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Hallo,

ich habe eine generalisierte Angststörung mit Panikattacken und einen Suchthintergrund in meiner Jugend. Lebe seit 19 Jahren trocken und habe viele überstanden, ohne in eine Krise zu kommen. 4Kinder, zig Tiere, eine Erkrankung am malignen Melanom und eine Dro. meines Sohnes haben mich nicht aus der Bahn geworfen. Ich dachte, das Kapitel Psyche habe ich weitgehend abgehakt.

Allerdings kreiste ich viel um meinen Schlaf, weil ich gelegentlich Nächte hatte, die nicht gut waren. Anläßlich der Krebserkrankung bekam ich vom Arzt Stangyltropfen und die habe ich dann immer mehr gesteigert, habe aus diesem Grund, um solche Nächte zu vermeiden, Powerwalking gemacht, Bäder etc.

Ich habe um den Schlaf herum Zwänge aufgebaut.

Nun plötzlich kam letzte Woche der totale Einbruch. Ich konnte keine Nacht mehr schlafen. Mal drei Stunden, das wars. Eine furchtbare Panik kam in mir auf, wie seit zig Jahren nicht. Ich habe mir im Internet Kavain bestellt, Baldrian, Hoggar, Tryptophan und alles geschluckt ohne Erfolg.
Jede Nacht wurde noch schlimmer.
Also wieder zum Psychiater, noch mehr Tabletten, Opipramol.
Alles geschluckt und nicht geschlafen. Dauernd das Gefühl, durchzudrehen.
Der Psychiater meint, weiterschlucken.

Innerhalb von zwei Wochen habe ich den Boden verloren, den ich jahrelang hatte. Ich weiß vor Übernächtigung, Pillenkonsum etc. nicht mehr weiter.
Mein Mann sagt, ich steigere mich da rein.

Und er meint, ich wehre mich innerlich gegen die Pillen. Ich bin von dem Opipramol zwar müde, aber mein Kopf werkt weiter.

Langsam frage ich mich, ob das ein Suchtrückfall ist, wegen dem wahllosen Schlucken.

Ich habe keine Linie mehr, sondern rotiere, immer nur mit dem Gedanken, ich muss jetzt schlafen... Ich frage mich, warum ich in so ein Loch gefallen bin...

Viele Grüße
Georgia

11.12.2008 08:08 • 13.12.2008 #1


1 Antwort ↓

Hallo Georgia,

erst will ich Dir meine Hochachtung aussprechen, was Du alles schon Deinem Leben schon geschafft hast. Das hat natürlich auch viel Kraft gekostet und scheinbar bist Du jetzt erschöpft und auch überfordert. Vielleicht hast Du auch zu lange nicht an Dich selbst gedacht. Da ich Dich nicht näher kenne, kann ich dies aber nicht beurteilen und weiß natürlich auch nicht, warum Du in ein solches Loch gefallen bist.

Was Du nicht vergessen darfst, ist Deine Neigung zu Suchtverhalten, das, auch wenn Du schon so viele Jahre erfolgreich trocken warst, nicht einfach aus Deinem Gehirn für immer gelöscht ist. Es ist in schwierigen Situationen immer noch abrufbar und eine Tendenz, mit Problemen umzugehen.

Für mich ist der Kern von Suchtverhalten, dass man mit einem Suchtmittel versucht, direkt das Befinden, die Gefühle zu manipulieren. Das tut man übrigens auch mit Medikamenten. Das kann in einer Krise durchaus auch mal helfen, wenn man dadurch wieder zu eigener Stärke zurückfindet. Wenn dies aber nicht der Fall ist, dann wird es wieder zum Problemlöser. Aber nicht die Gefühle sind das Problem, sie sind nur Signale, die uns anzeigen, das etwas schief läuft. Nur wenn wir die Gründe dafür, das wir uns nicht wohlfühlen oder Probleme, die wir haben , die aber nicht gelöst sind, angehen, kann es zu einer stabilen Veränderung kommen - nicht durch direkte Manipulation unseres Befindens.

So haben auch Deine Schlafprobleme Gründe, die auf Dauer nicht durch Medikamente verschwinden, sondern nur dadurch, dass Du sie findest und mit ihnen offensiv umgehst. Möglicherweise führen aber auch schon allein die Medikamente zu einem gestörten Schlaf, ein Teufelskreis, der ja auch inzwischen wissenschaftlich gut geklärt ist.

Deshalb kann ich Dir nur empfehlen, den eigentlichen Ursachen auf den Grund zu gehen. Dafür wäre aber eher eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll. Du solltest aber auch z.B. ein Schlaflabor aufsuchen, um mit Spezialisten Deine Situation besprechen. Sprich mit Deiner Krankenkasse, ob die Dir mit Adressen weiterhelfen können.

Schaue Dir z.B. auch mal die Seite: http://www.schlafgestoert.de/. Dort findest Du auch Spezialisten für Schlafmedizin, mit denen Du zumindest telefonisch Kontakt aufnehmen könntest, um Adressen in Wohnortnähe zu bekommen.

Ich wünsche Dir, dass es Dir bald wieder besser geht und hoffe, dass Du einen neuen Weg einschlägst und nicht nur weiter versuchst, Deine Gefühle und Probleme zu schlucken.

Lieben Gruß

Bernd Remelius




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