Ich habe das Problem schon seit gut 10 Jahren - bin aber immer gerne Auto gefahren. Wobei ich bei mir eigentlich nicht mehr von Panikattacke rede. Heute ist ja alles eine Panikattacke, wo man nichts organisch findet. Bei mir steht der Schwindel im Vordergrund und der löst alle anderen Symptome aus. Eine Panikattacke ist das sicherlich nicht.
Da ich wirklich schon viel im psychologischen Bereich gemacht habe, kann ich behaupten: nichts davon hat geholfen. Ob ich nun vermeide oder mich konfrontiere, das juckt meine Symptome überhaupt nicht.
Oftmals ist es auch tagesverfassungabhängig, wie gut Autofahren funktioniert - Landstrasse und Autobahn fahre ich aber gar nicht, denn das würde ich erst dann tun, wenn ich in der Stadt weitgehend symptomfrei fahren könnte. Ist aber nicht, also tue ich es auch nicht.
Und wenn ich fahre, könnte ich auch nicht mehr behaupten, daß ich davor lange drüber nachdenke. Die Symptome kommen sowieso, also wozu soll ich mich vorab noch drüber aufregen ?
Neurologisch ist klar, daß Autofahren für das Gehirn eine der anspruchvollsten Dinge überhaupt ist (habe mal einen Beitrag hierzu hier verlinkt). Deshalb ist es irgendwie auch logisch, daß sich viele Symptome bei dieser Tätigkeit erstmals zeigen.
Da finde ich die psychologischen Ansätze mit stupidem Konfrontieren auch ziemlich kontraproduktiv. Was soll dadurch auch besser werden ? Ich persönlich könnte 5h am Stück fahren und die Symptome wären auch um kein bißchen besser. Eine besonders gute Phase hatte ich sogar einmal zu einem Zeitpunkt, wo ich monatelang davor überhaupt nicht mit dem Auto gefahren bin - von wegen Vermeidung.
Wenn jemand dann überhaupt noch mit einer Burn-Out ähnlichen Symptomatik kämpft, ist es natürlich noch umso kontraproduktiver. Denn einen überlasteten Körper durch zu heilen, indem man ihn bewußt immer wieder einer hohen Belastung aussetzt (nämlich Autofahren) wird auch nicht funktionieren.
Das Problem, was ich bei den Psycho-Ratschlägen noch zusätzlich sehe: Sie haben meist keine Grundlage, man erhebt sie aber dann selbst zum Evangelium. Wenn es also objektiv gesehen, völlig egal ist, ob man nun vermeidet oder nicht, es aber eingeredet bekommt, da es ein Problem ist, dann ist es erst ab dem Zeitpunkt ein Problem, wo man es eingeredet bekommt.
Aus einer Symptomatik wie Stressreaktionen wird ja auch erst dann Angst, wenn der Therapeut behauptet, daß es sich um Angst handelt. Und angebliche Angst vor der Angst kann man auch erst haben, wenn man glaubt, daß es Angst ist, um daß es sich hier handelt.
Oder anders gesagt: Geht man heute zu 5 Psychologen, kriegt man 10 Diagnosen und jede davon ist nicht objektivierbar, sondern nur eine graue Theorie, von der keiner sagen kann, ob sie stimmt.
Und andere Ansätze wie Hypnose, EMDR und Klopfen - das geht ja alles schon ins Esoterische und soll suggerieren, daß man irgendein Problem auf Knopfdruck lösen könnte. Das funktioniert natürlich genauso wenig. Ob ich 1h Hypnose habe oder 1h schlafe - da sehe ich keinen Unterschied, außer daß schlafen gratis ist. Dazu ist alles darauf ausgerichtet, möglichst schnell wieder zu funktionieren - wobei das Grundproblem vieler ist, daß sie eben nur noch ohne Rücksicht auf Verluste funktionieren.
Klingt zwar hart aber: Ich persönlich habe gelernt, das ganze so zu akzeptieren, wie es ist, auch wenn ich wahnsinnig gerne wieder normal Autofahren würde. Aber dieser ganze Psycho-Hokuspokus nährt einfach nur sinnlos Hoffnungen und kostet eine Menge Geld - ohne für mich auch nur irgendeinen Nutzen gehabt zu haben. So im nachhinein auf die Jahre rückblickend betrachtet muß ich sagen, daß die Ahnungslosigkeit in dem Bereich auch wirklich bahnbrechend ist. Man findet keinen Psychologen, der behauptet, daß er einem nicht helfen könnte, aber helfen kann einem in Wahrheit kein einziger. Die positivste Erfahrung war da bei mir noch eine Verkehrspsychologin, weil die hat als einzige zumindest verstanden, wie das Problem gelagert ist und nicht von Konfrontation o.ä. geredet, sondern von Überforderung.
Im normalen Leben (also abseits vom Autofahren) hatte ich schon ähnliche Probleme. Die sind interessanterweise verschwunden, ohne, daß ich irgendetwas bestimmtes gemacht hätte.
26.08.2015 23:40 •
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