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Hallo, ich bin in einer schwierigen Situation und unschlüssig was die nächsten Schritte angeht: ich habe eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung und damit zusammenhängend traumatisch bedingte Angst, oft dissoziiere ich im Verlauf und zusätzlich besteht eine soziale Phobie. Nach meiner beruflichen Reha bewarf ich mich erfolgreich um die Stelle einer kaufm. Angestellten in einer Augenklinik. Seit zwei Jahren haben wir dort eine 300%ige Steigerung der Auslastung bei gleichbleibendem Personal, bzw. mit einer halben Stelle weniger sogar. Das hat zur Folge, dass ich immer häufiger im Sekretariat eingesetzt bin. Dort zählen wir täglich ca. 200 Anrufe, man hat ständigen Kundenkontakt, muss sehr komplexe Orga-Abläufe koordinieren, Geldgeschäfte ordentlich abwickeln und sich um Notfälle aller Art kümmern. Leider steigert sich meine Angst, die Panikattacken und dissoziativen Phänomene nehmen zu an Stärke und an Häufigkeit und ich steuere direkt auf einen Teufelskreis zu. Die Attacken lassen sich nicht in diesem reizüberfluteten Umfeld steuern. Heute habe ich eineinhalb Stunden lang mit heftigsten Symptomen gekämpft und bin sie auch nach mehreren Stunden noch nicht 100% wieder los. Ich bekomme immer größere Angst zur Arbeit zu gehen. Ich bekomme immer größere Angst wieder so krank zu werden, dass ein Klinikaufenthalt unumgänglich wird. Zur Zeit mache ich eine analytische Traumatherapie und bin von daher auch näher an meinen Erlebnissen dran. An meinem Arneitsplatz herrscht ein enormer Druck. Wenn man zwei Tage krank ist, ist man beim Chef schon unten durch. Ich habe einen GdB von 50% wegen der Traumafolgestörung.

Welche Schritte sollte ich tun? Eine Exposition ist sowieso vorhanden. Aber traumatische Angst kann man glaube ich nicht so wirksam mit den Verhaltensregeln eines Expositionstrainings bewältigen. Die dissoziativen Symptome auf der körperlichen Ebene sind unerträglich und bringen mich schier zur Verzweiflung. Was kann ich für mich an der Arbeitsplatzsituation verbessern? Wer ist Ansprechpartner?
Ich funktioniere auf sehr hohem Niveau und habe einen ansonsten guten Stand. Aber der Kundenkontakt, der hohe Leistungs- und Zeitdruck zwingen mich in die Knie.
Ich danke Ihnen sehr für Ihre Rückantwort.

18.06.2010 21:35 • 22.06.2010 #1


1 Antwort ↓

Hallo Nell,

das ist sicher eine schwierige Situation für Dich. Und Du solltest nicht funktionieren, bis alles zusammenbricht.

Als erstes möchte ich Dir unbedingt empfehlen, Dich mit der für Dich zuständigen Betriebsärztin (oder dem - arzt) in Verbindung zu setzen. Der kann - wenn Du glaubst, nicht selbst mit Deinem Chef sprechen zu können - Einfluss nehmen, da es inzwischen genug gesetzliche Regelungen gibt, was die Gesundheitsfürsorge gegenüber Arbeitnehmern betrifft. Eigentlich müsste für Dich eine interne Lösung gefunden werden, der Deinen Gesundheitszustand und Deine Schwerbehinderung berücksichtigt (d.h. vor allem Entlastung).
Weitere Ansprechpartner wären die Schwerbehindertenvertretung, wenn es so etwas in Deinem Betrieb gibt. Ich würde auch mit der für Schwerbehinderte zuständigen Beratungsstelle Deines Wohnortes sprechen bzw. nimm Kontakt mit dem zuständigen Versorgungsamt für eine Beratung auf.

Schaue Dir auch mal diese Seite mit vielen Infos zu Schwerbehinderung + Arbeit an:

http://www.zbfs.bayern.de/integrationsamt/broschueren/index.html


Wenn Du merkst, dass die ambulante Therapie in Deiner Krisensituation nicht ausreicht, so besprich dies mit Deinem Therapeuten. Vielleicht wäre dann eine zeitweilige intensivere Behandlung z.B. in einer Tagesklinik sinnvoll.

Ich hoffe, Du findest einen guten Weg für Dich !

Gruß

Bernd Remelius




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