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Extreme Angst vor MRT/Retraumatisierung/Krankheitsangst
Hallo ihr Lieben,
ich wende mich erneut ans Forum, weil ich seit einigen Tagen wieder mal extreme Ängste durchleide.
Fühle mich derzeit wirklich furchtbar und müsste etwas weiter ausholen, um meine momentane Situation etwas plausibler und nachvollziehbarer werden zu lassen.
Angefangen hat alles im Herbst 2013, als ich relativ plötzlich merkwürdige Missempfindungen (Kribbeln, Wattegefühl) im Nacken und Kopfbereich bekam, die nicht mehr verschwanden und mit der Zeit immer schlimmer wurden. Mein damaliger Hausarzt, der mich schon seit frühester Jugend behandelte und um meine schon seit langem bestehenden psychischen Probleme wusste (ich leide bereits seit Kindertagen an ausgeprägten Ängsten, v.a. krankheitsspezifisch, z.B. extreme Angst vor einem Hirntumor, da eine Mitschülerin in der Grundschule an einem verstarb), hat meine Symptome als psychosomatisch abgetan, allerdings trotzdem ein großes Blutbild veranlasst, welches seiner Aussage nach wohl vorbildlich aussah und mich anschließend nicht weiter untersucht. Da die Symptome aber nicht von selbst wieder verschwanden, hab ich auf eigene Faust zu recherchieren begonnen und festgestellt, dass ein Vitamin B12-Mangel, welchen man in einem großen Blutbild wohl nicht zwangsläufig erkennen muss, im fortgeschritteneren Stadium ebenfalls genau diese Beschwerden verursachen kann und hab mich nochmals an meinen Arzt gewandt, mit der Bitte, meinen B12-Spiegel zu überprüfen, da ich zu diesem Zeitpunkt bereits 9 Jahre vegetarisch und knapp 4 Jahre vegan gelebt habe und ein Mangel demnach tatsächlich relativ wahrscheinlich war, weil ich mir bis zu diesem Zeitpunkt dummerweise aus Unwissenheit nicht so wirklich Gedanken um eine vernünftige Supplementierung gemacht hab. Er hat ziemlich ungehalten reagiert und mich darauf hingewiesen, dass er ja der Arzt sei, man nunmal keinen Hinweis auf einen Mangel im Blutbild entdecke habe und ich mir lieber einen Therapieplatz suchen solle. Da die Beschwerden aber immer schlimmer wurden, ich psychisch immer weiter abbaute, mit häufigeren Panikattacken zu kämpfen hatte und immer größere Angst bekam, habe ich mich schließlich an einen Neurologen gewandt. Dieser hat sich ungelogen noch nicht mal 3 Minuten Zeit für mich genommen und mich während meines weinerlichen Schilderns der Symptome mehrfach unterbrochen, um mich mit seiner Einschätzung, dass es höchstwahrscheinlich MS sei, letztlich gefühlt vollständig in den Wahnsinn zu treiben. Er stellte mir eine Überweisung für die Radiologie aus und zack. war ich auch schon wieder draußen. Ab diesem Zeitpunkt ging bei mir eigentlich schon gar nichts mehr. Ich hatte durchgehend und über Wochen schreckliche Kopfschmerzen, meine Symptome gingen durch die Decke, ich konnte die Wohnung nicht mehr verlassen, weinte nur noch und Panikattacken, die mit so hohem Blutdruck einhergingen, dass ich ständig Nasenbluten bekam, gehörten zu meinen täglichen Begleitern, dazu die Ungewissheit bis zum MRT-Termin und die ständige Angst, an einer unheilbaren, vermeintlich tödlichen Krankheit zu leiden. In dieser Zeit hat mir eine besorgte Freundin glücklicherweise eine ganz tolle und sensible Ärztin empfohlen (die auch bis heute meine Hausärztin ist ). Nachdem ich meine Beschwerden und Ängste geschildert hatte, veranlasste sie sofort mehrere umfassende Test, um meinen B12-Spiegel zu überprüfen. Und siehe da: Mein Mangel war nicht bloß real, sondern auch noch extrem ausgeprägt. Ich war zunächst sehr erleichtert, endlich eine Erklärung für meine vielen schlimmen Symptome zu haben, hab anschließend mit meiner neuen Ärztin einen Supplementierungsplan erarbeitet und den MRT-Termin trotz der Mangeldiagnose dennoch wahrnehmen wollen - sicher ist sicher, dachte ich mir. Als der Befund, der eine MS glücklicherweise ausschließen konnte, endlich vorlag, traf mich dann fast der Schlag: Es wurde eine Zyste (der Radiologe sprach damals noch von wahrscheinlich gutartig, so dass ich wieder völlig durchdrehte und riesige Angst hatte, sterben zu müssen), in meinem Gehirn entdeckt, die zudem wohl auch noch an einer äußerst ungünstigen Stelle säße - nämlich in der Nähe der Stelle, wo der Liquor Richtung Rückenmark abfließt. Mit diesem Zufallsbefund begann meine Angstspirale dann von neuem. Ich hatte wieder schlimme, durchgehende Kopfschmerzen, furchtbare Nackenschmerzen und konnte überhaupt nichts mehr essen und lebte quasi nur noch in zwei Modi: Weinkrampf und Panikattacke. Eines Abends, als ich alleine zuhause war, wurden die Symptome so schlimm, dass ich den Notarzt anrief. Im Krankenhaus habe ich dann meine Symptome geschildert und auch von dem MRT-Befund erzählt. Ich wurde gleich nochmal ins MRT geschickt (offizielle Diagnose: Dermoidzyste, wohl zumindest im Gehirn sehr selten, meist gutartig) und danach sofort stationär aufgenommen, weil die Bildgebung im Krankenhaus anscheinend darauf hinwies, dass ein erhöhter Hirndruck vorläge und ich evtl. am Gehirn notoperiert werden müsse. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, wie es mir nach dieser Hiobsbotschaft ging. Ich war in einem solchen Ausnahmezustand, dass die Ärzte mich über die Dauer meines kompletten Krankenhausaufenthaltes mit Tavor ruhigstellen mussten. Am nächsten Tag wurde noch ein MRT gemacht, dass dann plötzlich wieder Entwarnung gab. In den nächsten Tagen wurden dann noch zusätzliche Tests angeordnet (Messung des Augeninnendrucks, neuropsychologische Untersuchungen, noch ein weiteres MRT. ), die aber alle darauf schließen ließen, dass wohl doch alles in Ordnung sei und die Symptome vermutlich durch die Psyche ausgelöst werden würden. Ich solle die Zyste jährlich überprüfen lassen, ein Kopfschmerztagebuch führen und bei Symptomen, die auf erhöhten Hirndruck hinweisen (extremer Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Benommenheit. ) wieder in die Klinik kommen. Nach sechs Tagen wurde ich dann endlich entlassen und hatte das Gefühl völlig neben mir zu stehen. Ich konnte wochenlang nicht schlafen, nicht richtig essen, hatte überall am Körper wechselnde Schmerzen und hab mich emotional komplett taub gefühlt. Meine Kopfschmerzen und auch die übrigen neurologischen Symptome verschwanden dann schließlich ganz langsam nach wochenlangem Leiden, ich hab mich zwischendurch immer mal wieder kurz nach draußen getraut und versucht, nach dieser traumatischen Zeit wieder schrittweise zurück ins Leben zu finden, u.a. habe ich mich für einen stationären Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik angemeldet, in welcher dann schließlich neben meinen bereits diagnostizierten Depressionen auch eine Hypochondrie und eine Panikstörung festgestellt wurden. In den ersten Jahren, nachdem die Zyste entdeckt wurde, habe ich noch regelmäßig Kontrolluntersuchungen durchführen lassen, bei denen immer alles in Ordnung war (diese Form der Zyste ist wohl angeboren, verschwindet laut Aussage der Ärzte aber leider nicht mehr, sondern wächst in den meisten Fällen weiterhin - zwar sehr langsam, aber kontinuierlich und kann in einigen seltenen Fällen sogar bösartig werden), da ich aber glücklicherweise immer seltener an sie denken musste und zudem bis dato an keinerlei neurologischen Symptomen oder starken Kopfschmerzen mehr gelitten habe, ist sie im Verlauf der letzten drei Jahre nahzu in Vergessenheit geraten. Die letzte Kontrolluntersuchung fand Ende 2016 statt. Wenn ihr es geschafft habt, bis hierhin zu lesen, danke ich euch schon mal sehr.
Nun zur momentanen Situation: Seit Auftreten der ersten Corona-Fälle hab ich, wie sicherlich sehr viele von euch, mit einer extremen Verschlechterung meiner psychischen Situation zu kämpfen. Mein Symptom-Karussell ist seit einigen Monaten wieder äußerst aktiv (von Atembeschwerden, Thromboseangst, einschlafenden Gliedmaßen, Nackenschmerzen, einer willkürlich laufenden Nase bishin zu Schwindel und Kopfschmerz kommt fast alles vor), aber in den meisten Fällen schaffe ich es irgendwie, mich zumindest etwas beruhigen zu können. Seit einem knappen Monat bin ich zudem wieder in Psychotherapie und leide seit Beginn des Jahres mal wieder unter einem Schub meiner chronischen Gastritis, die eher schlecht als recht auf diverse Therapieversuche seitens meines Gastroenterologen anspricht und unter extremen Verspannungen auf Höhe der HWS und BWS. Im März kam dann ein immer nur kurz auftretendes pulssynchrones Ohrgeräusch bei bestimmten Kopfbewegungen bzw. -positionen oder beim Aufstehen bzw. Hinsetzen hinzu, einhergehend mit einem ebenfalls immer nur kurz anhaltenden diffusen Druckggefühl an der Stirn, den Augen und der Nasenwurzel. Da mir diese beiden Symptome völlig neu schienen und ich sie überhaupt nicht zuordnen konnte, hab ich dann dummerweise mal wieder Dr. Google befragt. tja, hätt' ich mal lieber nicht tun sollen. Seitdem leide ich wieder an einer akuten hypochondrischen Phase, da der häufigste (relativ harmlose) Grund, der solche Symptome laut Internetrecherche auslöst - Bluthochdruck - überhaupt nicht auf mich zutrifft. Mein Blutdruck ist trotz Angststörung eher niedrig. Meine Blutwerte waren bis zuletzt bis auf einen sehr niedrigen Ferritinspiegel auch immer okay. Ich habe innerhalb des letzten Jahres leider nicht wirklich regelmäßig Eisen supplementieren können, da mein Magen aufgrund der ständig wieder aufflammenden chronischen Entzündung ziemlich gereizt auf das Eisenpräparat reagiert hat und ich angesichts meiner nur sehr beschränkt möglichen Nahrungsaufnahme auch einiges an Gewicht verloren hab, was mich zusätzlich belastet. Da die Nackenschmerzen, das Pulsrauschen und das merkwürdige Gefühl im Kopf nicht wieder verschwunden sind, hatte ich nach längerem Warten am vergangenen Mittwoch endlich einen Termin beim Orthopäden, in der Hoffnung, dass ich evtl. Mass. verschrieben bekomme. Stattdessen hat er mich chiropraktisch behandelt (und das auch noch ungefragt. fand ich im Nachhinein nicht so prall, da der Druck auf den Torso meinem Magen gar nicht gefallen hat. ) und mir zusätzlich eine Überweisung für ein MRT mit Verdacht auf Aneurysma ausgestellt. Nun springe ich seit letzter Woche wieder völlig im Dreieck, habe seit diesem Tag wieder durchgehend Kopfschmerzen und immer wieder Panikattacken und Weinkrämpfe. Die Nackenschmerzen sind auch nicht besser geworden. Ich weiß nicht, ob die Schmerzen durch die chiropraktische Behandlung ausgelöst wurden oder ein Angstsymptom sind, da ich ja auch damals nach der Verdachtsdiagnose MS plötzlich wochenlang anhaltende Kopfschmerzen hatte, die dann fälschlicherweise als ein Symptom meiner neuentdeckten Dermoidzyste interpretiert worden waren. Ich habe riesige Panik wegen des MRTs, einerseits, weil ich Angst habe, dass meine Zyste sich verändert haben könnte (sofern sie wachsen sollte, muss sie irgendwann operiert werden und die Ärzte äußerten damals schon, dass das einen äußerst komplizierten Eingriff bedeuten würde, da sie ja an einer so pikanten Stelle sitzt. ich fürchte mich einfach unfassbar doll vor dieser OP!) andererseits wegen des vermeintlichen Aneurysmas. Meine Schwiegermutter ist wegen eines geplatzten Aneurysmas im Gehirn seit 2012 ein schwerer Pflegefall und wird sich vermutlich nie wieder erholen. Der MRT-Termin, bei dem dann beides überprüft werden soll, ist in zwei Wochen. Die ganze Situation macht mich wirklich unsagbar fertig. Corona-Pandemie, Gastritis, diffuse Beschwerden, die ich nicht zuordnen kann und die nicht verschwinden wollen, die Zyste, die sich evtl. zu meiner schlimmsten Angst seit ich überhaupt denken kann entwickeln könnte und selbst wenn nicht, ich voraussichtlich irgendwann unter erschwerten Voraussetzungen am Gehirn operiert werden muss und nun noch ein vermeintliches Aneurysma. Bin gerade völlig am Ende und habe furchtbare Angst.
Ich weiß gerade nicht, was ich anderes tun soll, außer mich ans hiesige Forum zu wenden, da es in meinem Umfeld kaum Menschen gibt, die Verständnis für meine Situation haben bzw. überhaupt nicht wissen, wie sie mit mir und meinen Ängsten umgehen sollen.
Solltet ihr meinen Roman bis hierhin gelesen haben, bin ich euch wirklich sehr, sehr dankbar.
Evtl. geht es ja der einen oder dem anderen ähnlich, gerade in Hinblick auf MRT-Untersuchungen des Kopfes oder jemand von euch kennt evtl. auch dieses komische Pulsgeräusch im Ohr oder das Druckgefühl am Kopf bzw. im Gesicht?
Und selbst, wenn niemand Rat weiß - es ist bereits hilfreich, sich diese furchtbar belastenden Gefühle einfach bloß von der Seele zu schreiben.
So oder so, ich freue mich über eure Antworten.
04.05.2020 17:33 •
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