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Hallo liebe Experten,

ich (männlich, 29) bräuchte dringend einen Rat:

Ich habe einen ganzen Haufen Probleme auf die lange Bank geschoben. So hat sich alles immer weiter verschlimmert.
Jetzt bin ich an einem Punkt, wo ich mir sicher bin, dass ich ohne Hilfe nicht mehr aus dem Abwärtsstrudel entkomme. Ich weiß aber nicht, womit ich anfangen soll.

1. Mein Selbstvertrauen ist gleich null. Ich brauche ständig Bestätigung und die kleinste Kritik macht mich tagelang fertig.
2. Ich habe häufig Verdauungsstörungen, Bauchkrämpfe und Durchfall. Es gibt zwar einen psychosomatischen Einfluss, aber es scheint bei mir auch ein gewisser Zsh. zu Lebensmitteln zu bestehen, zB Milch.
3. Ich schäme mich für meine Wohnung, was ich esse, was ich an Kleidung habe und alles, was mich als Person ausmacht. Das geht soweit, dass ich mich nicht traue, mein Zimmer zu verlassen, wenn mein Mitbewohner Besuch hat.
4. Seit der Kindheit neige ich dazu, auf Zehenspitzen zu gehen. Hat möglicherweise auch psychische Ursachen.
5. Freundschaften aufrechtzuerhalten fällt mir ungeheuer schwer, vor allem wegen Punkt 3. Wirkliche Freunde habe ich nicht.
6. Ich habe Angst vor Nähe und bin in Sachen Frauen völlig hilflos.

Ich kann das (noch) alles unheimlich gut verbergen und schlage mich nach außen hin in sozialen Situationen meist ganz wacker. Die meisten Bekannten würden mir meine Ängste auch gar nicht abnehmen, weil ich in bestimmten Situationen auch richtiggehend extrovertiert und draufgängerisch sein kann.

Die Frage ist: Wie soll ich anfangen?
- Selbstvertrauenstraining
- Verhaltenstherapie
- zum Hausarzt wegen der Verdauungsprobleme
- Selbsthilfegruppe

Vielen Dank für eure Hife!

05.11.2007 00:00 • 05.11.2007 #1


1 Antwort ↓

Hallo timb,

willkommen hier im Expertenforum. Du hast ja Deine Situation schon recht differenziert analysiert und kennst Deine wunden Punkte.

Wenn Du denkst, dass einige Deiner Probleme auch einen mehr körperlichen Ursprung haben könnten, würde ich das auf jeden Fall fachärztlich abklären lassen (z.B. Nahrungsmittelunverträglichkeiten).

In Bezug auf Deine psychischen Probleme würde ich gar keine Differenzierung vornehmen, da die doch - wie ich das einschätze - zusammenhängen.

Geringes Selbstvertrauen, Angst vor negativer Bewertung durch andere, Schamgefühle und Angst vor Nähe sollten als etwas Gemeinsames betrachtet werden. Alle diese Bereiche greifen in einander und bedingen sich auch gegenseitig.

Du spricht auch von Deiner Kindheit. Deine Angst vor Nähe könnte auf eine Bindungsunsicherheit zurückgehen, was häufig sehr früh entsteht und teilweise schon in früheren Generationen der eignen Familie ebenfalls vorhanden war.
Ich würde Dir deshalb zu einer Psychotherapie raten, die auch Deine Entwicklung und Lebensgeschichte mit einbezieht. Dies kann durchaus eine lebensgeschichtlich orientierte Verhaltenstherapie sein. Aber auch eine tiefenpsychologisch orientierte Therapie könnte bei Dir durchaus Sinn machen. Ich würde an Deiner Stelle einfach den Schritt gehen, und einen Termin bei einem Psychotherapeuten ausmachen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Schau in erster Linie dabei darauf, ob Du Vertrauen zu dieser Person entwickeln kannst und die Beziehung (Chemie) einigermaßen stimmt.

Bist Du so ein Stück weitergekommen, kann durchaus auch eine Selbsthilfegruppe sinnvoll werden. Ich würde eine solche Lösung aber als zweiten Schritt sehen, wenn er dann überhaupt noch notwendig ist.

Ich wünsche Dir auf Deinem Weg viel Erfolg und grüsse Dich ganz herzlich

Bernd Remelius




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