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Hallo,
ich bin lange krank gewesen und habe kaum noch Freunde. Die Freunde, die ich noch habe, sind natürlich tagsüber arbeiten. Das würde ich ja auch gerne, aber ich finde keinen Job. Ich hab zwar schöne Hobbys (Schreiben, Basteln), aber alleine kann ich mich nicht aufraffen. So sitze ich denn den lieben langen Tag herum. Meistens vor dem Computer und maile, was wirklichen Kontakt aber nicht ersetzen kann. Viele Selbsthilfegruppen finden immer Abends statt, aber da bin ich nicht allein. Wie kann ich tagsüber Kontakte knüpfen? Außerdem bin ich inzwischen therapeutische Gruppen ziemlich satt. Ich kann inzwischen wieder ein normales Leben führen. Die andere Frage ist natürlich, warum ich mich nicht selbst beschäftigen kann. Es ist so eine Mischung aus Angst und Unlust, weshalb ich nichts tue. Ich weiß nicht, wie ich dahinter kommen kann. Vielleicht Versagensängste von früher. Warum kann mein Kopf nicht begreifen, dass ich heute nicht mehr unter diesem Leistungsdruck stehe, wie früher im Studium. Vielleicht meine ich, dass basteln nicht so wertvoll ist, wie studieren. Dass das im Grunde nur Zeitvertreib und damit unwichtig ist. Wie kann ich eine andere Einstellung zu mir bekommen?
Die wichtigste Frage ist also, wie ich lernenkann, mich gerne alleine zu beschäftigen. Und die zweite Frage, wie ich an Kontakte kommen kann.
Haben Sie eine Idee?
Liebe Grüße
Bangbüx

30.07.2007 14:01 • 30.07.2007 #1


1 Antwort ↓

Hallo Bangbüx,

meinen Glückwunsch, dass Du - nachdem Du lange krank warst - wieder gesund bist. Ich hoffe, Du hast dieses Geschenk auch ausreichend gewürdigt ! Oder bist Du etwa einfach so drüber weggegangen ?

Natürlich ist es nach einer längeren Krankheit, die einen ja meist auch etwas sozial isoliert, schwierig, früher gewohnte Kontakte wieder aufleben zu lassen. Wenn Du jetzt auch arbeitslos bist - umso mehr. Hier teilst Du leider das Schicksal von Vielen. Aber trotzdem kannst Du etwas tun !! Am Anfang ist es wichtig, überhaupt wieder aktiver zu werden - erstmal egal was und wie. Gib Dir die Chance, neue Erfahrungen zu machen. Vielleicht kannst Du einfach nicht mehr auf Altbewährtes zurückgreifen und musst Dir neue Kontakte und Aktivitäten erschließen.

Du schreibst, dass Du schöne Hobbys hast. Da bist Du schon viel weiter als viele andere Menschen. Nutze dies wieder. Aber erwarte nicht, dass Du dabei sofort große Lust oder viel Freude hast. Erst kommt das Tun und die andere Einstellung - dann wirst Du auch wieder bessere Gefühle haben. Viele erwarten, dass sie sich zuerst gut fühlen müssen, bevor sie etwas tun können - aber es ist gerade umgekehrt. Also werde aktiv.

Vielleicht musst Du Dir ja einige Zeit auch einfach die Zeit vertreiben - na und? Dies ist sicherlich besser, als herum zu sitzen und immer mehr in Depression und Selbstmitleid zu versinken. Daraus kann sich doch Neues ergeben.

Um Kontakte zu bekommen, kannst Du einiges versuchen, bis Du auch wieder Arbeit gefunden hast: Weiter- und Fortbildung - verbessere Deine Chancen; suche Dir eine ehrenamtliche Tätigkeit - hier gibt es in größeren Städten bereits Vermittlungsbörsen; Arbeitslosen-Cafe;Volkshochschulkurse; treibst Du Sport ? bist Du in einem Verein? usw. Es kommt in erster Linie darauf an, dass Du aktiv wirst und nicht wartest, ob Du das auch mit den tollsten Gefühlen machst. Die kommen schon, wenn Du etwas für Dich gefunden hast, da kannst Du ganz sicher sein.

Vielleicht helfen Dir auch zwei Bücher aus dem PAL-Verlag weiter, die ich Dir empfehlen möchte: Wolf/Merkle - Gefühle verstehen, Probleme bewältigen sowie Wolf/ Einsamkeit überwinden.

Ich wünsche Dir viel neuen Elan, Kampfgeist und dass Du es Dir wert bist, auch einmal für Dich zu kämpfen, wenn es notwendig ist.

Herzlichen Gruß

Bernd Remelius




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