Zitat von sahne86:Darf ich fragen wie ihr das geschafft habt, der diagnostik zu vertrauen?
Da hilft nach meiner Erfahrung nur, den Verstand gegen das Gefühl zu setzen.
Warum gehe ich zum Arzt, wenn ich nicht glauben will, was er sagt? Da kann ich es auch gleich lassen. Spätestens nach einer zweiten Untersuchung/ Meinung kann ich davon ausgehen, dass das Ergebnis korrekt ist. Andernfalls kann ich mich gleich ins Bett legen und auf mein Ende warten.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass ich bereit sein muss, die Kontrolle abzugeben. Googeln zu unterlassen ist ein wesentlicher Schritt. Ich muss bereit sein zu akzeptieren, dass ich nicht klüger bin als der Spezialist.
Unterm Strich muss ich also zugeben, dass mein Problem nicht eine körperliche Erkrankung sondern Angst ist. Ich habe keinen Tumor, sondern nur die Angst vor einem solchen. Ich habe kein krankes Herz sondern nur Angst davor, dass es krank sein könnte.
Und all das, was ich an körperlichen Anzeichen spüre, sind normale Reaktionen meines Körpers, denen meine Angst eine Bedeutung verleiht, die sie nicht haben.
Angst ist nur ein Gefühl. Und so bedrohlich sie auch sein mag, sie schafft keine Realität.
Mir hat geholfen, mir die Ängste von Menschen anzusehen, die ich nicht hatte. Achtung! Keine Ängste ansehen, die im selben Spektrum liegen, wie die eigenen, also als Hypochonder Finger weg von Krankheiten! Auch dann, wenn man mit diesen bislang nie Probleme hatte. Die Chance, sich diese auf diese Weise ganz schnell zu schaffen, ist enorm.
Als Hypochonderin konnte ich aber immer ohne Triggergefahr auf Ängste wie soziale Phobien oder Tierphobien gucken. Dabei ist es mir gelungen, den Angstmechanismus quasi von außen zu studieren.
Das habe ich dann bei mir selbst analysiert und mir vorgestellt, ich würde als Nicht- Hypochonderin auf meine Denkweise schauen.
Den Verstand auf die verschiedensten Arten gegen die Gefühle setzen, ist die einzig wirksame Waffe, die wir haben. Mein Mantra, wenn die Angst angriff: *DENKEN, nicht rumspinnen!*
Man muss akzeptieren, dass Angst keine Kontrolle verleiht, sondern nur immer weitere Unsicherheiten generiert. Alles, was man aus Angst tut, erzeugt immer nur noch mehr Angst.
Habe ich schon erwähnt, dass Google auf die Verbotsliste muss?
Wenn wir uns davon überzeugen können, todkrank zu sein, weil wir ein paar Missempfindungen spüren und im Internet die passende Krankheit dazu finden, können wir uns ebenfalls davon überzeugen, dass der Arzt, der uns untersucht hat, sein Handwerk versteht. Er kann weit mehr, als im Internet nach Symptomen suchen.
Er kann Zusammenhänge herstellen, Ergebnisse bewerten, Anzeichen deuten. Wir können nur lesen und Angst haben.
Jemand, der Hunde oder Katzen hat, sie liebt und ihr Verhalten kennt, wird bei der Begegnung mit einem fremden Tier ganz anders dessen Verhalten einschätzen und bewerten, als jemand, der panische Angst vor diesem hat.
Ebenso falsch ist die Bewertung, die aus Angst vor Krankheit geschieht.