Hallo zusammen,
ich bin ganz neu im Forum und hoffe, es ist okay, wenn ich mich hier einfach mal als Leidensgenossin miteinklinke. ️
Meine erste Erfahrung mit einer Fissur habe ich 2020 gemacht nach der Geburt meines ersten Kindes (der Enddarm wurde wohl durch die Presswehen zu stark belastet, wozu es zu der Verletzung kam). Die Schmerzen waren nicht ohne, mit Hametum und Sitzbädern ist diese erste Fissur aber glücklicherweise innerhalb von ein paar Wochen restlos ausgeheilt. Ich habe nie wieder einen Gedanken daran verschwendet, nicht sonderlich auf meine Ernährung geachtet und war völlig beschwerdefrei.
Nun habe ich Anfang Januar mein zweites Kind bekommen und siehe da: Hello again, Analfissur! Obwohl es nach dem Stuhlgang schmerzte und blutete, war ich Anfang des Jahres aber noch unbekümmert, weil ich dachte, es läuft wie letztes mal und in ein paar Wochen ist das Thema durch. Dann kam im Februar der Norovirus. Leute Leute....Mit einer akuten Analfissur erst drei Tage lang heftigste Durchfälle und in der Folge dann massive Verstopfung....das wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht. Es war die Hölle. Die Schmerzen waren enorm und beim Toilettengang blutete es so stark, dass die Schüssel ganz rot war. Nach ein paar Wochen blutete es weniger. Der Schmerz war mittlerweile beim bzw. unmittelbar nach dem Toilettengang sogar absolut aushaltbar - aber ca. 30-45 Minuten später ging der Schmerz dann jeden Tag durch die Decke. Ich würde es beschreiben, als eine in Chilli eingelegte Rasierklinge, die man im After stecken hat. Der Schmerz war so schneidend, dass er ins Steißbein und in die Beine ausstrahlte. Ich konnte nicht sitzen, aber auch kaum laufen. Und das nach jedem morgendlichen Toilettengang jeden Tag gut gerne für rund 7-9 Stunden. Abends ließ der Schmerz nach, nachts war ich regelmäßig schmerzfrei und am nächsten Morgen ging es wieder los. Wenn ich wusste, dass an einem Tag ein wichtiger Termin oder eine Verabredung anstand, habe ich am Vortag extra wenig gegessen und den Toilettengang am nächsten Tag ausfallen lassen, um einen schmerzfreie Tag genießen zu können (die Quittung gab es dann natürlich beim nächsten Toilettengang). Es war grausam und hat über Wochen hinweg meine Lebensqualität massiv eingeschränkt.
Hametum, Faktulind, Retterspitz, Sitzbäder mit Eichenrinde und Kamille, Ballaststoffreiche Ernährung ohne Zucker und Fette, viel Bewegung, viel Trinken, Flohsamenschalen, Trockenpflaumen...keins der Hausmittel hat wirklich irgendwas verändert. Manchmal dachte ich 3-4 Tage, ich hätte die Kurve bekommen und es wäre endlich besser und dann kam wieder der eine Toilettengang, der zu viel für die Wunde war...und zack: Gehen Sie zurück auf Los und fangen Sie von vorne an!
Das war psychisch unglaublich belastend und zermürbend. Schmerzmittel habe ich weitgehend vermieden, weil ich mein Baby stille und der Zwerg nichts abbekommen soll. Deswegen möchte ich auch keine Salben mit Lidocain oder diese Nitroglycerinsalbe.
Besonders mies finde ich, dass so eine Fissur ja auch irgendwie was unangenehmes und schambehaftetes ist...Ich meine, sitzt man mit Migräne bei den Schwiegereltern am Mittagstisch, dann kann man frei heraus sagen: Bitte entschuldigt, wenn ich heute etwas neben der Spur bin, aber ich habe höllische Kopfschmerzen und kann mich kaum auf das anderes konzentrieren. Aber ich sage ja nicht beim Sonntagsbraten:Sorry Leute, ich kann nicht mehr sitzen und weiß nicht, wo ich mich vor Schmerzen heute wieder lassen soll, weil mein Stuhlgang heute morgen zu fest war und meine Analfissur wieder übel aufgerissen ist. Das behält man für sich und leidet innerlich. Der einzige Mensch der es weiß, ist mein Mann. Deswegen vermeide ich teilweise Verabredungen mit Familie und Freunden mittlerweile, weil es viel zu anstrengend ist, die ganze Zeit den Schmerz ertragen zu müssen, ohne sagen zu können: Fuuuuck, es tut soooo weh.
Erst letztens habe ich zu meinem Mann gesagt, ich würde lieber noch 10 Kinder zur Welt bringen, als eine Woche länger diese Schmerzen aushalten zu müssen.
Jetzt gerade im Moment ist es tagsüber tatsächlich einigermaßen erträglich. Ich habe eine Hebamme gefunden, die ein medizinisches Low Level Laser Gerät verleiht. Damit habe ich die Fissur jetzt äußerlich vier mal am Tag je 5 Minuten bestrahlt. Und die Schmerzen sind sehr schnell besser geworden. Dummerweise dachte ich letztes Wochenende, ich wäre womöglich geheilt und habe mir eine Pizza und einen großen Schokobecher in der Eisdiele gegönnt. Kurzfassung: Montag Verstopfung. Schweißausbrüche auf der Toilette vor Panik. Ein stechender Schmerz. Viel Blut am Toilettenpapier. Jep. Gehen Sie zurück auf Los...
Ich hab geheult am Montag. Ich habe den Laser jetzt noch die ganze Woche behalten und weitergelasert. Heute war ich erstmals wieder fast schmerzfrei tagsüber. Das ist schon ein super Fortschritt nach nur vier Tagen seit dem Rückfall. Dieses Mal bleibe ich mit der Ernährung vorsichtig und trinke jeden Morgen weiterhin Movicol. Den Laser muss ich Montag abgeben...17 Euro am Tag als Leihgebühr sind auf die Dauer einfach zu viel. Ich hoffe, er hat mir geholfen, die Heilung anzuregen und ich bleibe schmerzfrei, solange ich auf die Ernährung achte.
Nichts desto trotz habe ich in 10 Tagen einen Termin in der Klinik bei der Proktologie, um mal schauen zu lassen, ob ich eine Chance habe, auf diese Art und Weise die Kurve zu kriegen oder ob eine langfristige Heilung nur durch eine OP erreicht werden kann.
So viel zu mir. Ich leide jetzt wie gesagt erst seit rund 5 Monaten unter der Fissur und wie ich gelesen habe, haben manche hier schon einen Leidensweg über Jahre hinweg hinter sich. Trotzdem finde ich es tröstlich zu wissen, damit nicht allein zu sein, hier mal offene Worte wählen zu können und sich austauschen zu können.
Viele Grüße und allen einen schönen und hoffentlich schmerzfreien Abend!
24.05.2024 19:49 •
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