Ich bin mir sicher, du weißt bei vielen Dingen intuitiv, dass sie absolut überzogen sind. Aber so ein Arztgang ist allemal besser als z.B. Langeweile auszuhalten. Denn dann könnte man ja ins Grübeln über sein Leben kommen. Und feststellen, dass man es nicht mag oder sich nicht mag oder die Vergangenheit so tiefe Wunden hinterlassen hat, dass man darüber auch nicht nachdenken kann.
Also immer schön beschäftigt bleiben. Und womit denn sonst als mit dem, was einem so vertraut ist und man jeden Schritt auswendig weiß. Sind alles vorhersehbare Prozesse und da fühlen wir uns wohl drin. Dass das aber rein toxische Prozesse sind, ist nebensächlich. Hauptsache Beschäftigung.
Und was ich auch mal zu diesem ganzen Thema noch anmerken möchte:
Es gibt Menschen, die erhalten tatsächlich solche Diagnosen. Die gehen zum Hautarzt und der Fleck ist ein Melanom.
Und dann? Was glaubst du, was dann passiert? Nicht weiter machen und nicht kämpfen, ist meist keine Option. Für diese Leute geht das Leben dennoch weiter. Eine Krebsdiagnose ist KEIN Todesurteil.
Und aus Respekt vor Menschen, deren deine Gedanken und Ängste Realität sind, solltest du mal überlegen wie du mit der Sache umgehst.
Noch dazu rate ich dir zur Konfrontationstherapie- falls deine Therapeutin das bisher versäumt hat.
Du musst deine Gedanken mal zu Ende denken. Was ist denn wenn der Fleck ein Melanom ist? Denke das weiter. Dann hast du Chemo, dann wars zu spät, dann stirbst du. So. Und dann? Denke jeden einzelnen Schritt zu Ende. Bitte deine Therapeutin das mit dir durchzugehen. Und dann bleibst du mit ihr an einem Bild stehen, welches dich besonders schmerzt. Und das drehst und wendest du dannn. Du wirst weinen und es wird weh tun. Das ist normal und gewollt. Und dann wiederholst du diese Übung daheim täglich. Setzt dich hin und kehrst zu diesem Bild zurück. Weinst und hälst aus.
Und das machst du so lang bis der Gedanke weniger schlimm wird. Das ist nämlich der Zauber von Konfrontationstherapie. Die Angst verliert ihre Kraft je länger sie einfach da ist und ausgehalten wird. Diese panische Angst resultiert oft daraus, dass wir nur bis zum Angstmoment denken und dann aufhören. Aber das ist kontraproduktiv. Weil es dann ein diffuses etwas ist.
Du musst das anpacken und es muss weh tun. Einfach nur vom Warten wirds nicht besser.
31.07.2020 12:16 • x 1 #321