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Hallo zusammen,

habe diese Seite gerade entdeckt und hoffe, hier ein wenig Hilfe zu finden.
Ich bin 29 Jahre alt und leide seit mittlerweile bestimmt schon 10 Jahren unter psychischen Problemen, mal mehr mal weniger stark. Angefangen hat damals alles damit, dass ich ständig das Gefühl hatte, ich hätte ein winziges Krümelchen oder ähnliches im Hals, was mit der Zeit dazu führte, dass ich Angst vor dem Essen hatte, weil ich Angst hatte, daran zu ersticken. Ich habe dann eine Therapie gemacht und es wurde auch besser. Allerdings hat sich dann einige Zeit später die Symptomatik verlagert und zu einem Waschzwang entwickelt. Dieser wurde mit einer erneuten Therapie auch besser, kommt aber wenn es mir schlecht geht, auch heute noch oft recht stark zum Tragen. Knapp einen Monat nach Ende der zweiten Therapie bekam ich dann im Abstand von ein paar Tagen zwei Panikattacken und war deswegen auch für etwas über eine Woche in einer Klinik, wo ich auch auf ein Medikament eingestellt wurde. Danach habe ich dann die dritte Therapie begonnen. Letztes Jahr habe ich dann die Medikamente abgesetzt, weil es mir ganz gut ging und ich eigentlich auch keine Tabletten nehmen möchte.
Nun zu meinem akut schlimmsten Problem:
Letzten Sommer habe ich fast aus dem nichts plötzlich Angst gehabt, auch Nüsse (insbesondere Haselnüsse und Erdnüsse) allergisch zu sein, obwohl ich nie eine allergische Reaktion darauf hatte. Ich habe dann beim Allergologen einen Bluttest machen lassen, wobei folgendes herauskam:

Haselnüsse 0,36
Erdnüsse 0,36
Tomaten 0,36
Senf 0,36
Karotten 0,36
grüner Pfeffer 0,36
Knoblauch 0,59
Mandeln 0,7
rohe Kartoffel 1,5

Dazu ist zu sagen, dass der Normal-Wert bei diesem Test bei 0,35 liegt, also der Wert, bei dem keine Sensiilisierung festgestellt werden kann.

Mir wurde von der Allergologin, die den Test gemacht hat, einem weiteren Allergologen und zwei anderen Ärztinnen gesagt, ich kann diese Sache beruight weiter essen, was ich bei manchen dieser Sache auch noch getan habe (in verarbeiteter Form, Nüsse komplett gemieden). Ich habe auch dann nie eine Reaktion auf etwas davon bemerkt. Aufgrund meiner Angststörung ist es aber mittlerweile so, dass ich mich bei keinem der oben genannten Dinge mehr traue, sie zu mir zu nehmen und mittlerweile auch Angst vor Lebensmitteln habe, die gar nicht getestet wurde und die auch vorher gegessen habe.
Ich ernähre mich zur Zeit sehr einseitig hauptsächlich von Brot, Milchprodukten wie Käse, Sahne, Schmand, Joghurt, Quark und ähnlichem, Banane, ein oder zwei Sorten Wurst, Putenfleisch und Reis.
Ich weiß, dass das auf Dauer nicht gesund ist, vor allem, weil ich von Haus aus einfach schon sehr schlank bin und außerdem habe ich so Lust auf Gemüse, Obst und mal allgemein wieder abwechslungsreichers Essen.

Aber ich habe so eine Angst, dass ich mich zur Zeit einfach nicht überwinden kann, die Sachen zu essen, auf die ich mal wieder Lust habe.

Kennt jemand diese Problematik und hat vielleicht sogar jemand Tipps für mich?

Ich weiß, der Post ist viel zu lesen, aber ich hoffe, dass ich ein paar Antworten bekomme.

Liebe Grüße
Motte1985

08.10.2014 20:18 • 14.10.2014 #1


7 Antworten ↓


Hallo Motte,

zuerst einmal darf ich dich bei uns recht herzlich begrüßen.
Wenn du hier etwas durch schmökerst, wirst du sehen, dass es viele Menschen mit Ängsten hier gibt.

Indem bei dir Therapien sehr gut beitragen, um zu helfen, würde ich dir vorschlagen, dir wieder psychologische Hilfe zu holen.

Welche Tabletten hast du genommen? Hast du die wohl nicht von heute auf morgen abgesetzt?

Bitte erzähl mal!

LG

Gerd

A


Angst vor den meisten Lebensmitteln

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Hallo Gerd,

vielen Dank für die freundliche Begrüßung.

Zu meinen Therapien kann ich sagen, dass die zwar temporär meist ganz gut geholfen haben, aber da sich die Sympomatik bei mir ja irgendwie immer verlagert hat, ist wohl der ursächliche Grund meiner ganzen Probleme noch nicht behoben. Ich war bis Ende letzten Jahres auch nochmal in einer Verhaltenstherapie, die ich aber aufgrund organisatorischer Gegebenheiten zur Zeit nicht mehr mache. Ich habe auch während dieser Zeit einige Male Hypnose-Sitzungen bei einer anderen Ärztin gehabt, nach denen es mir allgemein auch deutlich besser ging. Da diese Sitzungen jedoch nicht von Krankenkasse bezahlt werden, kann ich sie leider zur Zeit nicht mehr machen.

Zu den Tabletten: Ich habe Venlafaxin 37,5 mg genommen. Eine Weile mal 2 Tabletten am Tag, vor dem Absetzen meine ich aber nur noch eine am Tag. Abgesetzt habe ich sie zwar von heute auf morgen, jedoch meinte mein Arzt dann, dass dies bei der niedrigen Dosierung nicht so schlimm war.

Uiii, da wäre ich vorsichtig mit dieser Aussage!

Nach Absetzen von Venlafaxin kann es bis zu vier Wochen oder länger nach Behandlungsende zu Absetzsymptomen kommen.
ZB.
Psychische Veränderungen (Angstgefühle, Agitiertheit, Verwirrtheit, Benommenheit, Wahrnehmungsstörungen, Wahnideen, Persönlichkeitsstörungen etc.)
Die im Vergleich zu anderen Antidepressiva heftiger ausgeprägten Absetzerscheinungen können zum Teil auf die Opioid-agonistische Wirkung von Venlafaxin zurückgeführt werden. Diese Symptome können - meist geringer ausgeprägt - auch bei einer Dosisreduktion auftreten.

Na wenn eh schon einige Zeit vergangen ist, dann sollten es keine Absetzsymptome mehr sein.

Zitat:
Ich war bis Ende letzten Jahres auch nochmal in einer Verhaltenstherapie, die ich aber aufgrund organisatorischer Gegebenheiten zur Zeit nicht mehr mache.


Nun, vielleicht wäre es aber wieder sinnvoll, dir die Zeit zu nehmen, denn in erster Linie zählst du, dir muss wieder geholfen werden, damit es dir wieder besser geht.
Eventuell wäre es schon von Nöten, wieder ein Antidepressivum einzunehmen. Bespreche es bitte mit deinem Arzt!

LG

Gerd

Liebe Motte,

ich denke, dieses Problem haben schon sehr viele gehabt.
Die Angst, plötzlich auf irgendetwas allergisch zu reagieren, was man vorher jahrelang vertragen hat.
Ich eingeschlossen

Ich kann Dir nur einen Tipp geben:
Meide keine Lebensmittel. Du musst essen, wenn auch anfangs mit Angst. Happen für Happen. Musst ja nicht gleich in ein mongolisches Restraurant gehen
Wenn Du nämlich jetzt schon Lebensmittel aussortierst, wird es immer mehr werden und irgendwann ernährst Du Dich nur noch von Brei.

Also ran ans Essen
Viel Glück

Hallo Motte..
ich hab auch irgendwann angefangen dies und das zu meiden...esse viele sachen nich mehr..auch nüsse nicht..hab in der letzten schwangerschaft vor 13 jahren unmengen an erdnüssen gegessen..und muss nun überall nach lesen ob welche drin sind..wenn ja meide ich das..dabei weis ich nich mal ob was ist..es is kopfgesteuert..ich soll eine Eßstörung haben,aber keine typische sondern eben vom denken her..hoffe,das ich da auch bald Hilfe bekomme..ich nehme jetzt AD und hoffe,das sich das die Gedanken auch bald anders sind und man wieder geniessen kann...schlimm was man sich alles verbietet,nur weil andere drauf reagieren verbiete ich mir das auch ,vor Angst...
ich fange warscheinlich jetzt ein tagebuch dafür an...habe jetzt viele dinge probiert schon...und wenn man merkt das nix passiert und es schmeckt wird es irgendwann..es is ein weiter weg...drück dir die daumen,das du auch bald wieder angstfreier essen und geniessen kannst

so wie novemberrain schreibt hab ich auch gedacht..es wurde bei mir immer mehr..bis ich gesagt hab..STOP..bald isst gar nix mehr..da ich sogar vor kartoffeln Angst hatte..blöd und ich hab schon untergewicht und muss noch etwas zunehmen,was ich auch schon gut geschafft habe..

Hallo zusammen,

hatte in den letzten Tagen noch nicht geantwortet... daher jetzt... danke für Eure aufmunternden Anworten.
Ich weiß ja letztlich in meinem Kopf auch, was ihr nochmal geschrieben habt, nämlich dass ich mich meiner Angst stellen muss und wieder anfangen muss, Lebensmittel, die ich immer gegessen habe wieder zu essen. Ich hab ja vor allem auch so Lust drauf... aber eben leider auch so ne riesen Angst. Gerade auch deshalb, weil bei dem Allergietest letztes Jahr ja auch leicht erhöhte Werte bei manchen Sachen rauskamen... unter anderem halt bei meinem geliebten Knoblauch und den leckeren Tomaten. Ich weiß nicht, wie ich an die Sache ran gehen soll, um mich wieder zu trauen.

Und dass ich mir wieder Hilfe suchen sollte, weiß ich. Leider ist es nicht so einfach, einen Therapeuten in der Nähe zu finden, zu dem ich außerhalb meiner Arbeitszeiten gehen kann.

Wäre wirklich froh über weitere Tipps oder Erfolgsberichte von Betroffenen.

Liebe Grüße
Motte1985

Liebe Motte,

wie hast Du denn Deine anderen beiden Störungen in den Griff bekommen? Du hast ja schon 2 Therapien hinter Dir. Wie wurde da vorgegangen? Was hat der Therapeut mit Dir gemacht?
Kannst Du Dir davon einiges wieder ins Gedächtnis rufen und anwenden?
Vielleicht gibt es ja Abweichungen der Therapie aufgrund der damals verschiedenen Störungen, aber das Grundprinzip wird sicherlich das Gleiche sein.
Und da solltest Du ansetzen, sonst bist Du bei jedem neuen Symptom wieder in Behandlung.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich Symptome verlagern. Ist das eine weg, kommt das nächste. Und so frei flottieren auch Deine Ängste.
Kann man eine Angst einigermaßen ertragen und hat diese vielleicht sogar akzeptiert, kommt die Nächste.
So scheint es ja bei Dir zu sein.

Geh doch mal mit Logik an dieses Problem.
Du hast einen Allergietest gemacht, der UNAUFFÄLLIG war.
Warum solltest Du nichts essen können?
Und das Du plötzlich auf etwas reagieren KÖNNTEST, dieses Restrisiko haben ALLE Menschen auf der Welt- auch die, die sich nicht vorher haben testen lassen.

Wenn Du Dich gar nicht traust zu essen, dann geh zu Deinem Hausartz, setz Dich ins Wartezimmer und iss dort.
Du musst Dich wirklich trauen.
Nichts anderes würde Dir ein guter Therapeut empfehlen.

Du musst Dich dieser Angst aussetzen- Bissen für Bissen.
Und das Du dabei Angst empfinden wirst, ist klar. Nur darfst Du dieser nicht nachgeben, sonst hast Du bald das nächste Problem.

Alles Liebe





Dr. Matthias Nagel
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