App im Playstore
Pfeil rechts

Warum suche ich eigentlich seit ich denken kann nach gleichgesinnten, seelenverwandten Menschen, um dann im nächsten Augenblick festzustellen, dass ich doch ganz anders bin, einzigartig ängstlich oder einzigartig überheblich,
einfach anders als alle andern???

Ich habe hier soviele Schilderungen von Unwohlsein bis Panikattacken gelesen, die mich schon sehr an meine eigenen Zustände erinnern, trotzdem schleicht sich jetzt schon wieder das Gefühl ein, ich bin hier falsch, so bin ich nicht, so gehts mir nicht.

In mir steckt so eine seltsame Mischung zwischen ich bin nicht so blöd wie die und ich bin nicht so intelligent wie die. Die einen beleidige ich mit meiner Überheblichkeit, von den andern lass ich mich demütigen. Und selbst steh ich im luftleeren Raum.

Ich bin so schrecklich einsam, die, die ich als Freunde will, die wollen mich nicht und umgekehrt.

Ist so ein Fühlen und Denken angeboren oder anerzogen, oder eine Mischung aus beidem?

02.02.2009 11:49 • 03.02.2009 #1


1 Antwort ↓

Hallo Sokratessa,

erst eine Vorbemerkung: alle Menschen sind anders als alle anderen, weil jeder Mensch einzigartig ist !
Das wird Dir aber wahrscheinlich nicht all zu sehr weiterhelfen, weil Du im Augenblick noch felsenfest von dem überzeugt bist, was Du von Dir und über andere denkst und was Du von Dir selbst hältst.

Jetzt aber einige Bemerkungen direkt zu dem, was Du schreibst. Das erinnert mich sehr an all die Menschen, mit denen ich zu tun hatte, die Probleme mit der Regulierung von Nähe und Distanz zu anderen Menschen haben oder hatten.
Dabei handelt es sich um ein Grundmuster menschlicher Existenz: einerseits der Wunsch nach Nähe, Intimität, Verständnis und Schutz und andererseits der Wunsch nach Eigenständigkeit, Selbstbestimmung und Einfluss durch das eigene Verhalten.

Das zeigen schon Babys. Und wir lernen die Regulation dieser Pole schon früh im Leben durch die Bindung zu unseren Bezugspersonen. Etwas ähnliches Wichtiges passiert dann noch einmal in der Pubertät und im Jugendalter - verstärkend oder korrigierend.

Das was wir da lernen, entscheidet sehr über unser Beziehungsverhalten zu uns selbst und zu anderen - sind wir sicher und selbstbewusst (d.h. nicht überheblich zum eigenen Schutz !), oder vermeiden wir und ziehen uns mehr zurück oder schwanken wir hin und her, so wie das eher bei Dir zu sein scheint.

Manchmal kann sich dies so einseitig oder extrem entwickelt haben, dass sich daraus auch psychische Probleme ergeben, die wir - zugegeben in der Wortwahl nicht sehr glücklich und umstritten - als sog. generalisierte, überdauernde Persönlichkeitsmuster oder -störungen bezeichnen. Im Gegensatz zu sog. neurotischen Störungen wie Phobien, spezifischen Ängsten, Depressionen erleben wir selbst unser eigenes Funktionieren dabei nicht immer als problematisch, haben eher den Eindruck, so sind wir halt und Probleme treten meist innerhalb von Beziehungen zu anderen Menschen zu Tage - gleich welcher Art diese sind (z.B. in dem wir Nähe und Distanz nur schwer, manchmal abstoßend regulieren können.

Vielleicht könnte das bei Dir ja in diese Richtung gehen. Ich denke, da solltest Du Dir psychotherapeutische Hilfe holen, um eigene blinde Flecken oder automatische Muster, die Du selbst nicht bewusst wahrnehmen kannst, herauszufinden, zu beleuchten und wo möglich auch dort zu verändern, wo sie nur alte Muster sind, früher wohl ihren Sinn hatten, Dir heute aber unnötige Probleme bereiten und Deiner Entwicklung vielleicht sogar schaden.

Ich wünsche Dir einen guten Weg für Dich und grüsse Dich herzlich


Bernd Remelius




App im Playstore