Hallo Anja
Die Angst an Krebs zu erkranken ist wirklich furchtbar und ich kann sie sehr gut nachvollziehen. Ich selber bin letztes Jahr an Lymphdrüsenkrebs erkrankt. Da ich selber an Angstzuständen, Panikattacken und einer sozialen Phobie leide, weiß ich nur zu gut, dass ich dir deine Angst jetzt nicht mit diesem Beitrag nehmen kann.
Wenn du Krankenschwester bist und bereits auf der Onkologie gearbeitet hast, dann kennst du dich doch ein wenig mit dem Thema aus. Und dann weißt du vielleicht, dass Krebs erst mal nicht weh tut. Im Januar 2011 habe ich zufällig einen vergrößerten Lymphknoten entdeckt. Das muss ja nichts bedeuten, vergrößerte Lymphknoten hat schließlich jeder mal. Und vor allem, schmerzt es nicht. Die Schmerzen kommen erst mit der Chemo. Wenn du also Schmerzen hast, kannst du dir zu 99% sicher sein, dass es KEIN Krebs ist. Ich hoffe, dass kann dich ein wenig beruhigen.
Geh doch vielleicht mal zu einer Krebsselbsthilfegruppe. Die gibt es in jeder Stadt. Ich selber bin zwar in keiner Gruppe, aber vielleicht kann man dir dort ein wenig die Angst nehmen. Denn du wirst es kaum glauben, wir Krebspatienten sind eigentlich eine recht lustige Truppe und sind viel am lachen. Wenn ich bei der Chemo war, wurde die halbe Praxis vor lauter Lachen zusammen gegrölt und die Ärztin steckte ab und zu grinsend den Kopf durch die Tür und sagte Ach die Dienstagsgruppe ist wieder da - man hört es! Wenn ich jetzt zu meinen Nachsorgeterminen gehe, würde ich am liebsten im Chemoraum und nicht im Wartezimmer warten. Im Wartezimmer ist immer Totenstimmung. Im Chemoraum wird wenigstens gelacht. Vielleicht können dir die Damen (und Herren) in einer Selbsthilfegruppe Mut machen und dir nahe bringen, dass im Endeffekt alles halb so wild ist - man darf nur nicht aufgeben.
Ich persönlich muss sagen, die Zeit letztes Jahr war zwar sch..., aber auch erträglich. Ich habe es mir schlimmer vorgestellt. Natürlich muss ich das nicht nochmal haben, aber wenn es doch so kommen sollte, dann muss ich da eben noch einmal durch. Und glaub mir, es gibt schlimmeres. Ich möchte lieber noch eine Chemo machen, als einen Schlaganfall zu erleiden. Ich habe versucht, dass Positive in der Erkrankung zu sehen. Man bekommt viel Besuch und viele Geschenke. Und man macht sich mal Gedanken über sein Leben, vor allem wird man dankbar. Sonne und frische Luft sind für mich noch wertvoller geworden.
Geh regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen! Und versuche immer positiv zu denken. MICH TRIFFT ES NICHT!! Gibt schließlich genug andere Leute die es treffen könnte, warum sollte der Krebs sich also mich aussuchen?!? Und wenn er doch kommen sollte, dann nimm ihn an und akzeptier ihn. Aber dulde ihn nicht auf Dauer. Mein Krebs hieß Morbus Hodgkin und ich habe jeden Morgen vor dem Spiegel gestanden und gesagt: Guten Morgen, Mr. Hodgkin. Sie können heute noch in mir wohnen, aber demnächst müssen sie gehen. Wer nämlich keine Miete zahlt, der fliegt!
Ich weiß nicht, ob ich dir die Angst etwas nehmen konnte oder dir wenigstens etwas Mut mitgeben konnte. Aber versuche deine Gedanken nicht an so etwas sinnlosem wie einen kleinen blöden Krebs zu verschwenden, dafür ist das Leben zu kurz!
Liebe Grüße, Katinka
25.01.2012 12:17 •
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