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Hallo erstmal alle zusammen!

Habe mich schon vor 2 Jahren hier angemeldet. Da dachte ich noch, das geht bestimmt bald wieder, stell Dich nicht so an...aber dem ist leider nicht so...

Letztes Jahr ist mein Vater nach 10 Tagen auf der Intensivstation gestorben. Ich war die letzten Tage dort nicht mehr in der Lage allein dort hin zu gehen. Eine schlimme Situation, aber ich dachte immer noch, ich komme schon irgendwie klar.

Jetzt, einen Tag nach dem Todestag wurde es mir schlecht. Ich konnte kaum noch was essen, lag meistens im Bett und habe viel geschlafen. Ich war beim Arzt, der hat mich auf den Kopf gestellt, aber nichts gefunden. Da er mich gut kennt (meinen Vater auch), vermutete er richtig, das es psychisch sein muss. Ich war fast jeden Tag in der Praxis, danach ging es mir kurz besser. Ich glaube, da habe ich erst eingesehen, das ich wirklich ein Problem habe!

Zur Zeit mache ich eine Therapie und nehme Laif 900. Mir geht es auch besser, die Übelkeit ist weg, manchmal auch die Anspannung. Jetzt hatte ich wieder so einen Angstschub mit Gedankenkarussell, aus dem ich kaum raus komme...was wäre wenn..., Angst vor Krankheiten und Tod, das das Leben eh schon mindestens halb rum ist usw. plus generalisierte Ängste, die wirklich sehr abstrus sind, das weiss ich. Ich ärger mich über mich selbst, das ich das nicht gestoppt oder in den Griff bekomme. Wahrscheinlich verlange ich auch zuviel von mir. In der Theorie ist mir vieles klar, mein Kopf macht aber nicht mit!

Bin froh über dieses Forum. Da fühlt man sich nicht so allein!

Habt Ihr auch so lang gebraucht Euch einzugestehen, das Ihr ein Problem habt?

Ganz liebe Grüße ins Forum!

09.07.2015 19:43 • 09.07.2015 #1


5 Antworten ↓


Hallo fraggle.s,

mein Beileid. Vielleicht hast du den Tod deines Vaters noch nicht ganz verarbeitet. Du könntest dich nochmal mit dem Thema Trauer und Verlust auch im Allgemeinen beschäftigen. Ich glaube, dass dir das helfen wird.

Mir fällt es schwer einzugestehen, dass ich ein Problem habe. Ich dachte oft, dass es irgendwie schon gehen wird, nur seit dem ich depressiv bin, muss ich mir eingestehen, dass ich ein ernstes Problem habe und mein Leben, zumindest zurzeit, nicht normal ist.

LG

Levent

A


Angstschub und Ungeduld

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Hallo fraggle.s

Zitat:
Ich ärger mich über mich selbst, das ich das nicht gestoppt oder in den Griff bekomme.
Wahrscheinlich verlange ich auch zu viel von mir.


Das ist aber wenig hilfreich, wenn Du Dich über Deine eigenen Reaktionen
ärgerst. So wird alles nur schlimmer.
Ärgere Dich nicht über Deine Reaktionen sonder versuche sie zu verstehen.

Zitat:
In der Theorie ist mir vieles klar, mein Kopf macht aber nicht mit!


Du, sei mir nicht böse Du widersprichst Dir in einem Satz. Dein Kopf ist
überwiegend die Theorie. Und was dann noch zu entscheiden ist und
nicht Theorie ist, das bist Du.

Und was meinst Du kannst Du gedanklich nicht mitgehen? Was akzeptierst
Du nicht?

Viele Grüße

Hotin

Danke erstmal für die schnellen Antworten!

@ Levent: den Tod meines Vaters habe ich noch nicht verarbeitet. Das ist bestimmt so. Durch bis heute anhaltende Probleme mit seiner Alk. Frau komme ich auch einfach nicht zur Ruhe...aber das ist eine andere Geschichte...
Hast Du denn jetzt gänzlich akzeptiert, das Du ein Problem hast? Ich denke ohne diese Erkenntnis kann man gar nicht weiter kommen.
Mir ist das klar geworden und habe einigen Menschen aus meinem Freundeskreis meine Problematik erzählt. Tat wirklich gut. War aber auch schwer für mich. Die Reaktionen darauf waren positiv und verständnisvoll und sie wissen jetzt auch ein bisschen, was in meinem Kopf vorgeht...

@ Hotin:
Ich weiß, das ich mich nicht über meine Reaktionen ärgern sollte...manchmal ist mir das aber alles zu viel und da bleibt mein eigenes Verständnis für mich auf der Strecke...sehr kontraproduktiv, ich weiss

Mit dem Kopf war vielleicht etwas ungeschickt ausgedrückt. Ich meine natürlich Verstand und Gefühl gehen in zwei verschiedene Richtungen.

In den letzten Tagen ist es wieder sehr schlimm geworden und ich habe es diesmal nicht geschafft, die Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Ich darf das positive nicht aus den Augen verlieren...Danke, das Du mich dran erinnert hast!

Hallo fraggle,

ich persönlich hab den Eindruck, dass du da mit einem der beliebtesten Themen der menschlichen Philosophie, der großen Denker zu tun hast, ein Thema, wo sich schon über Jahrhunderte die Menschen den Kopf zerbrechen, gerade die klugen unter ihnen, die haben es besonders schwer in dem Punkt.

Die Angst vor Krankheit und Tod ist doch DIE Urangst der Menschheit. Da hat jeder mehr oder weniger mit zu kämpfen. (Wie gesagt.. ich glaub, die, die allgemein mehr denken, haben da das schwerste Los in dem Bereich). Und dir wurde das Thema vor Augen geführt, du konntest auch nicht wegschauen und es verdrängen. Daher glaub und versteh ich schon, dass dir das einfach sehr zu schaffen macht.

Sei nicht so streng mit dir. Es ist keine Schade vor dem Thema fassungslos zu stehen und eine Zeit zu resignieren. ABER: Dann schöpfe auch wieder Kraft FÜR das Leben udn all das, was es mit sich bringt, auch und gerade in seiner Endlichkeit (ohne die Endlichekit verliert auch viel an Bedeutung). Es ist ein Wunderwerk, ein Glück, und alles vergeht und alles bleibt. Zwei Seiten der Medaillie. ... Du musst deinen Weg finden, deine Art wie du damit umgehst. - Die letzten Jahrhunderte haben es viele Menschen mit Religion versucht.

Hoffe die Gedanken helfen dir ein bisschen.

Grüße

Danke für die positiven Worte!

Der Tod meines Vaters hat das Fass einfach entgültig zum überlaufen gebracht.
Meine Mutter starb vor 10 Jahren an Krebs, zeitgleich betrog mich mein Mann. Nach Ihrem Tod habe ich noch fast 2 Jahre gebraucht, um mich von Ihm zu trennen. Langsam ging es mir besser, dann lernte ich meinen jetzigen Partner kennen, alles lief gut....und dann fing es an. Mit diesem EHEC....kann sich bestimmt keiner mehr dran erinnern. Ich habe nichts Frisches mehr gegessen, aus Angst vor Bakterien. Dann kamen immer mehr Ängste dazu. ich konnte nicht mehr richtig schlucken und habe Angst bekommen und jetzt ist das allgegenwärtig. Übelkeit, Atemnot, Kloß im Hals, Unwirklichkeitsgefühl, Schweißausbrüche, Frieren, Unruhe, Müdigkeit...

Mit 17 hatte ich schonmal eine Therapie...aus ähnlichen Gründen.

Ich habe inzwischen erkannt, das bei mir Verlustangst eine große Rolle spielt und ich ständig versucht bin, die Zukunft vorausplanen zu wollen, um mir eine vermeintliche Sicherheit aufzubauen. Ich weiss aber auch, das das das Leben aber so nicht vorsieht...

Manchmal fällt mir einfach alles schwer. Morgen ist bestimmt wieder ein besserer Tag...

Viele Grüße von mir hier




Dr. Matthias Nagel