Verhalten zu stoppen.

Ein klares JA!.

Warum?

Weil die heutige Angsterkrankung dann nur Ausdruck eines Problems wäre, welches schon viel früher aufgetreten ist.

Natürlich könnte man dann an den Symptomen herumdoktern, aber die Ursache würde man nicht treffen.

Denn das, was Du da ggf. fühlst, sind wahrscheinlich ganz tiefe Existenzängste, die ihren Ursprung in der Kindheit haben.

Ist jetzt nur ein Beispiel, da nur Du deine Biographie so gut kennst, als das man es beurteilen könnte.

Zitat von Schlumpfi:
Ich hatte mal ein Gespräch mit einem Psycholgen der ähnlich provokant gefragt hat, wie Du es auch tust. Ich versuche schon hinter Deine Fragestellung zu schauen.

Ja, ist eine beliebte Art, wenn jemand den entsprechenden Intellekt und Selbstreflektion besitzen, was die meisten ja tun (u.a. auch Du), um sozusagen indirekt den/die Betroffenen mit der eigenen Nase auf die Probleme zu stossen.

Zitat von Schlumpfi:
Ich arbeite seit dem Zusammenbruch wieder (3 Wochen Pause) . Falls der Job Schuld ist, ist das eben ein Hauptproblem. Trotz meiner Einschränkung läuft es noch gut und ich habe eben auch Angst das aufzugeben und ja, Du hast recht, ich bin immer noch ehrgeizig, auch unterbewusst. Aber soll ich hinschmeißen ? Es ist alles so verzwickt! Was soll ich denn Deiner Meinung nach tun?

Ich kann vor voreiligen Entscheidungen nur warnen.

Es hängt ja wahrscheinlich auch ein ganzer Rattenschwanz an Verantwortung mit dran.

Und ja, an Deinen Fragen erkennt man so schön, wie sehr Du doch gerne ein Thema als Grund festmachen würdest, es behandeln und heilen möchtest und dann weiter durch das Leben rennen

Das ist kein Vorwurf, sondern sehr menschlich für einen logisch und rational denkenden Menschen, wie Du es wahrscheinlich bist.

Aber, so einfach wird das nicht sein. Denn Stress kannst Du in jedem Job haben. Darum geht es nicht, selbst wenn Du Friedhofsgärtner bist und mit Reklamationen wenig zu kämpfen hast.

Es kommt, wie bei so vielem, auf die innere Einstellung an.

Was das ist?

Gefühle!

Nur Gefühle werden sozusagen wegtrainiert, schon im Kindesalter, insb. in einer Gesellschaft, wie wir sie hier haben.

Aber Gefühle machen Symptome.

Angst ist auch ein Gefühl!

Aber ein sehr gutes, weil sie schützt. Nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch im Lebenslauf.

Nur weil Du sie konsequent ignoriert hast, Deine Gefühle, sieht sich die Angst nun gezwungen, mal so richtig Symptome zu produzieren, damit Du endlich aufwachst und darüber nachdenkst, was Du eigentlich tust in Deinem Leben bzw. wo Gefühle hängen, die schon ggf. in ganz frühen Jahren entstanden sind (Stichwort Kindheit).

O.K., danke. Ich war noch sehr klein (4 Jahre) bei der Trennung. Habe dann bis 14 bei meiner Mutter gelebt (Sie hat mir neulich noch gesagt, dass Sie nicht mehr mit mir fertig geworden ist). Dann bin ich zu meinem Vater gezogen (war wieder verheiratet). Er war sehr streng, er ist der totale Perfektionist, alles immer pikobello sauber, Erfolg haben im Leben ist das A u. O. Als ich dann zur Bundeswehr musste (nur Wehrsold) und ich kaum noch Geld für Benzin hatte, hat er mich bis zur letzten Sekunde hängen lassen, um mich zu unterstützen, ich hatte da wohl schon sehr Angst vorm Untergang. Bin dann Zeitsoldat geworden, um mich finanziell wieder zu fangen (wer weiß, ob ich dass sonst je getan hätte). Als es nach der BW Zeit bergauf ging, hat er regelrecht mit mir gewetteifert (so habe ich das jedenfalls empfunden). Habe dann mit meiner Frau gebaut, alle haben sich gefreut und uns unterstützt, nur er nicht, weder finanziell noch mit Tatkraft. Das hat sehr weh getan. Ich habe mal versucht mit Ihm Musik zu machen (Band), unmöglich. Er kritisiert alles und jeden (ist nicht perfekt genug), bis schließlich keiner mehr Lust hat. Ich hatte ja geschrieben, dass er im KH war. Habe Ihn besucht und fast jeden Tag angerufen, als ich wieder aus dem KH war, hat er das nicht getan. Was er mir aber mal gebeichtet hat, ist, dass er selber 2 mal zusammengebrochen ist (inkl. Krankenhaus) mit Herzrasen.... Irgendwie glaube ich, dass da vielleicht auch der Schlüssel liegt, denn eigentlich bin ich sehr emotional und gefühlvoll, jedoch wurden Gefühle bei meinem Vater nicht zugelassen. Aber was stelle ich mit dieser Erkenntnis an (Du siehst ja, dass ich mich schon damit auseinandergesetzt habe)? Wenn ich mich selbst reflektiere, muss ich schon sagen, dass ich seit meiner Störung viel weicher geworden bin, ich rede viel mehr über meine Gefühle und kann Diese auch formulieren. Ich sage meiner Frau heute viel mehr Dinge (auch was sie mir bedeutet) als ich das je zuvor getan habe. PS. Heute geht es mir wieder recht gut.

Entschuldige, ich wollte auch noch etwas zu den Diagnosen sagen.

Mir hat auch kein Arzt erklärt was ich genau habe. Ich finde es auch befremdlich, dass ich keine klare Diagnose bekommen habe. Selbst meine Neurologe (ist gleichzeitig Psychater) hat die Angeststörung nicht klar definiert (z.B. generalisierte Angst). Habe mir die Diagnose schon selbst stellen müssen, da ich keine Panikattacken oder Angstschübe habe, sondern teilw. durchweg innere Unruhe und Stressanzeichen. Damit fällte es einem am Anfang recht schwer zu begreifen. Ich habe Bücher gelesen und mich oft nicht wiedergefunden, weil eine Sozialphobie o. ä. zwar auch eine Angsterkrankung ist, aber eben nicht meine und somit viele Sympthome nicht auf mich zutrafen.

Findest Du eine genaue Diagnose hilfreich?

Wenn ja, für was genau?

Ich meine, wer weiss besser wie es Dir geht, als Du selber?

Die Anmaßungen der Ärzte gehen für mich da oft einen Schritt zu weit.

Ich kenne auch Betroffene, die halten sich richtig fest an ihrer Diagnose. Loslassen bzw. zulassen wird damit sehr schwer, weil es ja sozusagen auch noch schwarz auf weiss manifestiert wurde, was sie denn haben und woran sie leiden.

Wiederfinden ist eine Sache, aber annehmen für sich, weil man fühlt (nicht versteht), dass sich das Beschriebene richtig anfühlt, ist meiner Erfahrung nach der bessere Weg.

Wie das Kind dann gerade heisst, ist für was genau wichtig? Für das Abrechnungssystem in Deutschland vielleicht, aber für mehr auch nicht.

Es soll jetzt keine Kritik sein, sondern ggf. nur eine Sichtweise, die man vielleicht teilen mag oder nicht...

Dem Gründe nach hast Du recht, nur mir hätte es vielleicht schneller geholfen zu verstehen, dass ich selbst das Problem bin und keine Krankheit. Magst Du noch etwas zu meinem vorigen Posting sagen, habe Dir auf die Frage nach meiner Kindheit ( alter) geantwortet. Seite 1. Gruß Schlumpfi

Sorry, hatte das Posting übersehen...

Zitat von Schlumpfi:
O.K., danke. Ich war noch sehr klein (4 Jahre) bei der Trennung.

Ja, in dem Alter ist eine Trennung der Eltern definitiv ein großes Problem.

Warum?

Nicht Du hast dich von ihnen getrennt, wie es normal wäre, z.B. im Laufe der Pubertät, sondern sie von Dir. DAS ist ein Problem dann. Nicht kognitiv, da kann man eine ganze Menge Erklärungen liefern und geben, aber wo bleiben die Gefühle? Und insb. in so einem Alter kommen Fragen beim Kind auf wie: Bin ich Schuld, dass Papa jetzt weg ist? oder Sehe ich ihn jemals wieder? oder ... oder ... oder ...

Alles Gefühle die hochkommen, aber NICHT den richtigen Platz finden, weil die Außenwelt ja ein völlig anderes Bild vorgauckelt dem Kind.

D.h., das Kind wird getäuscht!

Zitat von Schlumpfi:
Habe dann bis 14 bei meiner Mutter gelebt (Sie hat mir neulich noch gesagt, dass Sie nicht mehr mit mir fertig geworden ist).

Ja Klasse! Das erklärt doch u.a. den heutigen Perfektionismus mit

Denn nur ein braves Kind wird geliebt. Nur ein strebsames Kind ist gerne gemocht usw. heisst in die heutige Zeit übersetzt:

Nur wenn ich Leistung bringe, sind die ANDEREN zufrieden mit mir!

oder

Nur wenn ich so bin, wie die anderen es von mir erwarten, werde ich akzeptiert!


Zitat von Schlumpfi:
Dann bin ich zu meinem Vater gezogen (war wieder verheiratet).

Ok, dann bist Du also heute ziemlich anpassungsfähig

Zitat von Schlumpfi:
Er war sehr streng, er ist der totale Perfektionist, alles immer pikobello sauber, Erfolg haben im Leben ist das A u. O.

Hat er das auch gegenüber Dir so formuliert oder nur vorgelebt?

Würde ggf. auch ein bischen in die soziale Phobie gehen, wenn auch der Alltag relativ gemaßregelt war.

Zitat von Schlumpfi:
Als ich dann zur Bundeswehr musste (nur Wehrsold) und ich kaum noch Geld für Benzin hatte, hat er mich bis zur letzten Sekunde hängen lassen, um mich zu unterstützen, ich hatte da wohl schon sehr Angst vorm Untergang.

Vergib ihm!

Warum?

Er hat sein BESTES gegeben in der Situation. Das mag ein wenig komisch klingen, ist aber so, denn er hat es wahrscheinlich auch nicht anders gelernt in seinem Leben als Kind und Jugendlicher.

Nur Du hast jetzt die Chance, Dich genau davon zu befreien.

Zitat von Schlumpfi:
Bin dann Zeitsoldat geworden, um mich finanziell wieder zu fangen (wer weiß, ob ich dass sonst je getan hätte). Als es nach der BW Zeit bergauf ging, hat er regelrecht mit mir gewetteifert (so habe ich das jedenfalls empfunden). Habe dann mit meiner Frau gebaut, alle haben sich gefreut und uns unterstützt, nur er nicht, weder finanziell noch mit Tatkraft.

Wie o.g., es mag komisch klingen, aber er kann nicht anders und gibt in der Situation sein Bestes.

Zitat von Schlumpfi:
Ich hatte ja geschrieben, dass er im KH war. Habe Ihn besucht und fast jeden Tag angerufen,

War das gefühlt von Dir so gewollt?

Wenn ja, könnte man sagen, dass Du noch in seinen Fesseln stehst, Du bist nicht frei von ihm.

Sein Verhalten ist dann auch genau so, dass er Dich nicht loslässt.

Ich bin sicher, wenn Deinerseits eine Veränderung, wohlgemerkt auf der Gefühlsebene stattfindet, kommt Bewegung in das Verhältnis und ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass das sehr zu Deinem Erstauen sein würde.

Zitat von Schlumpfi:
als ich wieder aus dem KH war, hat er das nicht getan. Was er mir aber mal gebeichtet hat, ist, dass er selber 2 mal zusammengebrochen ist (inkl. Krankenhaus) mit Herzrasen.... Irgendwie glaube ich, dass da vielleicht auch der Schlüssel liegt, denn eigentlich bin ich sehr emotional und gefühlvoll, jedoch wurden Gefühle bei meinem Vater nicht zugelassen.

Mache Dir deutlich, dass wir Männer in dieser Rolle gefangen sind.

Geprägt vom Elternhaus und der Gesellschaft, ganz nach dem Motto: Was sind Gefühle? Brauche ich nicht...!.

Er hat ganz sicher selber keine Liebe von seinem Vater bekommen.

Viele Väter sind sich ihrer Rolle insb. gegenüber ihren Söhnen nicht bewusst! Bei relativ kleinen Kindern kann man das sehr gut sehen, wie SEHR sie auf den Vater anspringen, verlangen....

Was?

Na, Liebe!

Zitat von Schlumpfi:
Aber was stelle ich mit dieser Erkenntnis an (Du siehst ja, dass ich mich schon damit auseinandergesetzt habe)?

Du bist auf dem richtigen Weg, nur noch viel zu sehr mit dem hier-und-jetzt beschäftigt, in der aktuellen Auseinandersetzung mit Deinen Symptomen, die zugegeben, sehr schlimm sind, aber nicht der Punkt sind. Sie wollen Dir nur den Weg weisen.

Auf dem Weg bist Du, wenn Du von Gefühlen sprichst.

Das Problem an einer psychischen Erkrankung wie Ängste oder Depressionen ist nicht die Erkrankung selber, sondern der Wiederstand dagegen.

Gedanken wie das geht nie mehr weg!,wann hört das endlich auf? usw. bauen den Wiederstand auf.

Da es nur ein Gefühl ist, ist die Gewissheit da, dass es aufhören wird.

Denn weglaufen vor dem Gefühl wird nicht funktionieren, da das Gefühl aus Dir selber kommt. Das Gefühl muss zugelassen werden, mit allen gedachten Konsequenzen.

Zitat von Schlumpfi:
Wenn ich mich selbst reflektiere, muss ich schon sagen, dass ich seit meiner Störung viel weicher geworden bin, ich rede viel mehr über meine Gefühle und kann Diese auch formulieren.

REDEN ist eine Sache.

Sie zulassen und vor allem (!) ihnen zu entsprechen, ist eine völlig andere!

Dem eigenen Gefühl zu vertrauen, wird schon den Kindern erfolgreich abtrainiert!

Gefühle zeigen ist falsch und man ist ein Weichling!, Angst ist ein schlechtes Gefühl!, Sei stark!, Bleib konsequent!

Sind alles so Glaubenssätze, die sich unendlich fortsetzen liesse....

Zitat von Schlumpfi:
Ich sage meiner Frau heute viel mehr Dinge (auch was sie mir bedeutet) als ich das je zuvor getan habe.

Darf ich ehrlich sein?

Ich glaube, dass Du das nur dann tust, wenn es Dir schlecht geht.

Verstehe Dein Problem als große Chance, Dein Leben endlich so zu ändern, wie es sich richtig anfühlt. Dann brauchen auch keine Ängste mehr da zu sein, die Dich auf das Ungleichgewicht aufmerksam machen.

Kämpfe NICHT dagegen an!

Falls doch, stelle Dir die Frage:

Mit und gegen wen wird angekämpft?

Kampf gegen sich selber?

Wozu?

Wer kann dabei gewinnen bzw. nur verlieren?

Die Angst kommt NUR aus Dir selber heraus. Sie gehört zu Dir.

Sorry, das soll jetzt nicht platt klingen, aber man bist Du gut! Bist Du wirklich betroffen oder hast Du Psychologie studiert? Ja, eigentlich wollte ich gar nicht so oft bei meinem Vater nachfragen, aber ich dachte, ich müsste es! Und ja, weich bin ich überwiegend, wenn es mir schlecht geht. Ich glaube auch, dass er mich immernoch unter seinen Fittichen hat, würde auch erklären, warum ich viele meiner Entscheidungen immernoch vor Ihm rechtfertige, obwohl ich das wohl schon lange nicht mehr muß. Er hat als Kind definitiv keine Liebe von seinem Vater erfahren. Tja, jetzt muss ich nur noch erfühlen, was meine Seele so belastet bzw. feststellen wo ich gegen meine Gefühle handel. Du bist mir eine grosse Hilfe, danke dafür.

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Prof. Dr. Heuser-Collier
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