Ratlos und verängstigt

liebe experten,

vor geraumer zeit wurde bei mir eine generalisierte angsstörung diagnostiziert.

da ich meinen psychiater nicht erreichen kann, stelle ich meine frage hier rein.
es hört sich bestimmt eigenartig an aber es ängstigt mich sehr stark.
vor ein paar tagen saß ich am pc, plötzlich hatte ich solche heftigen spannungszustände, ich dachte ich müßte schreien oder wo gegen treten. ganz böse. jedenfalls bekamm ich dann mittendrin die gedanken in den kopf, was ist wenn ich mir was antue. (sah mich schon mit dem messer in der küche) ich denke nicht an selbstmord, bestimmt nicht. aber diese gedanken kommen seitdem immer wieder, dann verspanne ich mich... ein teufelskreis!

gehört so was auch zum beschwerdebild dieser erkrankung oder kann es sein das ich doch den verstand verliere?

vielen dank!

zicke

Hallo zicke,

es ist verständlich, dass dieses Erleben Dich erschreckt. Wichtig ist, dass Du Dir immer wieder klar machst, das dies ein Gefühl und nicht die Realität ist. Das Gefühl signalisiert Dir, dass Du Dich in seelischer Not befindest. Nicht mehr und nicht weniger ! Damit erfüllt es seine Aufgabe.

Nun bist Du aber gefordert: Du hast immer die Kontrolle über Dein Handeln (nicht immer über Deine automatischen Gedanken oder Gefühle !), d.h. Du wirst nur das an Gedanken umsetzen, wozu Du Dich entscheidest. Da geht nichts automatisch und Du verlierst auch nicht den Verstand. Der sitzt nicht irgendwo rum, dass man ihn verlieren könnte. Deshalb nutze ihn für Dich !

Du sagst, bei Dir sei eine generalisierte Angststörung festgestellt worden. Eine solch ausgeweitete Form einer Angststörung bekommst Du ja nicht über Nacht, da muss viel voraus gegangen sein. Wenn dann plötzlich - eigentlich ungewollt - Suizidgedanken auftauchen, dann zeigt dies ja doch, dass es Dir ziemlich schlecht geht und Du leidest, auch wenn Du vom Verstand her Dich nicht wirklich umbringen möchtest. Das sollte Dir aber zeigen, dass Du psychotherapeutische (nicht nur psychiatrische Hilfe) brauchst. Also empfehle ich Dir dringend, eine Verhaltenstherapie zu machen.

Zusätzlich solltest Du mit Deinem Psychiater besprechen, was Du tun kannst (z.B. Dich kurzfristig in eine Klinik begeben), wenn Du in eine Krise kommen solltest, wo Du nicht mehr für Dich garantieren kannst, auch wenn Du das gar nicht willst. Jeder Mensch kann auch einmal in eine solche Ausnahmesituation kommen, wo er nicht mehr weiter weiß. Aber das ist das Gefühl, nicht die Realität. Du kannst immer Hilfe bekommen und Dich weiter entwickeln.

Zum Schluss noch ein anderer Aspekt. Ich weiß nicht, ob Du Medikamente nimmst. Es gibt Psychopharmaka, von denen bekannt ist, dass sie bei einigen Menschen Suizidgedanken sozusagen als Nebenwirkung auslösen können. Wenn Du also Medikamente einnimmst - unbedingt mit Deinem Arzt sprechen und eventuell mit ihm zusammen überlegen, ob ein Wechsel des Präparats notwendig ist !!

Ich wünsche Dir eine baldige Besserung und grüße Dich herzlich

Bernd Remelius