Hallo döni,
ich bitte um Dein Verständnis, dass ich mich nicht in eine ärztliche Verordnung einmischen kann und darf.
Deine Bedenken verstehe ich natürlich, denn es fällt wahrscheinlich den wenigsten Menschen leicht, Psychopharmaka zu nehmen, deren individuelle Wirkung am eignen Körper noch nicht erfahren wurden. Da hilft häufig nur Vertrauen und ausprobieren - unter der fachlichen Anleitung des Arztes - oder sich eine zweite Meinung einholen.
Aus meiner Erfahrung und aus psychotherapeutischer Sicht lass mich aber noch einige Anmerkungen machen:
- Antidepressiva haben meines Wissens nach kein Abhängigkeitspotential - anders etwa wie Tranquilizer. Das Vorliegen einer depressiven Störung sollte allerdings m.E. diagnostisch gesichert sein. Dann können Antidepressiva - möglichst zusammen mit einer psychotherapeutischen Behandlung wirklich hilfreich sein.
- Ist die Diagnose ADHS gesichert? Dieser Diagnose haben sich bei Erwachsenen erst in letzter Zeit psychiatrische Fachkollegen zugewandt. Diese Diagnose sollte m.E. aber nicht bei einem Kurzbesuch beim Arzt gestellt werden, sondern erfordert genaueres Hinschauen. Bei der Behandlung von ADHS erscheint heute gerade eine medikamentöse Behandlung sehr wichtig und erfolgreich. Hier wird allerdings i.d.R. eher der Wirkstoff Methylphenidat eingesetzt (ein Stimulans, das bei ADHS paradox wirkt, die Konzentration, innere Ruhe und die Handlungskontrolle verbessert). Medikamente, die diesen Stoff enthalten sind etwa Ritalin, Medikinet oder Equasym.
Aus Deinen Schilderungen heraus nehme ich an, dass Dein Arzt Dir gerade dieses Antidepressiva verschrieben hat, weil es aktiviert. Er vermutet wohl eine ähnliche Wirkung wie bei Stimulantien. Ich verstehe allerdings nicht ganz, weshalb er nicht zuerst Stimulantien versucht, weil deren Wirkung bei ADHS belegt ist. Da kann ich also nicht mehr dazu sagen.
Was würde ich Dir empfehlen ?
- Grundsätzlich ist ein medikamentöser Behandlungsversuch kein falscher Ansatz. Früher wurde um Medikamente oder Psychotherapie gestritten, heute weiß man, dass eine Kombination meist der beste Weg ist.
- Du solltest Dich selbst mehr über ADHS bei Erwachsenen informieren und selbst noch einmal mit überlegen, ob dies bei Dir vorliegt. Wichtig erscheint mir dabei, ob ADS-Symptome bei Dir schon als Kind vorlagen oder zu vermuten sind.
Kurze zusammenfassende Informationen findest Du z.B. unter
Als Bücher kann ich Dir empfehlen: A. D. S. ( ADS). Das Erwachsenen-Buch von Dieter Claus (Autor), Elisabeth Aust-Claus (Autor), Petra-Marina Hammer (Autor)
sowie ADHS bei Frauen - den Gefühlen ausgeliefert von Doris Ryffel-Rawak (Autor), Doris Ryffel- Rawak (Autor)
- Du solltest neben einer Medikation eine zusätzliche verhaltenstherapeutische Behandlung (Psychotherapie) in Erwägung ziehen.
- Wenn Du eventuell in der Nähe einer psychiatrischen Uniklinik zu Hause bist, wäre eine Nachfrage dort sicherlich nicht falsch, da derzeit meist solche Kliniken sich mit dem Thema ADHS bei Erwachsenen näher befassen.
Ich hoffe, ich konnte Dir einige Anregungen geben und wünsche Dir für Deinen weiteren Weg alles Gute
Bernd Remelius