Zitat von july1986:@silverleaf Tut mir leid ,ich sag gerade,dass ich dir damals gar nicht geantwortet habe und das wo du dir so eine Mühe gegeben hast und mir so einen langen Text geschrieben hast . Ich war der vollen Überzeugung ich hätte damals zurück geschrieben ,aber irgendwie muss ich da wohl getäuscht haben . Ich merkte es ...
Hallo July,
überhaupt kein Problem !
Ich drücke Dir alle Daumen, dass es bei einer einmaligen Entzündung oder einer milden Verlaufsform bleibt !
Für mich hört sich das auch so an, als hättest Du da mit dem Arzt einen guten Weg gefunden, die Sache im Auge zu behalten.
Ein Kontroll-MRT ist sicher eine gute Sache, und falls keine Symptome auftauchen, langt es ja vielleicht auch, das in einem Jahr zu machen (diese MRT-Termine machen ja auch immer ziemlich viel Angst und Stress). Aber da wird Dein Neurologe Dich bestimmt gut beraten. Und in dem Fall gilt ja wirklich: kommt Zeit, kommt Rat. Es wird sich zeigen, ob es eine einmalige Sache war, die Chance darauf besteht ja durchaus, und alles andere wird sich mit der Zeit ergeben. Für den Moment hast Du getan, was Du sinnvoll tun kannst, es ist alles mit dem Arzt besprochen, Du hast einen Fahrplan, wie es weitergeht, das ist immer wichtig, finde ich.
Und ich kann Dich sooo gut verstehen, diese Angst vor dem Zwerchfell-Ausfall hat mir zu Beginn meiner Diagnose auch die meiste Angst gemacht , denn natürlich kann das passieren. Aber ganz wie @Abendschein schon schrieb: Das ist eher eine Sache, die statistisch zumeist eher in deutlich fortgeschritteneren Stadien auftaucht. Es werden zuerst erst die klassischeren Nervenbahnen angegriffen, Sehnerv, Motorik der Beine oder Arme, Gleichgewicht... aber ich kann Dich sooo gut verstehen und fühlte mich durch Deine Zeilen so sehr an meine Anfangszeit erinnert, wo ich wirklich fast nur mit dem Handy in der Hand geschlafen habe, um im Notfall sofort den Krankenwagen rufen zu können... Inzwischen tue ich das nicht mehr. Ich habe das Handy wieder neben dem Bett liegen, achte noch auf die Akku-Ladung, aber meine Panik davor hat deutlich nachgelassen.
Und das ist, glaube ich, auch das, was ich Dir mit auf den Weg geben möchte, weil ich es zu Beginn meiner MS-Zeit nicht für möglich gehalten habe: Mit der Zeit lernt man, mit der Angst zu leben bzw. besser umzugehen. (Und das schreibt Dir jemand, der mit eine der stärksten Angst-Diagnose im Diagnosen-Portfolio hat, die man überhaupt bekommen kann , und der dementsprechend voll davon überzeugt war, nie mit dieser Angst leben zu können), also, von einer Angsterkrankten zur anderen: Es wird besser, versprochen! Vielleicht nicht in den nächsten Wochen, aber über die Zeit wird es besser werden.
Du wirst mit der Zeit ruhiger werden, wirst lernen, Deinen Körper besser lesen zu können, tatsächliche Symptome besser von Angst-Symptomen unterscheiden zu können, auch die Tage mit Symptomen besser auszuhalten zu können.
Falls sich solche Sachen wie mit der Atmung wiederholen, versuche, einen Realitäts-Check zu machen und Dich zu fragen, wie realistisch die Gefahr tatsächlich ist. Mir hat es geholfen, in solchen Phasen (ich hatte es meistens nachts) von Stunde zu Stunde zu denken, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf: Noch kannst Du atmen, den Krankenwagen kannst Du im Zweifel immer noch rufen, vielleicht geht es ja noch eine Stunde, und dann vielleicht noch eine Stunde... immer mit dem Gedanken: Wenn Du die Nacht überstehst, kannst Du am nächsten Tag zu Deinem Arzt gehen und den fragen, musst dafür nicht in Krankenhaus...Meistens bin ich dann doch irgendwann eingeschlafen. In ganz schlimmen Nächten hat mir auch mal eine Tavor geholfen.
Aber dieses kleinschrittige Denken hat mir geholfen, einen besseren Umgang mit Symptomen zu finden. Den Handlungsdruck zu vermindern. Also kurz gesagt: sich nicht zu fragen, ob man es über den Tag/die Nacht schafft, sondern nur die nächste Stunde im Auge zu haben und sich zu fragen, ob man die schafft. Zu wissen, dass einem Handlungsoptionen wie Krankenwagen/Krankenhaus nicht weglaufen.
Und bei den Dingen, die mich längerfristig verunsichert haben/verunsichern (z.B. war/ist der Sehnerv bei mir häufiger ein Thema), lasse ich im Zweifel meinen Neurologen draufgucken, der kennt das inzwischen, einmal schnell Sehnerv checken, kein Thema, ist unkompliziert, dauert keine 5 Minuten. Inzwischen brauche ich auch das nur noch selten.
Ich schicke Dir ganz, ganz liebe Grüße und drücke weiter ganz doll die Daumen für eine einmalige Entzündung !
LG Silver