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Hallo liebes Expertenteam,

nach etlichen Sitzungen bei versch. Therapeuten, jede Menge Arztbesuchen, einem Aufenthalt in einer Herzklinik, mehreren 112-Anrufen, Sitzungen bei Psychokardiologen, Heilpraktikern usw. weiß ich durch eine liebe Therapeutin nun endlich, warum ich unter meinen Beschwerden leide.

Meine Eltern haben sich getrennt, als ich noch nicht mal ganz 2 Jahre alt war. Seitdem ist meine Mutter für mich der wichtigste Mensch geworden. Wir haben alles zusammen gemacht. Sie war mit mir eine zeitlang im Kindergarten, damit ich nicht alleine hin muss (kannte es nicht, von Mama getrennt zu sein, da wir vor dem Kindergarten JEDEN Tag zusammen waren), kam oft in die Schule um die Lehrerin zu unterstützen, mit uns zu basteln, kochen, Ausflüge zu unternehmen. An den Wochenenden waren wir immer zusammen unterwegs; shoppen, Freizeitparks, Schwimmbäder, Wochenendurlaube usw. (das Motto war immer 'du brauchst keine Angst haben, Mama ist ja da').
Das ging so, bis ich 16 war und meinen ersten Freund hatte (Fernbeziehung). Sie fuhr mich jedes Wochenende zu ihm (das war auch das erste mal, dass ich wo anders geschlafen habe) und holte mich Sonntagabend wieder ab. Seitdem ging ich auch zuhause öfter mal 'alleine' (also ohne meine Mutter - aber dafür mit Freunden) weg.
Mit 18 (2008) begann ich meine Ausbildung im kfm. Bereich. Das war ein großer Schritt, da ich mit 18 zum ersten Mal ganz auf mich gestellt war (alleine Zug/Auto fahren, neue Berufsschule, arbeiten gehen/Seminare usw). Ich war seitdem auch öfter mal ganz alleine unterwegs (nach der Arbeit noch mal in der Stadt shoppen usw.).

Anfang 2009 lernte ich meinen jetzigen Freund kennen und wir beschlossen Anfang 2011 zusammen zu ziehen. Zu der Zeit kamen viele Probleme zusammen. Ich hatte meine Abschlussprüfungen, musste mir einen neuen Arbeitsplatz suchen (fand auch einen..aber keinen der mir Spaß machte), meine Mutter bekam einen Tumor entfernt und es wurde eine weitere 'Auffälligkeit' im Körper festgestellt. Zudem gefiel mir die Wohnung, die mein Freund nehmen wollte, nicht besonders gut. Da es meiner Mama zu der Zeit so schlecht ging, beschloss ich, erstmal bei ihr wohnen zu bleiben und später dann zu meinem Freund zu ziehen.

Im Mai 2011 sollte ich meine Kollegin vertreten, die in den Urlaub ging. Davor hatte ich schon Monate vorher Angst; weinte und sagte zu meiner Mutter 'Ruf dort an und sage ich komme nicht mehr'. Früher war es immer so, dass sie mich vor allem beschützte. Sie sagte für mich alle Termine die ich nicht wahrnehmen wollte ab. Egal welche.

Dieses Mal nicht. Sie sagte, das würde sicher nicht so schlimm werden, aber ich dachte 'das schaffe ich nie'. Naja, es war dann Mai und die Kollegin ging in den Urlaub. Den ersten Tag überstand ich mit viel Stress, gefühlt 1000 unbeantworteten Mails und ohne Pause. Am Abend machte ich mir im Bett viele Gedanken 'ohje, das hast du vergessen, das musst du morgen gleich ganz früh machen' usw.
Mitten in der Nacht bekam ich dann meine erste Panikattacke - und dachte 'jetzt ist es vorbei', da ich ja gar nicht wusste, dass es sowas überhaupt gibt. Seitdem bin ich von Arzt zu Arzt gerannt und alle sagten, ich hätte nur etwas Stress. Nunja, seitdem sitze ich zuhause.
Die ersten 3 Monate zog ich zurück in die Wohnung meiner Mutter (habe eine eigene über ihrer), schlief bei ihr im Bett und konnte sie nur kurz aus dem Haus gehen lassen.
Ich lag nur im Bett und machte NICHTS. Immer wenn mein Freund mich besuchen kam, freute ich mich schon den ganzen Tag auf ihn und sobald er da war, ging es mir besser. Nicht perfekt, aber ok.

Vor ca. 1 Monat schaffte ich es, mich zu überwinden, mich ins Auto zu setzen und zu ihm zu fahren. Dort blieb ich eine Woche (wobei er tagsüber ja arbeiten musste und ich alleine war). Immer wenn er auf der Arbeit war, ging es mir wieder schlecht. 2 Wochen später fuhr ich wieder hin. Eines morgens ging es aus dem Haus und ich bekam wieder eine ganz schlimme Panikattacke. Ich rief meine Mutter an und sie holte mich sofort ab (60 km). Seitdem bin ich wieder daheim und gehe nicht mehr raus. Letzte Woche war mein Freund die ganze Woche hier. Es ging mir blendend. Keine Symptome. WIr waren einkaufen, spazieren, haben einiges unternommen. Und heute.... wachte ich auf, dachte 'oh nein, heute muss er heim' und schwupps, alle Symptome wieder da. Herzstolper, hoher Puls, Atemnot, Glosbusgefühl und ein starker Druck auf dem Oberkörper (Bereich Lunge). Das geht jetzt wieder eine Woche so, bis wir uns am Wochenende wieder sehen.
Meine Therapeutin meinte 'Sie wissen, dass das alleine gelassen werden der Auslöser ist, daher müssen Sie selber einen Ausweg finden'.
Leider weiß ich nicht, wie?! Können Sie mir einen Tip geben, wie ich aus dem 'mir gehts nur gut, wenn mein Freund da ist-Kreislauf' wieder ausbrechen kann??

Viele Grüße,
mimi

01.01.2012 20:52 • 03.01.2012 #1


1 Antwort ↓

Hallo Mimi90,

es wäre vermessen, nachdem Du schon einige Therapien gemacht hast, dass Tipps aus der Ferne und ohne Dich näher zu kennen, helfen könnten, Deine Probleme zu überwinden. Da wäre ein solches Forum wirklich überfordert.

Ich spreche dabei NICHT davon, dass alles so schlimm bei Dir ist oder gar hoffnungslos. Das wäre völliger Quatsch. Ich möchte nur betonen, dass Deine Probleme auf einer fast geraden Spur (i.S. immer ähnlicher und gleichförmiger Erfahrungen) und über lange Zeit entstanden sind und damit Teil Deiner Persönlichkeit geworden sind.
Deine Mutter hat es gut gemeint. Eure Situation ohne den Vater hat das schützende Verhalten Deiner Mutter und die (zu) enge Beziehung und Bindung zwischen Euch auch nahegelegt. Dieses gemeinsame Muster hat aber andererseits etwas erzeugt, was Dir heute zu schaffen macht: Abhängigkeit von der Fürsorge wichtiger Bezugspersonen !

Und wenn diese nicht anwesend sind, hast Du bisher nie gelernt, konntest es auch nicht lernen, Dir selbst und Deinen eignen Fähigkeiten zu trauen und ein positives Vertrauen in Dich zu entwickeln. Ich würde aus den Informationen, die Du mir gegeben hast, als erste Hypothese meinen, dass bei Dir eine sog. abhängige Persönlichkeitsstörung vorliegt. Dieses Denk- , emotionale und Verhaltensmuster tritt nur auf, dann aber stabil und durchdringend, wenn Du auf Dich alleine gestellt bist. Dann greifen wieder alte Bindungsmuster, wie man sie bei kleinen Kindern besonders deutlich sieht - wenn es schwierig wird, zu Stress kommt, sie Angst bekommen, laufen sie zu Ihrer wichtigsten Bezugsperson zurück, denn nur dort finden Sie die Sicherheit, die sie sich selbst NOCH NICHT geben können.

Darauf aufbauend reagierst Du heute als Erwachsene in solchen Situationen noch immer mit diesem kindlichen inneren Muster und Panik, wenn die Bezugspersonen nicht sofort zur Verfügung stehen. Es wird also nötig sein, dass Du lernst, Dir selbst und Deinen eigenen Fähigkeiten mehr zu vertrauen und Dich immer weiter und öfter (wie dies auch Kinder mit der Zeit lernen) von Deiner Mutter oder auch anderen Bezugspersonen zu entfernen und auszuprobieren, dass Du schwierige Situationen alleine angehen und meistern kannst, ohne zu vermeiden, ohne sofort Hilfe zu holen - durch Konfrontation mit Deinen Ängsten und zwar schrittweise.

Ich denke, dass Du Dir hierzu - auch wenn Du schon einige Therapien hinter Dir hast - erneut Hilfe holen solltest. Dabei wäre es wichtig, dass Du Dich dabei erst einmal von Mutter und Freund entfernst und Dir die Aufgabe stellst, ein Stück mehr Vertrauen in Dich selbst zu lernen und Probleme selbst zu lösen, wenn sie auftauchen. Ein schwieriger Weg - aber ein gangbarer ! Ich wüsste keinen anderen oder leichteren.

Deshalb möchte ich Dir einige Adresse von Kliniken nennen, von denen uns Patienten häufig positive Erfahrungen berichten. Wichtig ist, wenn Du Dich zu einer Therapie weg vom sicheren zu Hause entschliesst, eine solche Therapiephase auszuhalten, auch wenn es schwierig wird, nicht zu fliehen und Dir selbst Aufgaben zu stellen, die Dich weiter bringen - dies natürlich mit therapeutischer Hilfe.

Hier die Adressen:

Klinik Berus.Orannastr.55.66802 Überherm-Berus

Psychosomatische Klinik Windach-Ammersee,Schützenstr.16,86949 Windach

AHG Klinik für Psychosomatik,Kurbrunnenstr.12, 67098 Bad Dürkheim

Vogelsbergklinik,Jean Berlit Str.3l, 36355 Grebenhain

Klinik Roseneck.Am Roseneck 6. 83209 Prien

Psychosomatische Fachklinik Bad Pyrmont,Bombergallee 10,31812 Bad
Pyrmont

Hardtwaldklinik I , Hardtstraße 31, 34596 Bad Zwesten, kostenfreies Service-Telefon 0800 8528870

Wenn Du bereit bist, diesen Weg zu gehen, dann kümmere Dich auch selbst und alleine darum. Informiere Dich über die Kliniken, entscheide Dich und erledige alle Formalitäten, die dann notwendig sind selbst. Ziel ist immer: alles was Du tust unter dem Aspekt zu betrachten und zu prüfen, was macht mich unabhängiger, was macht mich selbstständiger, was gibt mir mehr Vertrauen in mich selbst ! - und dann trotz Angst genau diese Dinge zu tun und einzuüben.

Bei diesem nicht leichten Weg, der Dir aber neue Chancen für Dich und Dein Leben eröffnen kann, wünsche ich Dir alles erdenklich Gute, Mut, Kraft und Durchhaltevermögen. Wenn Du es wirklich willst, wirst Du es schaffen !

Bernd Remelius




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