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Hallo liebes Team,

wie kann es sein, dass man jedesmal von Neuem Angst vor einer Situation hat, die man schon mehrere Male erfolgreich gemeistert hat und sogar mehrmals gelobt worden ist?

Zum Beispiel: jeden Morgen bevor ich zur Arbeit gehe überkommt mich diese Angst (auch körperlich) und das obwohl ich mir einrede, dass ich keine Angst zu haben bräuchte, weil ich es schon so oft sehr gut gemeistert habe.

Dies ist bei einigen Situationen am Tag so und das seit ich denken kann.
Letztes Jahr nahm ich Flouxetin und solche Aufregung hatte ich nicht. Dabei musste ich jeden zweiten Tag einen Vortrag halten und mir z.T. scharfe Kritik anhören und war dabei sogar körperlich total gelassen. Ich war von mir richtig überrascht.

Die Gelassenheit habe ich nun nicht mehr. Als hätte ich keine Abspeicherung im Kopf!!?

Vielen lieben Dank schon im Voraus!
LG
Panthera

21.06.2009 21:42 • 22.06.2009 #1


Hallo Panthera,

das ist so, wie beim Fliegen - viele tun es unter Angst, immer wieder, ohne dass etwas passiert - aber theoretisch könnte ja doch .... dadurch gibt es kein Erfolgslernen, das nachhaltig für die Zukunft und über viele Situationen hinweg wirkt, sondern nur die situationsbezogene positive Erfahrung, die aber die allgemeine Unsicherheit nicht beseitigt. Man fängt sozusagen immer wieder von vorne an.

Das liegt einerseits natürlich an persönlichen Voraussetzungen (z.B. gibt es einfach genetisch bedingt Menschen, die besonders sensibel sind, oder deren autonomes Nervensystem eine niedrige Reaktionsschwelle hat), andererseits an der grundlegenden Haltung zu Dir selbst. Was Deine Reaktionen zeigen: Du traust Dir nicht wirklich über den Weg und Du traust Deinen Fähigkeiten nicht wirklich. Du bist Dir Deiner nicht sicher !

Deshalb ist es besonders wichtig, auch die Einstellungen zu Dir selbst zu überprüfen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist: Dir nicht nur nach einer bestandenen Situation rückzuversichern, dass Du es geschafft hast (was gut ist; Selbstlob stinkt eben nicht zum Himmel !), sondern vielmehr auch die Situationen durchzuspielen, wo und wie Du versagst. Das tut nämlich jeder mehrfach in seinem Leben. Und das ist entscheidend, dass Du lernst, Dir Fehler und Versagen zu gestatten (auch wenn man dies natürlich nicht will), Dich darin zu üben, wie man damit umgeht und fertig wird. Ich lade meine Patienten häufig ein, bewußt ein paar mal zu versagen, damit sie lernen, dass sie dem nicht ausgeliefert sind, sondern selbst darüber entscheiden, wie sie damit umgehen. Scheitern ist unangenehm, aber normal und keine Katastrophe und vor allem: es darf mich nicht in meinen Grundfesten als Person erschüttern, weil ich weiß, dass ich trotz Scheitern ein wertvoller Mensch wie jeder andere bin. Mein Wert darf nicht von meinen Leistungen abhängig gemacht werden und ständig schwanken! Und vor allem: dass darfst Du nicht auch noch selbst mit Dir tun !

Ich wünsche Dir alles Gute und grüße Dich mit I am what I am ....

Bernd Remelius



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