Ich hatte auch die letzten 5 Jahre übel Angst vor Darmkrebs, weil mein Stuhl selten dicker war als mein Finger und oft genug auch noch plattgedrückt. Ich habe Dr. Google befragt und bin dadurch immer wieder und tiefer in diese Angstspirale geraten, bis ich schon Angst vor dem Toilettengang hatte und meinen Kot mit Herzrasen nach Blut- oder Schleimspuren untersucht habe. Ich habe angefangen, ständig meinen Darmausgang abzutasten, was natürlich zu Brennen und hier und da auch zu Blutungen geführt hat. Meinen Bauch habe ich abgetastet. Tut die eine Seite nicht mehr weh als die andere? Kann ich da nicht einen Tumor tasten? Die meisten Zeiten am Tag war ich extrem mit dieser Angst beschäftigt. Mit 55 Jahren ist die Möglichkeit von Darmkrebs ja auch nicht von der Hand zu weisen.
Hier im Forum habe ich auch einiges gelesen, und es hat mir immer wieder gutgetan, zu erfahren, dass es anderen auch so oder so ähnlich geht. Darum schreibe ich euch hier.
Ich habe es schließlich geschafft, im letzten Oktober zum Arzt zu gehen, um mir einen Termin für eine Darmspiegelung geben zu lassen. Ich habe bei dieser Vorbesprechung sofort nach dem Bleistiftstuhl gefragt. Die Antwort: es sei ziemlich normal, dass, wenn der Stuhl weicher ist, der Durchmesser auch dünner ist, geformt dann durch den Schließmuskel, der sich nur bei härterem Stuhl weiter öffnet. Und bei Leuten, die ANGST haben, ist der Stuhl sehr oft weich. Das Gleiche gilt übrigens auch für den dauernden harten Bauch, der bei mir dadurch zustande kommt, dass ich bei Angst oder Stress wie bekloppt Luft schlucke. Angst ist der Auslöser und der Anfang einer negativen Angstspirale, die tief ins Doomscrolling führt.
Ein paar Tage lang hat mich die Aussage des Doktors zum Bleistiftstuhl dann auch beruhigt, aber als es nun in den letzten Wochen auf den Termin zu Darmspiegelung zuging, waren alle möglichen Symptome wieder anwesend, sogar Blut am Toilettenpapier und Wechsel von Verstopfung und Durchfall, etc... Es ist unglaublich, zu welchen Simulationen im Körper die Vorstellungskraft fähig ist. Und in den letzten Tagen habe ich mit meinem Leben abgeschlossen, weil ich überzeugt war, der Arzt würde irgendwo einen riesigen Tumor entdecken, der schon überall Metastasen gebildet hat.
Heute war ich dann mit Angst, eiskalten Händen und Schweißausbrüchen bei dem Termin, nachdem ich gestern Abend einige Stunden mit der Einnahme des Mittels zur Darmentleerung und den anschließenden Durchfällen zugebracht hatte. (Die Flüssigkeit, die man trinken soll, ist halb so wild und der Durchfall ist eigentlich sogar ziemlich angenehm, weil aus dieser Blackbox Darm endlich mal ALLES herauskommt.)
Der Termin selbst ist unspektakulär: Man macht sich untenrum frei, bekommt eine Papierunterhose und legt sich auf eine Liege. Dann bekommt man eine Spitze mit einer Narkose, und soll sich auf die linke Seite drehen, die Knie angezogen. Ich habe noch in Erinnerung, dass die Arzthelferin sagte, ich solle den Hintern etwas weiter rausstrecken. Das nächste, was ich weiß, ist, dass ich schon wieder bekleidet den Arzt wohl zum wiederholten Male frage, ob alles in Ordnung ist. Ja, sagte er, alles in Ordnung! Das Ganze hat keine halbe Stunde gedauert. Es gibt noch einen Folgetermin, bei dem meine Hämorrhoiden behandelt werden sollen (Daher das Blut am Toilettenpapier).
Ansonsten ist jetzt 10 Jahre Ruhe, da Darmkrebs so langsam wächst, dass man erst nach 10 Jahren wieder zur Voruntersuchung muss. Alle, die Angst vor Darmkrebs haben, möchte ich hier wirklich ermutigen zum Arzt zu gehen. Ich weiß, dass die Vorstellung davon allein schon große Angst macht. Ich habe mich 5 Jahre (!) rumgequält damit. Aber letztlich ist das die einzige Chance, diese Angst loszuwerden. Zudem ist ab 50 die Darmkrebsvorsorge alle 10 Jahre eh kostenlos und wird empfohlen, um auch schon Vorstufen von Darmkrebs rechtzeitig entfernen zu können.
29.01.2025 16:17 •
x 1 #15