Ich habe übrigens ein paar gute Interviews von Hannah Monyer einer Hirnforscherin gehört, in denen es ums Vergessen ging. Vergessen ist eine großartige Eigenschaft, weil sie uns vor Schrott bewahrt. Was wir nicht mehr brauchen, das ist weg, das macht es einfacher, das zu behalten, was wir brauchen und das ist das, was wir immer wieder tun. Use ot or lose it, ist die Maxime, wie so oft im Bioreich.
Interessant bei ihren Ausführungen war, was sie über Thomas Mann erzählte. Er muss ungeheuer umfassend für Joseph und seine Brüder recherchiert haben und hat Jahre daran geschrieben. Wenige Wochen nach dem Ende des Romans hat er fast alles vergessen, ganz einfach, weil das Werk für ihn beendet war.
Ein Beispiel dafür, dass man auch aktiv vergessen kann.
(Darum ist die Beschäftigung mit Sorgen, Ängsten, Traumatisierungen auch mindestens ambivalent. Manchen muss therapeutisch aufgearbeiten werden, aber anderes kann und sollte man im Laufe der Zeit einfach abhaken und vergessen. Viele meinen, dass das geht.)
Vor 28 Minuten •
#28