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Hallo,

ich wohne seit 4 Jahren mit meinem Freund zusammen. Ich habe eine ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung und meine Ängste sind unerträglich geworden. Mein Freund hat eine Zwangsstörung. Jetzt will er in eine andere Wohnung ziehen, weil das alles für ihn und für mich unerträglich geworden ist. Ich versuche ihn zu kontrollieren, habe vor allem und jedem Angst und habe bis jetzt nichts dagegen unternommen. Ich kann verstehen, dass er nicht mehr kann. Er will trotzdem mit mir zusammen bleiben. Ich habe nun solche Ängste und Depressionen, dass es nicht mehr auszuhalten ist. Ich nehme auch Benzodiazepine, aber die helfen auch nicht mehr so besonders. Bin gerade dabei, einen Therapeuten zu suchen, habe aber noch keinen gefunden. Meine größte Angst ist es, alleine in meiner Wohnung zu wohnen und dass mein Freund sich eine andere sucht, obwohl er mir tausendmal sagt, dass er nur räumlichen Abstand braucht, damit ich mein Leben selbst gestalten soll und nicht immer auf ihn fixiert bin. Ich weiss nicht mehr weiter und nehme mir jedesmal vor, ihn nicht mehr mit Fragen zu nerven. Wie kriege ich mein verpfuschtes Leben wieder in den Griff? Was läuft bei ihm mit seinen Zwängen ab? Wäre für einen Rat dankbar. Vielleicht kann ich das auch mit den Zwängen mal besser verstehen.

26.09.2007 17:33 • 27.09.2007 #1


1 Antwort ↓

Hallo Ella,

eine schwierige Beziehungssituation, die Du da schilderst. Trotzdem finde ich eine räumliche Trennung keine schlechte Idee. Ich will Dir auch sagen,weshalb ich das meine. Wenn zwei wie ihr , jeder für sich psychische Probleme haben, dann tut es erst einmal gut, sich aneinander festzuhalten. Aber dies reicht nicht, um sich zu verändern, führt oft eher dazu, dass man sich seinen eignen Problemen nicht stellt.
Also, wenn ihr Euch mögt, dann wird auch eine Trennung nichts daran ändern. Und wenn sie etwas ändert, dann war es eher Notgemeinschaft als Liebe. Hart, aber wahr - oder?

Eine räumliche Trennung gibt Euch beiden eine Chance, an Euch zu arbeiten und Euch weiter zu entwickeln. Haltet Kontakt, seht Euch, wenn ihr wollt, unternehmt Dinge zusammen, unterstützt Euch, wo ihr könnt,aber verlasst Euch nicht zu sehr auf den Anderen. Keine Abhängigkeit ! D.h. aber: arbeitet an Euch selbst.

Also heißt das für Dich: Therapie !
Und für Deinen Partner: Therapie !

Was ich Dir unbedingt raten möchte: Finger weg von den Benzodiazepinen ! Die sind mal kurz zur Beruhigung in einer Krisensituation gut, aber bei längerer regelmäßiger Einnahme machen sie abhängig. Also, wenn Du Medikamente brauchst - zum Facharzt für Psychiatrie. Der ist hier der Spezialist.

In Bezug auf Deinen Informationsbedarf zu Zwängen verweise ich Dich auf das Buch von einem ausgewiesenen Spezialisten auf diesem Gebiet Nicolas Hoffmann, Wenn Zwänge das Leben einengen
ISBN 978-3-923614-37-0 aus dem PAL Verlag. Hier findest alle ausreichenden Informationen.

Ich wünsche Dir, Euch, dass Ihr einen guten Weg für Euch selbst und miteinander findet.

Gruß

Bernd Remelius




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