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Ich weiß nicht, wohin mit meiner Angst.
Es hört und hört nicht auf.

Am Mittwoch war ich bei der Physiotherapie, ich bekam eine Mass. des Oberen Rückens, die nicht gerade zart war. Zwei Stunden später, ich war mit der Familie beim Einkauf, bekomme ich höllische Krämpfe im Unterleib. Wie beim Eintritt der Periode, oder leichte Wehen. Ich wollte nicht Paniken, hing mich dann leicht an den Einkaufswagen um mich zu entspannen, und der Spuk war vorbei.
Ich habe NICHT gegoogelt, bin gestern dann zu meiner Gynäkologin, die aber weder auf dem Ultraschall noch beim Tasten etwas fand. Sie meinte, es könne auch ein Nierenstein sein, der abgegangen wäre. Oder es läge daran, dass der Körper sich mit dem Alter verändere (ich bin 39...).

Heute Mittag stehe ich mit meiner Tochter in der Küche, wir kochen und schnippeln, und plötzlich bekomme ich ein Stechen in der Leiste. In Intervallen, alle paar Sekunden. So unangenehm, dass ich zum Hausarzt gefahren bin. Es zog im Laufen in den Oberschenkel.
Tasten, Drücken, Bein Hoch, zur Seite, drücken und Husten - Überweisung zum Chirurgen, ein Leistenbruch soll ausgeschlossen werden.
Ich zum Chirurgen, das gleiche Spiel. Drücken, Bein drehen, Husten, er misst mir noch den Puls, hört den Bauch ab - Überweisung zur Sono.
Er ließ mich aber nicht gehen ohne mir zu sagen, dass es auch eine geplatzte Zyste sein könnte, auch der Gynäkologe übersieht ja mal was (wobei ich das bei meiner Ärztin bezweifle), oder auch Lymphknoten (wo gerade meine Jugendfreundin an Lymphom gestorben ist). Ich ging aus der Praxis, aber plötzlich war das Stechen weg!
Was mir auffiel: ich musste nach der Untersuchung dringend Pipi, und auf dem Heimweg wieder. Ich hatte am Morgen und Vormittag zwar normal getrunken, aber musste kaum aufs Klo.

Ich sitze jetzt hier und heule, weil ich vor so vielem Angst habe. Man kommt vom Arzt und keiner hat eine Diagnose. Die Schmerzen waren real, und die Vorfälle diese Woche werfen mich so weit zurück! Ich habe solche Angst dass seit dem letzten Jahr etwa da in meinem Körper ist das mich kaputt macht, und niemand findet es. Ich habe Angst dass all meine Symptome nur eine Ansammlung von einer schlimmen Sache sind.
Ich fange wieder an alles zu analysieren.
Wieso ist mein Stuhl seit zwei Wochen so komisch? Liegt es am Stress? Hängen die geschwollenen Lymphknoten und das alles zusammen? Hat das alles schon meine Blase und Lymphknoten befallen? Dann denke ich mir: ich hatte doch sonografien übers sonografien. Blutuntersuchungen, ich bin ständig beim Arzt.
Ich sitze hier und frage mich alles, und will doch einfach nur meine Ruhe von dem ganzen Mist. Ich will normale Zipperlein, die diagnostiziert werden. Ich will nicht ständig Angst haben. Ich hasse das so sehr. Wisst ihr was? Mein Daumen schmerzt, und ich habe Angst irgendeinen schei** Knochenkrebs oder so was zu haben.

Ich habe solche Panik.

02.02.2018 13:48 • 23.04.2019 #1


21 Antworten ↓


Ich hatte vor kurzem heftig geschwollene Lymphknoten, zwei mal hintereinander. Einmal links am Hals, einmal rechts am Hals. Im Moment ist es rechts auch wieder ganz komisch.
Und dann lese ich von Morphus Hodgkin, und bin völlig am Boden, vergleiche dies und das. Bestimmte Eckpunkte am Körper schmerzen kurz, und ich denke dass das die Lymphknoten sind.
Ich denke an meine Kinder, ich denke an den geplanten Urlaub, an meinen Geburtstag und kann vor Angst nur noch weinen.

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Wie die Angst stoppen

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Fühl dich erstmal ganz fest umarmt!

Hast du zu Hause jemanden, mit dem du sprechen kannst und bist du in therapeutischer Behandlung?

Ich würde dir zunächst raten, Google wegzulassen. Selbst, wenn du aktuell schon viel gelesen hast und weißt, macht es einen großen Unterschied, ob man weiter googelt oder sich anders beschäftigt. Das ist tatsächlich wissenschaftlich bewiesen und auch ich selbst kann das bestätigen. Die Angst hat dich gerade ganz fest im Griff und es ist wichtig, ihr soviel Raum wie irgend möglich abzutrotzen. Dazu gehört auch, sich zu zwingen, rauszugehen, sich irgendwie zu beschäftigen. Am allerbesten mit Menschen, die einem nahe stehen. Du wirst deine Angst gerade am Anfang nicht vergessen, aber es wird Momente geben, in denen sie nicht präsent ist und mit der Zeit werden diese Momente mehr. Es gehört Disziplin dazu, aber anders kommst du aus deiner Spirale nicht heraus - ich kenne das alles viel zu gut.

Zu deinen Beschwerden:
Du wurdest zig Mal gecheckt. Von oben bis unten sozusagen. Diese Gedanken, dass die Angst im Grunde ein Gefühl des Körpers ist, das dir sagt, dass etwas nicht stimmt und du krank bist oder bald sterben musst, kenne ich ebenfalls sehr, sehr gut. Das ist ein ganz mieser Taschenspieler-Trick der Angst - keine Realität. Hättest du Lymphdrüsenkrebs, wäre das in all den Untersuchungen definitiv aufgefallen - du hast das nicht! Im Übrigen würden dann Lymphknotenschwellungen nicht wieder zurück gehen und nach 1 1/2 Jahren sollte der ganze Kram erst recht so offensichtlich sein, als dass ihn kein Arzt übersieht. Schmerzen sind in Angstphasen alles andere als ungewöhnlich - dein ganzer Körper ist seit Monaten in Alarmstellung und völlig verspannt. Da kommen schon mal Schmerzen. Die starken Unterleibsschmerzen sind in der Tat sehr wahrscheinlich eine geplatzte Zyste oder auch einfach ein etwas schmerzhafterer Eisprung. Ich bin mal nachts wach geworden, weil ich so unfassbar starke Unterleibsschmerzen hatte, dass ich kaum laufen konnte. Am nächsten Tag konnte der Gynäkologe nichts finden und sagte mir, dass manchmal beim Eisprung eine kleine Einblutung stattfinden kann, die höllisch wehtun kann. Hinzu kommt, dass auch Endometriose generell solche Beschwerden verursachen kann - auch nicht gefährlich, aber viele Frauen wissen gar nicht, dass sie das haben. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, die alle völlig ungefährlich sind.

Das Problem ist die Angst - das ist die Krankheit, die dich quält und an die musst du ran. Denn selbst, wenn dich einer überzeugt, dass die Idee mit dem Lymphom Schwachfug ist, wird deine Angst ein neues Symptom produzieren. Und ja - diese Symptome sind real! Aber nicht gefährlich! In Menschen wie uns steckt meist die tiefere Überzeugung, dass man einen gesunden Körper nicht spürt. Das stimmt nicht. Auch ein gesunder Körper zwickt, zieht und sticht. Je älter man wird, sowieso. Du wirst lernen, solche Empfindungen realistischer zu beurteilen und dann wird es dir auch besser gehen.

Und das ist der letzte wichtige Gedanke: Es geht vorbei! Diese Angst geht vorbei. Und du kannst kämpfen - um deine Lebensqualität und deine Lebenszeit. Schenke beides nicht einfach deiner Angst - deine Angst ist der Krebs. Der muss man nichts schenken. Die muss man rausschmeißen, denn sie hat sich unerwünscht eingenistet in deinem Kopf und jetzt ist es Zeit, sie vor die Tür zu setzen! Das kannst du!

Alles Liebe dir!

Liebes @maedchennr1 ,

deine Zeilen haben mir am Freitagabend so gut getan. Vielen Dank dafür!

Ja, ich kann mit meinem Mann darüber sprechen. Er versucht mich auch immer wieder auf den Teppich zu holen, was ihm mit seiner einer Argumentation (die Deiner sehr ähnelt) gut gelingt.
Einen Therapeuten habe ich immer noch nicht.
Ich habe vor zwei Wochen eine Überweisung bekommen, aber ich habe mich nicht gemeldet. Ich war mitten in dieser Phase, in der man glaubt, man könne das alleine reißen. Eine kleine Erschütterung und diese Blase platzt. Das war gerade am Mittwoch geschehen.

Der Tod meiner Jugendfreundin, auf so eine tragische und hinterhältige Art, hat mich enorm geschockt und verängstigt. Gerade Menschen wie wir müssen irgendwie damit umgehen können, aber das nagt immer noch an mir.
Heute habe ich seit dem Aufwachen im Nacken, dort unten wo der rechte Schädelknochen sitzt und quasi langsam endet, einen Bewegungs- und Druckschmerz, und mir rutschten wieder sofort alle Gedärme nach unten, als ich das nicht deuten konnte. In mir kommen dann auch tausend Fragen hoch, und niemand ist da der sie mir beantworten und mir damit helfen kann.
Mir fiel beispielsweise gestern ein, wieso meine Leiste am Freitag wie verrückt gezogen hatte: ich hatte mich am Morgen überdehnt.
Zumindest dachte ich das, denn seit heute Morgen ist es für mich auch nicht mehr eindeutig sicher. Denn wie der Chirurg sagte: es könne auch ein Lymphknoten sein. Und dann fällt mir ein: ich habe seit Wochen immer wieder ein Ziehen in den Ober- und Unterarmen, Handgelenken und Knien und Füßen...

Mein Rücken spielt seit einem Jahr verrückt, mein Bauch seit einem halben Jahr. Ich habe immer wieder undefinierbaren Druck in zwei Teilen der Wirbelsäule sowie einer bestimmten Stelle im Bauch. Mein Kopf macht daraus folgendes:
ein Tumor, der vielleicht im Rücken sitzt, langsam größer wird und die Organe verdrängt (Schmerz im Bauch, immer an der gleichen Stelle; das Krampfen der Gebärmutter), und das Lymphsystem befällt oder es versucht es zu bekämpfen.

Das sind meine Gedanken in so einer Situation.
Und wieder sitze ich hier, fasse mir an den Hals, spüre meine Lymphknoten die ich leicht merke (die aber nicht tastbar sein sollten), spüre diesen Pickel-Ähnlichen Druckschmerz am hinteren Schädel, und im Grunde ist dieser Tag gelaufen.

Ich hatte am Montag meinen Eisprung, wenn ich ganz ungenau bin hätte es auch Dienstag sein können. Aber ich weiß nicht, ob ich es so in Verbindung mit meinen Krämpfen vom Mittwoch bringen kann.

Ich bin wieder an Punkt Null angelangt. Alle Sonos von vor einem halben Jahr bringen mir jetzt nichts mehr. Alls Blutuntersuchungen auch nicht.
Ich verlieren das Vertrauen in meinen Arzt, weil er nicht weiter forscht, und das will ich nicht. Ich mag ihn, und ich muss dem Arzt vertrauen können.
Ich bin gerade wieder so am Boden wie an Tag 1 dieses Psycho Desasters.

Ich habe auch sehr oft Schmerzen in den Leisten. Bei mir kommt das immer vom Rücken.

Zitat von petrus57:
Ich habe auch sehr oft Schmerzen in den Leisten. Bei mir kommt das immer vom Rücken.


Guten Morgen Petrus,

du hast ja auch recht. Natürlich ist das naheliegend, wenn man eine Rückenerkrankung hat. Die habe ich ja auch, du kennst ja meine Probleme wahrscheinlich noch von den vorangegangenen Posts. Aber wie das eben so ist, je mehr plötzlich einspielt, um so schneller fährt das Kopfkarussell. Ich war gerade eine Stunde mit meiner Tochter draußen, um den Kopf etwa frei zu kriegen.
Immer wieder hab ich mal den Kopf in den Nacken gelegt, und jedes Mal war diese Stelle wieder zu spüren. Und dann versucht man rational zu denken: das muss alles gar nichts miteinander zu tun haben. Und dann zählt man in der nächsten Sekunde doch wieder alles zusammen.

Ist es denn normal, dass Lymphknoten Anschwellen wenn nur eine kleine Erkältung ausgebrochen ist?
Ich hatte die letzten beiden Male ja nur leichten Schnupfen und war relativ fit. Wenn ich erkältet bin schwillt in der Regel nichts bei mir an.

Gestern war ich etwa 2 1/2 Stunden draußen, und ich hab schon echt gefroren. Heute niese ich und habe einen kleinen Schnupfen, aber nichts was mich flachlegt. Meinem Hals geht es gut, heute Nacht hatte ich diese Stelle im Nacken auch noch nicht, erst beim Aufstehen fiel sie mir auf.
Sie sitzt direkt in diesem Nackenstrang unterhalb der Stelle wo der Schädelknochen aufhört.

Huhu,

zuerst mal der wichtigste Hinweis:

Bei Lymphdrüsenkrebs vergrößern sich die Lymphknoten, sind NICHT schmerzhaft und vor allem bleiben sie groß und werden immer größer. Wie so ziemlich alle Krebse hatte ich selbstverständlich auch diesen schon Schmerzhafte Lymphknotenschwellungen können zwei Ursachen haben: Eine Infektion oder aber eine Reizung durch ständiges daran Herumtasten

Was deine Schmerzen an den immer selben Stellen anbelangt:

Ich selbst hatte das vor gut zwei Jahren auch monatelang. Immer dieselbe Stelle im Bauch und immer dieselbe Stelle im Kreuz. Dazu ebenfalls immer wieder Unterleibsschmerzen - zyklusabhängig. Am stärksten um den Eisprung und die Periode herum. Das hat mir ebenfalls höllische Angst gemacht und die Gedanken, die du beschreibst, hätten von mir sein können. Kein Arzt hat was gefunden, bis irgendwann im Kontrollultraschall beim Gynäkologen eine Zyste sichtbar war. Die musste dann operativ entfernt werden und dabei ist dann festgestellt worden, dass ich Endometriose habe. Die ganzen Schmerzen und das Ziehen und Drücken kamen daher! Das Problem bei Endo ist, dass du es (abgesehen von eventuellen Zysten) nicht im Ultraschall siehst. Es ist also meist eine Zufallsdiagnose bei einer Bauchspiegelung. Endometriose kann eben genau deine beschriebenen Schmerzen verursachen. Insbesondere die Krämpfe der Gebärmutter um den Eisprung herum sind typisch und mir wohl bekannt :-/ Die meisten Gynäkologen tun zyklusbedingte Schmerzen erstmal als normal ab, so dass viele Frauen erst nach Jahren der Leidenszeit die Diagnose bekommen. Vielleicht solltest du ihn mal gezielt darauf ansprechen und im Zweifel eine Bauchspiegelung durchführen lassen. Das ist minimalinvasiv und wirklich harmlos, aber danach war ich echt ein neuer Mensch.

Selbst, wenn es das aber nicht sein sollte, greift mein oben geschriebener Hinweis, dass schmerzhafte Lymphknotenschwellungen KEIN Krebs sind.

Nimm dir deinen Mann, zieht euch warm an und geht in die Natur heute und sei dankbar für deinen gesunden Körper - das ist er nämlich! Du wirst sehen, wie gut einem das tun kann. Mir hilft das total - je abgeschiedener, desto besser

Alles Liebe und eine feste Umarmung für dich :-*

Zitat von Pikapikapikachu:
Ist es denn normal, dass Lymphknoten Anschwellen wenn nur eine kleine Erkältung ausgebrochen ist?
Ich hatte die letzten beiden Male ja nur leichten Schnupfen und war relativ fit. Wenn ich erkältet bin schwillt in der Regel nichts bei mir an.

Gestern war ich etwa 2 1/2 Stunden draußen, und ich hab schon echt gefroren. Heute niese ich und habe einen kleinen Schnupfen, aber nichts was mich flachlegt. Meinem Hals geht es gut, heute Nacht hatte ich diese Stelle im Nacken auch noch nicht, erst beim Aufstehen fiel sie mir auf.
Sie sitzt direkt in diesem Nackenstrang unterhalb der Stelle wo der Schädelknochen aufhört.

Achso - du warst auch noch erkältet?

Ja, das ist normal! Und wie gesagt, bei Krebs schwellen die auch anders an als bei dir. Die werden so groß, dass man sie von außen wie so einen kleinen Ball unter der Haut sieht. Ehrlich - du hast das nicht! Ich muss deine Angst da echt enttäuschen, du wirst auch dieses Mal überleben und nicht sterben müssen.

Ich stelle mir manchmal vor, wie das wäre, wenn die Angst ein Mensch wäre: Ich meine, da rennt einer hinter dir her und erzählt dir den ganzen lieben langen Tag Müll, der nicht stimmt und auch noch macht, dass du dich schlecht fühlst Jetzt mal ehrlich - würdest du den noch in dein Haus lassen?! Vielleicht hilft es dir, die Angst als Person zu visualisieren und ihr einfach jedes Mal in ihren viel zu dicken Hintern zu treten, wenn sie dich wieder nervt.

Liebes @maedchennr1 ,

du hast mich mit deinem letzten Post sehr ins Grübeln gebracht. Auf eine positive Art! Ich muss Deine Worte noch ein paar mal lesen und verinnerlichen. So simpel, so wahr. Ich kann gerade nicht fassen wie echt du diese Angst, und den Weg, sie in die Ecke zu drängen, beschreibst!

Ich wünsche dir sehr, dass es dir ein wenig hilft. Im Endeffekt ist diese ganze Angst-Ding ein Kampf und natürlich nervt das, weil wir uns nicht aktiv entschieden haben, diesen Kampf bestreiten zu wollen, sondern wir wurden hineingezwungen.

Ich hab mal irgendwann eine Geschichte gehört, da ging es um eine Frau, die an einem Fluss lief. Plötzlich kam jemand vorbei und stieß sie in den Fluss. Weil der Fluss eine starke Strömung hatte, war die einzige Lösung, mit aller Kraft zu schwimmen, um wieder ans Ufer zu kommen und sich zu retten. Die Frau überlegte, ob sie diese Anstrengung auf sich nehmen sollte - schließlich hatte sie die Situation nicht verursacht, also wäre es demzufolge auch nicht ihre Aufgabe, sich da rauszuholen. Andererseits war es die einzige Möglichkeit, zu überleben. Also schwamm sie letzten Endes.

Ich hab das damals gehört und es war so passend für mich. Ich hab so oft geweint - aus lauter Angst, aber auch, weil ich es so furchtbar fand, dass ausgerechnet ich diese Ängste hatte. Bei mir lag/liegt die Ursache eben auch wirklich gar nicht bei mir, sondern in meiner Familie. Ich hätte manchmal ausrasten können, dass meine Eltern mir bspw. bei Kleinigkeiten gesagt haben 'Daran kannst du sterben!'. Wenn man sowas als kleines Kind gesagt bekommt, verliert man das Vertrauen in das Leben. Aber letzten Endes hilft es dir nicht weiter, zu wissen, wer oder was verantwortlich ist. Wir müssen selbst ans Ufer schwimmen und wir können das auch. Es ist eben nur sehr, sehr anstrengend.

Genieß deinen Sonntag - vielleicht ja sogar mit Schnee

Jetzt habe ich mich ein paar Wochen beruhigen können. Ich fahre täglich ein paar Kilometer auf dem Spinningrad und mache leichte Dehnübungen für den Rücken. Aber es wird nicht besser. Ich habe zeitweise an verschiedenen Stellen ein Stechen i den Gelenken und der Muskulatur, und alle angesammelte Logik geht komplett flöten!
Es ist immer wieder irgendein Krebs oder Tumor, und die Angst lässt sich so schlecht verscheuchen.
Es sticht zeitweise im Oberarm, Unterarm, in den Füßen, Zehen, Fingern, es zieht kurz an den Muskeln im Arm wenn ich eine Einkauf trage, vorhin zog es sogar in meinem Hals (ja, genau, vorn. Nicht im Nacken!), es ist so unangenehm und beängstigend. Meinen Orthopäden erreiche ich nicht, und ich weiß nicht ob mein Hausarzt Sinn macht. Ich hab am Wochenende Geburtstag, und es kommen Gedanken wie ich möchte davor keine Hiobsbotschaft bekommen!.

Ich hab das Gefühl, dass mir kein Arzt wirklich helfen kann. Das kann doch nicht alles vom Rücken kommen! Ich hatte doch keinen Unfall und somit kein körperliches Trauma. Ja, ich hab so ziemlich jeden Winter in den letzten drei Jahren einen steifen Hals gehabt und Physio bekommen. Meine Linke Schulter schmerzt seit Monaten bei jeder Bewegung nach vorn. Ja, meine LWS schmerzt bei gewissen Belastungen auch enorm. Aber all das kann doch nicht bis in den kleinen Zeh oder in den Hals ausstrahlen!
Wo ist meine Logik!?
Wieso ist immer alles gleich Tod, Krebs, Sterben?
Ich hatte noch nie einen Bandscheibenvorfall.
Ja, mein Gewicht ist 15-20 kg über dem, was ich wiegen dürfte. Aber damit schädigt man doch seine Gelenke nicht in so kurzer Zeit. Oder doch?
Es zieht im Unterarm, es kribbelt manchmal in den Fingern, es zieht im Zeh, im Knöchel...sobald ich mich bewege ist es entspannter. Auch Nachts, wenn ich schlafe, ist alles schön. Sobald ich aufwache ist es, als würde all das mit mir erwachen, wortwörtlich!

Hinzu kommt, dass ich in den seltsamsten Situationen plötzlich schlagartig müde werde. Und innerlich extrem unruhig, mein Kreislauf spielt dann verrückt. Ich habe das Gefühl, dass es eine neue Art Panikattacke ist. Wenn ich mich entspannen kann ist es wieder gut.

Ich bin gerade wieder so tief drin, in diesem Sud aus Angst.
Morgen gehe ich zu meinem Hausarzt. Ich hab echt enorme Angst, das kennt ihr sicher.
Es ist fürchterlich!

Hi Pikachu (ich kürze den Namen jetzt einfach mal ab ),

zunächst: Du erwartest zuviel, wenn du erwartest, dass deine Angst jetzt einfach für immer verschwindet. Es geht erstmal darum, sie zu schwächen und das hast du getan, wie du sagst. Diese Rückfälle hat man gerade zu Beginn immer wieder und das ist völlig normal. Das Problem ist deine Amygdala (das Angstzentrum deines Gehirns): Wenn du einmal richtig Angst über Tage hinweg hattest, steht die auf Alarm. Die Amygdala ist sozusagen hypersensibel und das schwächt sich nur sehr, sehr langsam wieder ab. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass kleine Ereignisse sie sofort wieder aktivieren und du wieder Angst bekommst. An diesen Punkten ist es absolut wichtig, sich selbst immer wieder zu sagen, dass diese Angst keine Berechtigung hat (selbst, wenn man das innerlich erstmal nicht glaubt) und man jetzt deshalb etwas anderes macht, als ihr Aufmerksamkeit zu schenken. Die Angst drängt sich vorerst trotzdem weiter auf - sie ist irgendwie präsent, aber durch das bewusste Beschäftigen mit Dingen, die dir gut tun oder die dich vielleicht auch einfach nur ablenken, nimmt sie nicht mehr 100 Prozent deines Lebens ein. Mit der Zeit wird die Angst immer weniger, aber man muss durchhalten und sich selbst immer wieder herausholen (ich muss das, wenn es ganz schlimm ist, manchmal wirklich im Minuten-, wenn nicht gar Sekundentakt).

Unabhängig davon nennst du in deinem Text gleich drei gewichtige Punkte, die gegen Krebs sprechen:

Punkt 1: Du wiegst 15-20 Kilo zuviel. Hättest du Krebs, der bereits deinen ganzen Körper befallen hat (und das müsste er, wenn es überall wehtut), würdest du eher 15-20 Kilo zu wenig wiegen, ganz sicher aber nicht zuviel

Punkt 2: Du hast Sport gemacht. Ein derart ausgebreiteter Krebs ließe Dich keinen Sport mehr machen. Deine Müdigkeit zählt dabei nicht, denn als ich im Januar ein richtiges Horror-Wochenende voller Angst hatte, habe ich bereits davor, währenddessen und noch Wochen danach ein richtig krasses Schlafbedürfnis gehabt, das mich auch immer einfach so überkommen hat. Angst macht müde, denn dein Körper fährt nonstop auf Hochtouren. Umso unwahrscheinlicher wäre es, wenn du dann auch noch Krebs zu der Angst hinzufügst und immer noch in der Lage wärst, Sport zu machen.

Punkt 3 (der wichtigste, wie ich finde): Die Symptome sind nicht kontinuierlich da, sondern immer dann, wenn du Angst hast, oder du gerade angespannt bist. Krebs nimmt keine Rücksicht auf Schlaf, Krebs täte auch weh, wenn du schläfst, so dass du wohl eher nicht schlafen könntest, weil du Schmerzen hast, als andersherum. Hinzu kommt, dass Schmerzen, die sich bei Bewegung abschwächen, ein sehr eindeutiges Zeichen für Anspannung und Verspannung sind. Du nanntest bspw. deinen Hals: Durch meine Schluckbeschwerden, die ich vor kurzem hatte, bin ich mittlerweile Experte in Sachen Halsmuskulatur. Lege einfach mal deine Hand an deinen Hals, vor den Kehlkopf und schlucke dann. Das, was sich da bewegt, wird von Muskeln bewegt. Und die spannen an, wenn dein Körper Stress hat. Den Stress hat er auch, wenn du gerade mal eine Stunde oder einen Tag hast, wo deine Angst weg ist, weil er vorher tagelang mit Adrenalin bombardiert wurde. Dementsprechend hält diese Anspannung vor und kann auch außerhalb der Angst Symptome produzieren. Es muss also nicht zwangsläufig die Wirbelsäule sein, sondern Muskeln können auch an anderen Stellen verspannen.

Kurz und gut: Ich enttäusche deine Angst ein weiteres Mal sehr gern, lehne mich weit aus dem Fenster und prophezeie, dass du schon wieder nicht sterben wirst

Liebste Grüße!

Ich sehe, was du meinst. Und ich verstehe, was du schreibst. Und es funktioniert, sobald die Angst abgeschwächt ist.
Aber im Moment ist meine Logik auf der falschen Seite. Rückenprobleme habe ich ja schon seit einer geraumen Zeit. Ich muss versuchen, meine Logik dorthin zu lenken. Grundsätzlich machen meine Beschwerden in Zusammenhang mit meinen Wirbelsäulenproblemen Sinn. Aber wie das so bei Menschen wie uns ist: ich kann nicht aufhören zu denken. Meine anatomischen Kenntnisse halten sich in Grenzen. Vielleicht ist das auch ganz gut so, denn ich vermute mal dass ich mich noch extremer beäugen würde, wenn ich mehr Verbindungsmöglichkeiten finden könnte.

Ich weiß dass meine Ängste in meinem Kopf produziert werden. Ich weiß aber auch, dass nicht alles was ich fühle daraus resultiert. Seit letztem Jahr quäle ich mich mit körperlichen Wehwehchen. So was kannte ich vorher gar nicht.
Jedes Mal mit Angst zum Arzt, weil man nicht weiß, wie und ob diese Wehwehchen zusammenpassen.

Ich baue auf deine Anspannungstheorie. Dafür hätte ich diesen Leukämie Beitrag nicht lesen dürfen/sollen. Dann fällt mir wieder meine Bekannte aus Jugendzeiten ein, die an einem Lymphom gestorben ist und von der Krankheit nichts gemerkt hat (soweit ich weiß). Gerade das macht mich so verrückt.

Es sind nicht nur die Muskeln, die ziehen. Und das Gedankenrad rattert immer weiter. Nerven, die eingeklemmt sind? Muskeln? Wie spielen die mit ein? Angstfieber.

Naja, das grundsätzliche Problem einer Somatisierungsstörung ist, dass sie beliebig viele und vor allem unterschiedliche Symptome produzieren kann. Natürlich bildest du dir die nicht nur ein - sie sind da. Aber Ursache ist in vielen Fällen einfach die innere Anspannung (nicht nur muskulärer Art). Um wieder in die Abschwächung zu kommen, musst du dich beschäftigt, ablenken oder dich körperlich auspowern. Du kommst in Phasen höchster Anspannung mit Argumentation nicht weiter, das ist klar. Aber diese hohe Anspannung hält auch nicht ewig an, weil dein Körper sie gar nicht so lange aufrecht erhalten kann. Insofern geht es immer wieder darum, sich zurückzuholen. Immer wieder neu. Bspw. indem man im Geist ein Lied singt. Egal was - Hauptsache nicht in Diskussionen mit der Angst gehen.

Liebes @maedchennr1 ,

wie ein heißes Bad und zwei Gläser Rotwein einen doch wieder beruhigen können .

Ich muss trotzdem sagen dass es Gold wert ist, von den Erfahrungen und der Logik derer zu zehren, die all die Verrücktheiten der Psyche und des Körpers selbst schon erlebt haben. Mir bleibt im diesem Zusammenhang auch nur dieses Forum. In meiner Umgebung hat niemand (oder es geht niemand offen damit um) solche Probleme, so dass es für die wenigsten nachvollziehbar ist, was man in solchen Momenten durchmacht. Ich habe zwar sehr liebe Freunde, die einen auf den Boden der Tatsachen holen und kritisieren dass man zb googlet. Aber es ist schon ein anderes Gefühl, von Gleichgesinnten angehört zu werden.

Dafür ein liebes Dankeschön an dieser Stelle!

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Hey.... fühl dich mal gedrückt...

Ich kann das, was du schreibst, völlig nach empfinden.
Auch bei mir gibt es auf und abs...
Eine Zeit lang klappt das mit dem logisch denken und Ruhe bewahren ganz gut... und dann schnappt man sich wieder irgendwas auf und es geht wieder los...
Ich denke es ist völlig normal, dass man gelegentlich wieder einen Rückfall erleidet. Und es ist doch positiv, dass es dir nun so lange gut ging...
Meine Angstphasen waren vor noch 1 Jahr nur von ganz kurzen Pausen unterbrochen. Nun, nach meiner Therapie, habe ich auch mal ein einige Wochen Ruhe. Versuch dich nicht verrückt zu machen. Es ist völlig normal, dass mal etwas zwickt , schmerzt etc...

Danke @Phibie88 .

Vieles wäre so viel leichter zu ertragen und aus der Welt zu schaffen, wenn man ein paar Hypochonder in seiner Umgebung kennen würde. So bleibt dann halt immer nur der Gang zur Therapie, oder eben (zum Glück) diese Website.

Mit der Zeit entwickelt man ja so seine Techniken. Ob das Meditation ist oder einfach nur die Atmung.
Aber wenn man so mitten drin steckt, in seiner Sicherheit dass da bestimmt was ist, dann ist das für mich auch damit echt schwer, da wieder raus zu kommen.

Hallo,
das tut mir sehr leid und es völlig verständlich, dass dich die Vorfälle belasten und dir zu schaffen machen. Wenn ich so undefinierbare Symptome habe, warte ich erst mal ab. Dann gehe ich zum Hausarzt und er klärt es zunächst mit einfachen Untersuchungen ab. Falls das nicht reicht, wird dann weiter abgeklärt. Das finde ich gut, weil vieles harmlos ist. Natürlich sollte man das abwägen. Ich selbst hatte Knieschmerzen und es hat sich als gebrochenes Bein herausgestellt. So rum kann es auch sein.
So akut, kannst du vielleicht versuchen, die Stelle zu dehnen, aber es sollte auf keinen Fall noch mehr weh tun.
Bei mir ist im Kollegenkreis eine gleichaltrige Lehrgangskollegin an Brustkrebs gestorben. Das hat mich auch lange Zeit verfolgt und es wird einem bewusst, dass das Leben nicht selbstverständlich ist. Das ist alles nicht so einfach und dass du jetzt körperliche Symptome ernster nimmst, ist völlig normal. Wenn klar ist, dass nichts dahinter steckt, muss man es dann wieder auf sich beruhen lassen.
Fühle dich gedrückt. Ich wünsche dir ganz viel Kraft mit deiner Situation.
Liebe Grüße
Claudia

A


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