Hallo, dieser Thread hat den Ausschlag gegeben, dass ich mich hier doch registriert habe.
Bisher war ich jahrelang stiller Mitleser.
Der Eröffner des Themas spricht mir aus der Seele und ich finde, man muss unsere Sichtweise respektieren.
Wohlgemerkt, es ist Fakt, dass einige Leben tatsächlich durch diese Vorsorgeuntersuchungen gerettet werden.
Das muss man wissen und selbst für sich entscheiden.
Fakt ist aber auch, dass man dann mit den Konsequenzen zurechtkommen muss, wenn man sich zur Teilnahme an der Untersuchung entscheidet. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.
Ich persönlich habe für mich entschieden, dass ich mit den eventuellen Konsequenzen nicht leben könnte.
Dazu muss man verstehen, dass ärztliche Vorsorgeuntersuchungen immer auch bedeuten, dass falsch positive Diagnosen gestellt werden, die zur Folge haben, dass eine Reihe belastender Untersuchungen, sogar unnötige Eingriffe folgen können.
Ich kenne nicht wenige Frauen, die tatsächlich ins KH mussten und operiert, um dann zu erfahren, dass sie nichts bösartiges haben. Das Makabere dabei ist, dass sie sich für den unnötigen Eingriff noch bedanken.
Natürlich kann man nun argumentieren, das ist besser, als der umgekehrte Fall. Sicher ist sicher.
Für mich wäre die Situation aber gänzlich unerträglich.
Das hat nicht nur mit meiner Angst vor dem Medizinbetrieb zu tun, es kann einen zuvor gesunden Körper schon massiv schädigen. Die wochenlange Angst, Krankenhaus, Eingriffe, Narkosen, Infektionen.
Es gibt viele Statistiken, die beweisen, dass Menschen, die regelmäßig zur Vorsorge gehen, auch öfter in KH eingewiesen werden.
Zudem ist es leider so, dass viele Menschen, trotz regelmäßiger Vorsorge an der Krankheit sterben.
Alle meiner Bekannten, die gestorben sind, waren ganz fleißige Arztgänger.
Umgekehrt weiß man, dass viele Menschen jahrzehntelang mit Tumoren lebten, ohne je davon erfahren zu haben.
Das weiß man durch Obduktionen, wenn Jemand auf ungeklärte Weise durch Unfall oder Gewalt gestorben ist.
Gerade ältere Männer sterben an ganz anderen Sachen und erfuhren zum Glück nie von Ihrem Prostata Tumor.
Ähnliches gilt für andere Erkrankungen.
Daher wird tatsächlich durch Maßnahmen wie Mammographie Screening häufig überdiagnostiziert und unnötig therapiert.
Ob hingegen die erkannte Erkrankung tatsächlich geheilt wird, ist nicht immer sicher.
Häufig erfahren die Menschen nur früher von ihrer Krankheit, haben von dem Moment auch von der verbleibenden Lebensspanne nichts mehr.
Ich betone, natürlich rettet die Medizin viele Leben.
Es gibt Menschen, die durch Früherkennung geheilt werden und danach jahrzehntelang glücklich leben.
Aber, Früherkennung ist leider nicht immer die Garantie für langes Leben und kann auch ein gefährlicher Weg sein.
Ich kenne Beispiele im Bekanntenkreis.
Nur eines, mein Beitrag ist schon so lang.
Bei einem Bekannten wurden zwei Punkte auf der Lunge entdeckt. Nur eine Lungenoperation hätte Gewissheit bringen können. Wohlgemerkt, der Mann hatte nie Beschwerden, fühlte sich bis zu dem Zeitpunkt sehr gut.
Es handelte sich um eine betriebliche Reihenuntersuchung.
Von dem Moment an, war sein Leben nie mehr das, was es vorher war. Er war hin und hergerissen von Todesangst und Hoffnung. Er entschied sich abzuwarten und lebt heute noch beschwerdefrei.
Ich wäre daran zerbrochen.
Deswegen mein Satz, gleich am Anfang, man muss für sich selbst wissen, ob man die eventuellen Folgen tragen will.
Ich war übrigens eine Zeit ganz fleißig mit den Untersuchungen.
Bis ich es plötzlich nicht mehr ertrug, das ist eine ganze Weile her.
Das Problem ist tatsächlich, dass einem dafür massiv gedroht wird und Angst eingejagt und die schlimmsten Horrorszenarien ausgemalt werden. Ich war nur zur Tetanus Impfung, schön erhob der betreffende Arzt den drohenden Zeigefinger. Was es doch alles für tolle Untersuchungen gibt und was ich alles haben könnte.
Toll, das braucht man als Ängstler.
Also, bitte abwägen und bitte kein schlechtes Gewissen, wenn man sich dagegen entscheidet.
Auch wenn schon eine Menge Selbstbewusstsein erforderlich ist, sich so zu entscheiden.
Deswegen stimme ich dem Themenstarter auch zu.
Trotzdem habe ich vollen Respekt vor denen, die so vorbildlich dort hingehen.
20.12.2018 20:16 •
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