Hallo Leidesgenossinnen,
ich habe mich durch einige Seiten dieser Unterhaltung gelesen und habe mich das erste Mal seit einem Jahr verstanden gefühlt. Wirklich, kann teilweise Wort für Wort nachempfinden, wie es euch geht und wie ihr euch fühlt. Diese Verzweiflung nicht zu wissen wann die Schmerzen zuschlagen, wie lange sie anhalten und vor allem das Gefühl der totalen Hilfslosigkeit. Auch ich habe mich von der Außenwelt sehr zurückgezogen und habe manchmal das Gefühl, ich lebe in einer anderen Welt als die anderen Menschen da draußen. Ich bin mit meinen Freunden zwar offen, aber anderen Menschen bindet man ja nicht auf die Nase, dass man Probleme mit dem Popo hat.
Bevor ich auf diesem Forum gestoßen bin, wusste ich nicht, dass eine Analfissur so lange Schmerzen nach dem Stuhlgang verursachen kann. Denn meine Schmerzen fingen vor einem Jahr ohne sichtlichen Zusammenhang zum Stuhlgang auf. Erst sporadisch, Brennen und Stechen, hauptsächlich nach längerem Stehen oder Gehen. Sitzen und Liegen waren unproblematisch. Ich ging zur Proktologin, sie hat außer einer etwas vergrößerten Hämorrhoide, die sie verödet hatte, nichts gefunden, was die Schmerzen erklären konnte. Danach folgte eine Ärzte-Odyssee... Mit Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall mehrere Termine bei verschiedenen Orthopäden, MRT LWS, MRT Becken, Neurologe..ohne Diagnose.. In dieser Zeit bin ich schwanger geworden und die Schmerzen wurden täglich und hielten über mehrere Stunden an, egal ob im Sitzen oder Stehen. Wobei Stehen immer am schlimmsten war.
Der Schmerz trat nie beim Stuhlgang selbst auf, sondern immer nur danach, manchmal erst eine Stunde später. Weil es anfangs gar nichts damit zu tun hatte, ist mir dieser Zusammenhang erst nach Monaten richtig bewusst geworden. Ich bin nochmal zur Proktologin, aber es tat so weh, dass sie nicht gucken konnte und sagte, dass man in der SS eh nichts machen könnte... Schmerzstillende Salbe, Hämorrhoidensalbe oder Retterspitz haben absolut gar nichts gebracht. Ich war so verzeilfelt. Ich war endlich schwanger und anstatt mein neues Leben zu fühlen und mich zu freuen, ging es den ganzen Tag um diese Schmerzen. In der Zeit habe ich das Internet durchgelesen, um eine Ursache zu finden. Ich vermutete zwar auch eine Analfissur, aber weil anfangs keine vorlag und ich auch nicht gedacht hätte, dass sie so lange Schmerzen verursachen kann, habe ich mich auf muskuläre Ursachen konzentriert. CPPS war meine selbsternannte Diagnose. Ich ging zur (Beckenboden)Physiotherapie, Osteopathie, Pohltherapie.. massierte mich selbst im Po (Trigger-Punkt-Therapiepie), machte Beckenbodenübungen, aber die Schmerzen waren immer noch täglich und heftig.
Anfang Januar hatte ich eine Fehlgeburt und ging nach der Ausschabung zu einem anderen Proktologen. Er stellte eine Analfissur fest, verschrieb mir eine Diltiazem-Salbe und sagte, die hätte man auch in der SS nehmen können. Mein Gefühl für die alte Proktologin könnt ihr euch sicherlich vorstellen.... Die Salbe hat gut angeschlagen und es ging mir wieder etwas besser. Die Schmerzen waren zwar nicht mehr den ganzen Tag, aber weggegangen sind nie. Ich habe anschließend eine Stoßwellentherapie gemacht, die bei CPPS helfen soll, aber nach 3 Sitzungen haben wir sie abgebrochen, weil es absolut keinen Effekt gehabt hat. Ich ging wieder arbeiten und es war ein Auf und Ab... täglich Schmerzen, nach langem Sitzen und Stehen sowieso. An einem WE bin ich dann morgens nicht auf Toillette gegangen und stellte fest, dass ich keine Schmerzen hatte... das habe ich dann ein paar Mal gemacht und dann ist mir der Zusammenhang klar geworden. Und nachdem mich gestern durch eure Unterhaltung und die Schmerzsymptomatik gelesen habe, denke ich, dass vielleicht die Analfissur mein ständiger Begleiter war, der für die heftigen Schmerzen gesorgt hat. Wenn ich es richtig verstanden habe, kann eine verheilte alte Fissur auch schmerzen, oder?
Um die Geschichte abzuschließen: Ich war vor ca. 2 Monaten nochmal beim Proktologen, der stellte keine Fissur fest und sagte, ich hätte seit der alten keine gehabt. Gestern war ich wieder da, weil es seit 3 Wochen exterm ist, und diesmal ist es wieder eine Fissur. Ob neu oder alt weiß ich nicht... Jetzt denke ich über eine OP nach und bin so auf euch gekommen. Bin mir aber so unsicher, weil anfangs eben keine Fissur vorlag. Aber vielleicht hat die alte immer wieder bei Anspannung wehgetan oder ist immer wieder aufgegangen und dann wieder verheilt?! Oder war ständig gereizt?!
Jedenfalls habe ich in der Zeit viel über Schmerzen im Allgemeinen und über das CPPS/Levator Ani Syndrom recherchiert. Gehe auch zur Schmerztherapie, wo es um diese Themen geht. Es geht viel um den Kreislauf zwischen Schmerzen, Angst und Anspannung, die wiederrum mehr Schmerzen verursacht. Den Zusammenhang zwischen Angst, Druck und Schmerzen konnte ich gut bei mir beobachten. Bei vielen Menschen geht die Anspannung in den Rücken, bei mir eben ins Becken. Meine Urologin sagte erst kam das CPPS, dann die Analfissur. Manche Übungen helfen ganz gut den Schließmuskel zu entspannen. vielleicht ist es ein anderer Ansatz, der euch weiterbringen könnte.
Ich habe mich vor einigen Wochen für eine längere Zeit krankschreiben lassen, um aus diesem Teufelskreis zu kommen. Ich konnte und wollte einfach nicht mehr funktionieren müssen, während ich täglich diese Sch*schmerzen habe, von denen ich den Größteil der Menschheit nicht erzählen kann!
Seit gestern habe ich etwas Hoffnung, dass die Fissur doch mehr damit zu tun hat und es mit einer OP oder Botox vielleicht noch eine Behandlungsoption für mich gibt. Weil ich nicht das Gefühl habe, dass es nur muskulär ist.
Entschuldigt bitte, dass mein Eintrag so lang geworden ist... Aber so wie bei euch auch, habe ich keine Lust mehr mit meinen Freunden darüber zu reden, weil sie es doch nicht richtig nachvollziehen können.. Und das war der erste Thread, der mich dazu verleitet hat mit anderen Leidtragenden ins Gespräch zu kommen. Ich habe jedenfalls eine Menge Infomaterial über die o.g. Themen gesammelt, falls ihr Intresse habt.
Liebe Grüße
Magda
06.08.2024 12:49 •
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